3. Begriffserklärung und Abkürzungen
Barkhor: Das alte tibetische Stadtviertel und der Markt um den Jokhang Tempel in Lhasa. Wörtliche Bedeutung: "mittlerer Umlauf".
Kader: (tib. le che pa; chin. gan bu) bezieht sich auf das Personal der chinesischen Verwaltung oder auf Personen, die bei offiziellen Projekten oder in staatlichen Unternehmen arbeiten.
CCP: (chin. Zhong Guo Gong Chan Dang) Chinese Communist Party, die im Juli 1921 gegründete chinesische kommunistische Partei.
CPL: Criminal Procedure Law; Strafgesetz, das revidierte CPL trat am 1. Januar 1997 in Kraft.
CPPCC: Chinese People's Political Consultative Conference. Zuerst 1949 einberufen, besteht die "Politische Konsultativ-Konferenz des chinesischen Volkes" aus Vertretern von außerparteilichen Organisationen, die jedoch die Partei unterstützen. In Gegenden nationaler Minderheiten gehören ihr auch führende Persönlichkeiten der verschiedenen Religionen und ehemalige Aristokraten an, die der Partei hörig sind. Sie ist das Hauptorgan für die Einheitsfront und tritt regelmäßig zusammen, um die Parteipolitik zu unterstützen und zuweilen auch ihre Kommentare dazu zu geben. tib. krung-go mi-dmangs chab-srid grod mol tshogs-'du.
Distrikt: (tib. dzong, chin. Xian, engl. county) einem Landkreis entsprechende Verwaltungseinheit mittlerer Ebene.
DMC: (tib. u-yon lhan-khang, chin. wei yuan hi) Democratic Management Committee; 1962 zur Kontrolle der religiösen Institutionen in Tibet eingerichtete Verwaltungsorgane, die 1996 im Zuge der Kampagne zur "Patriotischen Erziehung" neu konstituiert wurden.
Drapchi: Offiziell als das "Gefängnis der Autonomen Region Tibet" bezeichnet.
Gefährdung der Staatssicherheit: Anklagekategorie in dem neuen Strafgesetz statt dem bisherigen "konterrevolutionär".
Geshe: Geistlicher Titel, in etwa einem Doktor der Theologie entsprechend; Mönch oder Lama mit dem höchsten philosophischen und monastischen Studium der Gelugpa Schule des tibetischen Buddhismus.
Gutsa: Haftanstalt für Lhasa, 3 km östlich der Stadt am Kyichu Fluß gelegen. Hier werden Personen inhaftiert, gegen die ermittelt wird, die also noch nicht offiziell angeklagt oder zu Administrativhaft verurteilt wurden.
Gyama: (tib.) Gewichtseinheit, 500 g entsprechend.
Hukou: (chin.), (tib. themtho), Wohnregistrierungsausweis, der auch als Lebensmittelkarte dienen kann.
Haftzentrum: (tib. lta-srung-khang, chin. kanshousuo), Anstalt, wo Gefangene ohne Anklage vor der Verurteilung eingesperrt werden, entspricht etwa der Untersuchungshaftanstalt.
Khenpo: (tib.) Wörtlich Abt in der Nyingma und Kagyu Tradition des tibetischen Buddhismus, Khenpo entspricht dem Geshe-Titel der Gelugpa Schule.
Kulturrevolution: (tib. rigs-nas gsar-brje), wurde 1966 von Mao Zedong losgetreten, um die Kontrolle über die kommunistische Partei zurückzugewinnen. Er befahl der Jugend, "die Zentrale zu bombardieren" (die Partei von inneren Opponenten zu säubern) und die "vier Alten" (alte Ideen, alte Kultur, alte Bräuche und alte Gewohnheiten) auszurotten. Die chinesische Regierung beschreibt sie heutzutage als die "zehn schlechten Jahre", womit sie die ganze Periode von 1966-1976 meint, obwohl sie eigentlich nur zwei Jahre dauerte. In Tibet, so sagt man, habe sie bis 1979 gedauert.
Lama: (tib.) Das tibetische Wort für einen angesehenen religiösen Lehrer, gleichbedeutend mit dem Sanskritbegriff Guru. Ein Lama muß nicht unbedingt ein Mönch sein, obwohl vorzugsweise alle Lamas der Gelugpa Schule Mönche sein sollten. Chinesische Politiker verwenden das Wort in inkorrekter Weise für jeden Mönch.
Mu: (tib.) Flächenmaß, entsprechend 67 Quadratmetern.
NPC: National People's Congress, Nationaler Volkskongreß.
PAP: (tib. drag ches nyen tok dmag mi, chin. wu jing), People's Armed Police Bewaffnete Volkspolizei, eine 1983 aufgestellte paramilitärische Einheit, die für die innere Sicherheit, die Grenzüberwachung, den Schutz staatlicher Einrichtungen und auch die Gefängnisse zuständig ist.
Patriotische Erziehung: Eine Kampagne, im Zuge derer chinesische "Arbeitsteams" in tibetische Klöster geschickt werden, um dort die kommunistische Ideologie zu propagieren und durchzusetzen.
PRC: People's Republic of China Volksrepublik China.
Präfektur: (tib. sa-khul, chin. dique), Verwaltungseinheit unterhalb der Ebene einer Provinz oder Region und oberhalb der Ebene eines Distrikts; die "Tibet Autonomous Region" (TAR) ist in sechs Präfekturen unterteilt.
Prokuratur: (tib. zhib chu; chin. jian chayan), ein gerichtliches Organ in China, ähnlich der Staatsanwaltschaft, das für die Ermittlung und strafrechtliche Verfolgung bei Kriminalfällen zuständig ist. Sie ist auch zuständig für die Bearbeitung von Beschwerden gegen Polizei, Gefängnispersonal andere Verwaltungsstellen.
PSB: (tib. schi de chus, chin. Gong An Ju), Public Security Bureau, Amt für Öffentliche Sicherheit, Polizei auf Lokalebene, die Verdächtige festnimmt und sie vor dem Prozeß in Gewahrsam hält.
Rukhag: (tib.) Unterabteilung in Gefängnissen, Dörfern, Schulen oder beim Militär.
Saga Dawa: Der vierte und heiligste Monat des tibetischen Kalenders, in den der Tag der Geburt, der Erleuchtung und des Parinirvana von Buddha fällt.
"Schlag-Hart-Zu": (tib. dungdek tsanen, chin. yanda), "Strike Hard", eine Kampagne der PRC, die ursprünglich zur Bekämpfung von Korruption und Verbrechen eingeführt wurde; in Tibet benützen die Behörden sie jedoch, um gegen "spalterische Elemente" vorzugehen.
Spaltertum: (tib. kha-dral-ring-lugs), engl. "splittism", Parteijargon zur Bezeichnung der tibetischen Unabhängigkeitsbewegung oder jedweder Äußerung von tibetischem Nationalismus.
TAP: (tib. Bod rang-skyong khul, chin. Zang zu zizhizhou), Tibetan Autonomous Prefecture - Autonome Tibetische Präfektur; die Chinesen schufen zehn solcher Verwaltungsbezirke (unterhalb der Ebene einer Provinz oder Region) außerhalb der TAR, die in Nord- und Osttibet (den ehemaligen tibetischen Provinzen Kham und Amdo) liegen und eine vorwiegend tibetische Bevölkerung aufweisen.
TAR: (tib. Bod rang-skyong ljongs, chin. Xizang Zizhiqu), Tibet Autonomous Region - Autonome Region Tibet; formell 1965 von China gebildet, stellt diese Region Zentral- und Westtibets (westlich des Yangtse und südlich des Kunlun Gebirges) das einzige von China als "Tibet" anerkannte Gebiet dar.
Tibet: Die Bezeichnung "Tibet" in diesem Bericht meint das "ethnographische" Gebiet Tibet und umfaßt das gesamte tibetische Hochland. Vor der chinesischen Besetzung Tibets war es in die drei Provinzen Kham, Amdo und U'Tsang unterteilt. Heute umfaßt es das, was China als die Autonome Region Tibet (TAR) bezeichnet, sowie die Gebiete der chinesischen Nachbarprovinzen Qinghai, Sichuan, Gansu und Yunnan mit vorwiegend tibetischer Bevölkerung. Für Peking bezieht sich der Begriff "Tibet" nur auf jenen Teil des ethnographischen Tibets, der in der Autonomen Region Tibet (TAR) liegt.
TIN: Tibet Information Network, eine unabhängige Beobachtergruppe mit Sitz in London.
Township: chin. Xiang, die unterste Verwaltungseinheit, umfaßt formell das Gebiet einer Gemeinde, in ländlichen Gegenden eine Reihe von Dörfern.
UDHR: Universal Declaration of Human Rights Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.
Umerziehung: Indoktrinierung in chinesischer kommunistischer Ideologie und nationaler Einheit, die in den religiösen Einrichtungen und Arbeitslagern in Tibet intensiv durchgeführt wird.
Workteam: (tib. lae doen rukhag, chin. gongzuo dui), speziell gebildete Sondereinheiten von Regierungspersonal, das zur Durchführung der "patriotischen Umerziehung" in eine Institution oder an einen bestimmten Ort geschickt wird.
Yartsa Gunbhu: "Sommer-Gras - Winterwurm", ein tibetisches medizinisch verwendetes Gewächs, botanischer Name: cordyceps sinensis, Raupenkeulenpilz.
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