Februar 1998

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy

CLOSING THE DOORS

Unterdrückung der Religion in Tibet

Inhalt
  1. Einführung
  2. Der "Hart-Durchgreif" Feldzug in Tibet
    1. Beginn der "Hart-Durchgreif" Kampagne
    2. Ziele der "Hart-Durchgreif" Kampagne
    3. Verbot von Dalai Lama Bildern
  3. Patriotische Umerziehungs Kampagne
    1. Ausgabe der Ausweise für Mönche
    2. "Umerziehungs" Kurse
    3. Umerziehungslehrmaterial
    4. Umerziehungsklassen
  4. Arbeitsteams in tibetischen Klöstern
  5. Weitere Restriktionen in der Religionsausübung
  6. Schluß
Teil A

Einführung

Tibetischer Buddhismus ist nicht einfach nur die "Religion" des tibetischen Volkes. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs die tibetische nationale und kulturelle Identität derart mit der religiösen Identität zusammen, daß der Buddhismus das ganze Leben der Tibeter bestimmte. Männer- und Frauenklöster waren Stätten der Gelehrsamkeit, wo das Studium nicht nur der eigenen religiösen Praxis, sondern auch der Vermittlung von Wissen an die Allgemeinheit diente. Vor der Invasion Tibets durch China 1949 gab es über 6.000 Klöster im ganzen Land, die um die 600.000 Mönche und Nonnen beherbergten. 1979 waren nur noch 13 Klöster übrig, die meisten der Mönche und Nonnen waren auf natürliche oder gewaltsame Weise ums Leben gekommen oder waren von den Chinesen zur Ablegung ihrer Mönchsrobe gezwungen worden.

Ab 1980 erlaubte eine beschränkte Liberalisierung in der chin. Religionspolitik den Tibetern, an den Wiederaufbau von Klöstern und die Wiederaufnahme ihrer religiösen Praktiken zu gehen. Dies war für die Volksrepublik China von zweifachem Vorteil, sie konnte sich nämlich vor der internationalen Gemeinschaft rühmen, daß China die Menschenrechte einhalte, und zugleich dem Tourismus-Geschäft in der tibetischen Region zum Aufschwung verhelfen. Seit 1996 wird jedoch eine subtilere, aber ebenso repressive Politik von China verfolgt, um den Einfluß der Religion unter den Tibetern zu neutralisieren.

Aus der Perspektive Chinas fachen die starken religiösen Traditionen Tibets dreierlei hartnäckige Unruheherde an: Erstens hängt die religiöse Kraft Tibets eng mit seiner trotzigen Unabhängigkeitsbewegung zusammen: politische Untergrundgruppen sprossen in den Klöstern Tibets; tibetische Mönche und Nonnen füllen die chin. Gefängnisse und Haftanstalten in Tibet und machen gegenwärtig 69 % der uns bekannten politischen Gefangenen aus. Zweitens charakterisiert die buddhistische Religion die Tibeter als ein eigenes Volk, das sich insbesondere von dem kommunistischen China und seiner Zwangsstrategie zur "Vereinigung des Mutterlandes" deutlich abhebt. Drittens stellt sie ein Hindernis für den von China verfolgten wirtschaftlichen Aufschwung der Region dar: Im Nov. 1995 griff ein Artikel in einer offiziellen chin. Zeitung die Mönche an, sie wollten nicht "zu dem wirtschaftlichen Wachstum beitragen".

Im Jan. 1996 warnten die chin. Machthaber, daß "gegen diejenigen, welche die Religion benützen, um das öffentliche Leben im administrativen, gerichtlichen, militärischen, sozialen oder Erziehungsbereich zu stören, insbesondere jene, die das Land im Namen der Religion spalten wollen, äußerst hart gemäß dem Gesetz vorgegangen wird". Um die "Probleme in der Religion aus dem Wege zu schaffen", wurden 1996 drei direkte Ziele gesteckt: Registrierung aller Stätten der Anbetung, Ausmerzung schwieriger religiöser Probleme von öffentlichem Interesse, Heranbildung von Kontingenten junger patriotischer religiöser Führer.

Drei Monate später, Ende April 1996, wurde der chin. "Hart-Durchgreif" Feldzug auch in Tibet gestartet. Während die Kampagne des "Harten Durchgreifens" in China offiziell dem Kampf gegen Verbrechen und Korruption galt, richtete sie sich in Tibet vor allem gegen "Spalter", die für die Befreiung Tibets und den Dalai Lama eintreten. Ein wichtiger Faktor des "Harten Durchgreifens" in Tibet ist die "Umerziehungs-Kampagne", welche zu einer drastischen Unterdrückung der religiösen Freiheit in monastischen Institutionen führte. Chin. Arbeitsteams wurden in allen Teilen Tibets in die Klöster entsandt, um Mönche und Nonnen gewaltsam "umzuerziehen", ihnen vorzuschreiben, was sie zu denken und wie sie zu handeln haben. Wer sich diesen Teams widersetzt, zieht Bestrafung in Form von Ausweisung oder Verhaftung auf sich herab.

Der Kernpunkt der "Umerziehungsmaßnahmen" ist die Verwerfung aller Ideen von tibetischem Nationalismus und die Verunglimpfung des Dalai Lama. Jene, die sich weigern, dies zu tun, riskieren schwere Folgen: Seit China die "Hart-Durchgreif" Kampagne im April 1996 in Tibet startete, wurden allein bis Februar 1998 registriert: 3.993 Ausweisungen aus Klöstern, 294 Verhaftungen und 14 Tote. Die Bestimmungen zum Eintritt in die Klöster wurden verschärft, z.B. die Einführung von Mindest- und Höchstalter, wodurch die monastische Gemeinde noch mehr reduziert und das religiöse Studium eingeschränkt wird.

China gibt an, daß bisher etwa 30.000 von den 46.000 buddhistischen Mönchen und Nonnen in Tibet "patriotisch umerzogen" und von den 1.787 bestehenden Klöstern und Tempeln 1.780 von den Arbeitsteams erfaßt worden seien. Die Regierung kündigte auch an, daß sie die Kampagne von den Klöstern auf alle Bereiche der tibetischen Gesellschaft ausdehnen werde.

Im Nov. 1996 verkündete das tibetische Zentralkomitee nach einer einwöchigen außerordentlichen Sitzung der Führer der Chin. Kommunistischen Partei die "endgültige Schlacht" gegen den Dalai Lama, die auch die letzten Spuren von Einfluß des im Exil lebenden geistlichen Führers aus allen Ebenen der Gesellschaft ausrotten soll. In dem Bericht des Komitees heißt es, daß die "Anti-Separatismus" Kampagne in Tibet, die 1996 in den Klöstern anlief, auch auf die Allgemeinheit der Tibeter ausgeweitet werden muß.

Die beabsichtigten Maßnahmen betreffen die Annahme von "administrativen Schritten zur Eindämmung der unkontrollierten Wucherung von religiösen Festen und Schreinen" und die Verstärkung der Überwachung im täglichen Leben, wie etwa auf dem Gebiet der Kunst und Literatur, damit diese fortan die sozialistische Pflicht des "Dienstes am Volke" erfüllen, anstatt "spirituellen Mist" zu verbreiten. Das Komitee schwor, ernst mit allen Mönchen oder Nonnen abzurechnen, "deren religiöse Aktivitäten oder abergläubische Überzeugungen die Industrieproduktion oder das tägliche Leben behindern", und indem es die tibetische Jugend als das Hauptschlachtfeld nannte, forderte es von jeder Schule, "die sozialistischen Lehren voranzutreiben und sich mehr auf politische und ideologische Erziehung zu konzentrieren".

Im Nov. 1997 nahm die Aktion zur Ausrottung des Einflusses des Dalai Lama solche Formen an, daß Raidi (tib. Ragdi), der Exekutive Stellv. Vorsitzende des Partei-Komitees der TAR, im regionalen chin. Fernsehen ankündigte, daß "wir dem Dalai Lama und seiner separatistischen Kraft einen totalen Krieg in Denken, Theorie und in der Ideologie erklären müssen".

Der "Umerziehungs" Feldzug wurde weiter im Dez. 1997 ausgeweitet, als die chin. Machthaber eine neue Aktion zur Ausrottung des "Einflusses des Dalai Lama auf die tibetischen Volksmassen" in landwirtschaftlichen Gemeinden, Kleinstädten, Städten, Verwaltungsorganen und Schulen ankündigten. Der Leiter des "Ethnischen Religion-Komitees für Tibet" erklärte, daß "die Instabilität anhalten wird, wenn die patriotische Umerziehung nur in den Tempeln durchgeführt wird".

Ziel der Angriffe der chin. Herrscher ist jedoch nicht nur der Dalai Lama, sondern der Buddhismus selbst. Im Juli 1997 erklärte der Parteisekretär der TAR Chen Kuiyan, daß "Buddhismus eine fremde Kultur" sei, und bezeichnete die Idee, daß die tibetische Kultur vom Buddhismus geprägt ist, als "völlig absurd". Darauf folgte im Nov. in den offiziellen Zeitungen eine Bekanntmachung, daß der ideologische "Umerziehungs" Feldzug noch 3 bis 5 Jahre weiterlaufen solle, wobei betont wurde, daß "sich die Religion den Entwicklungsbedürfnissen des Sozialismus anpassen muß, und nicht der Sozialismus den Erfordernissen der Religion".

Religiöse und kulturelle Rechte sind international anerkannte Menschenrechte. Die Verankerung dieser Rechte im Völkerrecht bedeutet die Anerkennung, daß die Erhaltung dieser Werte für die ganze Weltgemeinschaft bedeutungsvoll ist. Das Recht auf Freiheit der Religion ist im Art. 18 der Universalen Erklärung der Menschenrechte festgehalten und stellt daher einen auf alle Länder anwendbaren internationalen Standard dar. Die Untrennbarkeit von Religion und Kultur in der tibetischen Gesellschaft bedeutet, daß die Religionsfreiheit des tibetischen Volkes auch von dem Art. 15 der Internationalen Konvention über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights = ICESCR), die von der VR China im Okt. 1997 unterzeichnet wurde und die das Recht eines jeden, "am kulturellen Leben teilzunehmen" anerkennt, geschützt wird.

China behauptet fortwährend, daß die Menschenrechte der Tibeter gewahrt würden und sie religiöse Freiheit hätten. Touristen in Tibet werden gewöhnlich durch attraktive Klöster voller lächelnder Mönche und Nonnen geführt, die in scheinbarer Freiheit anbeten und studieren können. Ins Exil geflohene Mönche und Nonnen bezeugen, daß solche Besuche sorgfältig von den chin. Behörden vorher arrangiert werden; in der Vergangenheit konfiszierte religiöse Artefakte werden wieder aufgestellt, und den Mönchen und Nonnen wird gründlich eingetrichtert, was für Folgen es hat, wenn sie vor den ausländischen Besuchern kein frohes Bild abgeben.

Dieser Bericht über die gegenwärtige Situation der "Religionsfreiheit" in Tibet betrifft vor allem den chin. "Hart-Durchgreif" und den "Umerziehungs" Feldzug, die seit 1996 in Tibet zur Durchführung kamen. Er stützt sich hauptsächlich auf Zeugnisse, die aus Interviews mit tibetischen Flüchtlingen, die seit 1997 im Exil ankamen, gewonnen wurden. Die volle Wucht der religiösen Repression durch China trifft im Augenblick die tibetischen Mönche und Nonnen, und daher bilden ihre Geschichten die Mehrzahl der in dem Bericht in Betracht gezogenen Aussagen.

Wie bei jeder Untersuchung der Verhältnisse in Tibet, das derzeit unter chin. Besatzung steht, wird dieser Bericht notwendigerweise von der Schwierigkeit, Information aus Tibet zu bekommen, eingeschränkt. Doch reflektieren die aus allen Teilen Tibet stammenden Zeugnisse ein ziemlich uniformes Muster von "Umerziehungs" Politik. Diese Geschichten von Mönchen und Nonnen, die zum Verlassen ihrer Klöster und der Suche nach Religionsfreiheit außerhalb ihrer Heimat gezwungen wurden, beweisen, daß der Angriff Chinas auf die Religion flächendeckend, systematisch, und - bedauerlicherweise - äußerst effektiv ist.

Teil B

Der "Hart-Durchgreif" Feldzug in Tibet

Im April 1996 startete die VR China den nationalen "Ernstes Vorgehen gegen Verbrechen" genannten Feldzug auch innerhalb Tibets. In China richtete sich der Feldzug gegen die Vernichtung von Korruption und Verbrechen; aber in Tibet, ist er vor allem mit Hilfe der "patriotischen Umerziehungs" Unterkampagne auf die Eindämmung von "separatistischer" Aktivität, also gegen die Unterstützung tibetischer Unabhängigkeit und die Führung des Dalai Lama, gerichtet.

Die chin. Regierung verkündete anfänglich, daß nach der Annexion Tibets keine Restriktionen für die Ausübung von Religion auferlegt werden würden. Das 17-Punkte-Abkommen, das Tibet von der chin. Regierung 1951 zu unterzeichnen gezwungen wurde, enthielt auch eine formelle Verpflichtung, die religiöse Tradition Tibets zu schützen und zu respektieren: "Die Politik der Freiheit religiösen Glaubens wird gelten", heißt es darin.

Unabhängige Quellen haben jedoch seit der Invasion von 1949 ein anderes Bild hinsichtlich der sogenannten religiösen "Freiheit" in Tibet enthüllt. Frauen- und Männerklöster wurden ihrer heiligen Schriften, Statuen und Artefakte von unbezahlbarem Wert, von denen die meisten nach Peking entführt wurden, beraubt. Man nimmt an, daß viele davon auf internationalen Märkten verkauft wurden, während andere aus Edelmetall eingeschmolzen wurden. Einige der Klöster wurden als Schlachthäuser und Kornspeicher verwendet. Im Augenblick beansprucht die chin. Regierung, daß 1.787 Klöster und Tempel mit ca. 46.000 darin wohnenden Mönchen und Nonnen wieder aufgebaut worden seien. Diese religiösen Institutionen werden heute von den von China ernannten, sogenannten "Demokratischen Verwaltungs-Komitees" (Democratic Management Committee = DMC), die bei der Einschränkung der religiösen Freiheit der Mönche und Nonnen eine große Rolle spielen, geleitet.

Der "patriotische Umerziehungs" Feldzug wurde als Mittel zur Unterdrückung politisch widerspenstiger Mönche und Nonnen eingesetzt. Ein kürzlicher Neuankömmling aus Tibet berichtet, daß die Kampagne zuerst auf 3 Jahre geplant war und ganz Tibet bedecken sollte. Dasselbe sagte auch Raidi, einer der drei Exekutiven Stellv. Sekretäre in der Kommunistischen Partei Tibets und der ranghöchste Tibeter in der Region.

Zur Durchführung der Kampagne wurden von China ernannte Arbeitsteams in die religiösen Institutionen in ganz Tibet gesandt, um die Mönche und Nonnen in den religiösen und patriotischen Glaubensätzen, wie sie von der chin. Regierung vorgeschrieben werden, "zu erziehen". Zu diesem Zweck verlangen die Arbeitsteams von Mönchen und Nonnen, daß sie ein 5 Punkte umfassendes politisches Gelöbnis unterzeichnen, worin sie den Dalai Lama verklagen, sich gegen Unabhängigkeit für Tibet stellen und die chin. Regierung anerkennen müssen. Verweigerung der Unterschrift heißt Verhaftung und/oder Ausweisung aus dem Kloster. Die Arbeitsteams haben die Macht, die Anzahl der Mönche und Nonnen im Kloster zu beschränken, das Mindestalter für Novizen festzusetzen und das Verbot der Anbringung von Photos des Dalai Lama und des von ihm anerkannten Panchen Lama durchzusetzen.

B 1)

Beginn der "Hart-Durchgreif" Kampagne

Das "Erste Forum über Tibet", in dem die Chinesen eine 6-Punkte umfassende Reform ankündigten, wozu auch die Wiederherstellung der "Rechte der Tibeter auf religiöse und kulturelle Ausübung" gehörte, wurde im April 1980 abgehalten. Das "Dritte Nationale Forum für Arbeit in Tibet", bei dem die wichtigsten Politiker Chinas anwesend waren, fand im Juli 1994 in Peking statt. Sie diskutierten über die Durchführung der wirtschaftlichen Entwicklungspolitik in Tibet. Das Dritte Arbeitsforum verabschiedete eine Reihe von Richtlinien, womit die Machthaber ihre tiefe Besorgnis über die Popularität des tibetischen Buddhismus ausdrücken; diese wurden später von der Partei der TAR unter dem Titel "Eine goldene Brücke zu einem Neuen Zeitalter" veröffentlicht.

Das Dritte Forum stellte fest, daß tibetische Klöster "Widerstand gegen den Staat brüten", und daß diese Opposition "aggressiver als je zuvor" geworden sei, weswegen zu einer strengeren Kontrolle über die monastischen Institutionen aufgerufen wurde, wobei von einer "Straffung der Administration der Tempel" die Rede war. In der Praxis bedeutete dies, daß die Verwaltungsbehörden angewiesen wurden, das Ausmaß der offiziellen Intervention bei dem Betrieb der religiösen Institutionen zu vermehren. Dies geschah durch die von den "Demokratischen Verwaltungskomitees", angeblich gewählten Organen, die seit 1962 in jedem Kloster eingerichtet wurden und die traditionelle Autorität von Äbten und Lamas ersetzen sollten, ausgeübte Überwachung. Die staatlichen Autoritäten übertrugen diesen Komitees die Verantwortung für die Regeln für Zulassung von Mönchen, den Lehrplan und die disziplinäre Ordnung in den Klöstern.

Das Dritte Forum sah vier Schritte für alle religiösen Institutionen vor:

  • die politische Haltung jedes Mitgliedes des DMC zu untersuchen und nur pro-chinesische Mönche zu diesen Komitees zu ernennen,
  • ein Verbot für den Bau von religiösen Gebäuden ohne offizielle Genehmigung einzuführen,
  • die einige Jahre zuvor eingeführten Quoten für die Anzahl von Mönchen und Nonnen in jeder Institution durchzusetzen,
  • jeden Mönch und jede Nonne zu verpflichten, eine Erklärung über ihre absolute Treue zur Führerschaft der Kommunistischen Partei und Integrität des "Mutterlandes" abzugeben.

B 2)

Ziele der "Hart-Durchgreif" Kampagne

Der Exekutiv-Sekretär des Partei Komitees der TAR, Raidi, nannte als die vom Staat bei der Durchführung der Kampagne gesetzten Ziele und Methoden: "Der gegenwärtige landesweite Kampf zur ernsthaften Unterdrückung von Verbrechen ist eine strategische Maßnahme des Zentralen Partei-Komitees zur Stärkung der Herrschaft der sozialen Ordnung". Die Zielsetzung des Dritten Nationalen Forums war, "die religiösen Positionen zu zerstören" und "die Freiheit des religiösen Glaubens von der politischen Loyalität abhängig zu machen". Die neue Politik lief darauf hinaus, eine klare Trennungslinie zu ziehen, in anderen Worten: Ein jeder muß eine formelle Erklärung hinsichtlich der Opposition gegen den Dalai Lama und seine Politik abgeben. Das führte zu vielen Fällen, wo Mönche und Nonnen wegen Verletzung dieses Prinzips aus ihren Klöstern ausgestoßen wurden.

B 3)

Verbot von Dalai Lama Bildern

Die Wurzeln der "patriotischen Umerziehung" finden sich bereits in einer früheren Aktion zur Entfernung aller Photos des Dalai Lama aus öffentlichen und privaten Gebäuden. Erstmals wurde solch eine Kampagne 1980 gestartet. Später wurde die Anti-Dalai-Lama Kampagne bei dem Dritten Nationalen Forum für Arbeit in Tibet wieder aufgegriffen. Das Ziel war diesmal, dem Einfluß des Dalai Lama im religiösen wie im politischen Bereich den Garaus zu machen.

Klöster und öffentliche Plätze waren die ersten Räume, wo es verboten wurde, Photos des Dalai Lama anzubringen. Später wurde das Verbot auf alle Gebäude ausgedehnt: Hotels, Restaurants, Privathäuser, vor allem die von politischen Kadern. Die dominierende Position des Dalai Lama in Tibet sollte dadurch geschwächt werden.

Die erste Welle der Restriktionen war das Verbot von Dalai Lama Bildern im Mai 1994. Parteimitgliedern wurde befohlen, "alle Altäre oder Anbetungsgegenstände von ihren Häusern zu entfernen", und Regierungsangestellten wurde verboten, Dalai Lama Bilder in ihren Wohnungen, Büros oder Autos aufzuhängen.

Zu Beginn 1996 konnten Dalai Lama Photos noch in Klöstern in ganz Tibet gefunden werden, obwohl sie am Barkhor im Zentrum Lhasas nicht mehr zum Verkauf angeboten wurden. Im Jan. 1996 wurde von dem "TAR Kulturamt für den Norbulingka und den Potala Palast" Befehl gegeben, alle Dalai Lama Photos abzunehmen. Das Verbot der Zur-Schau-Stellung von Dalai Lama Photos wurde am 15. April 1996 in allen führenden Zeitungen Tibet verkündet. Am 7. Mai 1996 kam ein chin. Arbeitsteam ins Kloster Ganden, um die Dalai Lama Bilder zu demontieren. Als die Mönche von Ganden sich widersetzen wollten, wurde das Militär gerufen.

Ein Mönch beschreibt den Vorfall: "Um etwa 10 Uhr abends sahen wir einen einzelnen Jeep den Hügel zu Ganden hinauffahren. Auf ihn folgte eine lange Reihe von Fahrzeugen. Wir sahen Soldaten mit Fackeln und Gewehren heraufkommen. Einige von ihnen trugen Megaphone und schrieen uns an, wir sollten in unsere Zimmer gehen. Dann warfen die Soldaten Leuchtkugeln in den Himmel, um die Gegend zu erhellen, und begannen in unsere Richtung zu schießen. Die Mönche hatten nicht einmal eine Nadel, um sich gegen die Soldaten zu verteidigen. Einer von ihnen war Gelek Jinpa (14) aus Medro Gyama. Eine Kugel traf ihn im Gesäß. Ein anderer wurde im Bein getroffen, beide starben später."

Der Krawall in Ganden führte zu zwei Toten und zu 85-90 verhafteten Mönchen. Ein paar Monate später wurden einige Mönche als "Flüchtige" ausgestoßen. Während einige der Verhafteten in den folgenden Monaten entlassen wurde, befinden sich 15 immer noch in Gewahrsam.

Am selben Tag, dem 7. Mai, wurden Mönche in Sera und Ramoche, Lhasa, geschlagen, als Milizen kamen, um die Photos des Dalai Lama zu entfernen. In Lhasa wurden eine Woche danach 80 Personen verletzt, darunter 30 junge, demonstrierende Nonnen. Über 40 Personen kamen ins Krankenhaus.

Auch Klöster in den Verwaltungsbezirken Chamdo und Kumbum in der Tso Shar Tibetisch Autonomen Präfektur dürfen keine Bilder des Dalai Lama aufhängen. Das Verbot in Kumbum trat nach der Übergabe Hongkong in Kraft.

Es gibt viele Berichte, wo Zimmer von Mönchen und Nonnen von den Arbeitsteams nach Photos des Dalai Lama durchstöbert wurden. Eine Nonne aus Sa Ngag Simbuk Kloster in Tsethang erzählte, daß das Arbeitsteam die Zimmer der Nonnen durchsuchte und 21 Photos konfiszierte und zerstörte. Das Arbeitsteam drohte den Nonnen, wenn sie nicht den Instruktionen der Regierung folgten, würde ihre Anzahl reduziert und das ganze Kloster allmählich stillgelegt würde. Das Verbot gilt auch in Rebkong Kloster in Distrikt Sog von Bezirk Nagchu. Den Nonnen wurde befohlen, alle Bilder abzuliefern. Im Namkhang Kloster in Taktse wurden alle Dalai Lama Bilder weggenommen und verbrannt. Viermal sammelten die Umerzieher Bilder ein.

Ende April 1996 streifte die Polizei in ziviler Kleidung um Hotels und Restaurants in Lhasa herum und machte in den einzelnen Häusern Durchsuchungen nach Dalai Lama Bildern. Dieser Bericht über Suchungen in Privathäusern zeigt, wie die Kampagne zur Ausrottung der Verehrung des tibetischen Oberhauptes im Exil verstärkt wurde.

In einem Bericht von TIN (1996) ist ausführlich die Rede von dem Verbot der Bilder. Alle Bilder im Jokhang, dem Haupttempel von Lhasa, wurden abgenommen, und im Potala sei nur noch ein Bild übrig. Im Gyume Tantrischen Kolleg in Lhasa wurden die Mönche gezwungen, ein berühmtes Bild des Dalai Lama aus einem Schrein zu entfernen, aber bei den kleineren hätten sie sich geweigert. Die Anti-Dalai-Lama Kampagne sei in Lhasa auch auf die Schulen übertragen worden. Schüler der Mittelschule wurden am 16. Mai 1996 zusammengerufen und unterrichtet, daß der Besitz von Dalai Lama Bildern nicht mehr erlaubt sei. Sie sollten auch ihr "song-du" (rotes geweihtes Schnürchen), das Buddhisten gewöhnlich um Handgelenk oder Hals tragen, abnehmen.

Teil C

Patriotische Umerziehungs Kampagne

In der Schlacht gegen die hohe spirituelle Kultur Tibets haben die Chinesen nun ihren Angriff auf die zahlreichen buddhistischen monastischen Institutionen Tibets gerichtet. Das geschah nicht nur als eine anti-religiöse Aktion, sondern weil die Klöster die tibetische Widerstandsbewegung, die China vernichten will, anfachten. Nach Stand Dez. 1997 waren von den gegenwärtig bekannten 1.216 politischen Gefangenen in Tibet 837 Mönche und Nonnen.

Die patriotische Umerziehungsmaßnahme unter dem Banner des "Hart-Durchgreif" Feldzuges war hauptsächlich angelegt, um die Klöster nach politischen Linien aufzuteilen, indem jenen, die sich dem ideologischen Standpunkt der Chin. Komm. Partei anschließen, große Anreize geboten werden. Der Feldzug hat zwei Angriffspunkte: erstens die Durchführung der Verordnungen über die Zulassungsbeschränkung aufgrund von Alter und Herkunftsgebiet und zweitens das politische Gelübde. Der Effekt beider Maßnahmen zielt auf die Entvölkerung der Klöster ab.

Die Erziehung eines Mönches beginnt traditionell im Kindesalter, und die berühmten drei Großklöster des alten Tibet, Ganden, Drepung und Sera, zogen Novizen aus ganz Tibet und der Mongolei an. Die Inkraftsetzung der neuen Regeln (die bereits seit einigen Jahren schriftlich niedergelegt waren) verweigern den unter 18-Jährigen den Eintritt ins Kloster. Ebenso ist die Aufnahme auf jene beschränkt, die aus der Gegend stammen, wo das Kloster sich befindet.

Das politische Gelöbnis umfaßt fünf Prinzipien. Wenn ein Mönch diese annimmt, dann bekommt er einen roten Ausweis mit den dazugehörigen Privilegien; wenn er sie verweigert, dann erhält er eine grüne (manchmal auch blaue genannte) Karte mit Restriktionen. Die fünf Prinzipien sind:

  1. Opposition gegen Separatismus,
  2. Einheit von Tibet und China,
  3. Anerkennung des von China bestimmten Panchen Lama als den richtigen,
  4. Leugnung, daß Tibet jemals unabhängig war oder sein soll,
  5. Zugeben, daß der Dalai Lama die Einheit des Mutterlandes zerstört.

C 1)

Ausgabe der Ausweise für Mönche

Religiöse Personalausweise für Mönche wurden in den größeren Klöstern der TAR ausgegeben. Der Hauptzweck ist, den Behörden zu ermöglichen, irgend welche von den Mönchen durchgeführten anti-chinesischen Aktivitäten sofort zu entdecken und die wachsende Zahl von Mönchen in den Klöstern zu kontrollieren.

Ausweise wurden den Mönchen von Kirti Kloster in Ngapa im Dez. 1996 gegen Zahlung von 36 Yuan gegeben. Das führte zu großem Unwillen unter den 2.300 Mönchen, weil es hieß, daß nur jene mit den Karten im Kloster bleiben dürften. Ein Arbeitsteam in Kloster Diru, Bezirk Nagchu, kündigte an, daß Mönche ohne eine gültige Karte aus dem Kloster ausgewiesen würden. Auch in Sera sollen 515 rote Karten ausgehändigt worden sein.

Der Inhaber einer "roten Karte" gilt als ein permanenter oder offizieller Mönch des Klosters und hat mehr Rechte. Die Mönche bekommen die roten Karten, wenn sie die Prinzipien der Umerziehung annehmen, und können dann unbeschränkt in Tibet und China herumreisen. Ihnen wird "großer Glaube und Liebe für ihr Land und ihre Religion" bescheinigt. Neuliche Ankömmlinge aus Tibet berichten, daß die rote Karte hohes Ansehen bei der Bevölkerung, bei Organisationen und chin. Beamten mit sich bringt und zeremoniell vor einer großen Versammlung ausgegeben wird. Von den Mönchen wird erwartet, daß sie die Treue der Nation gegenüber über die Treue zur Religion setzen, und sie werden gewarnt, daß ihnen die rote Karte wieder weggenommen wird, falls sie nicht gehorsam sind.

Die Inhaber einer grünen Karte werden als "zeitweise Mönche" betrachtet, die ohne Zustimmung des DMC ins Kloster aufgenommen wurden. Wer eine grüne Karte hat, darf an den zweiwöchentlichen Versammlungen des Klosters nicht teilnehmen und gilt als einer, der "mangelhafte Liebe für sein Land und seine Religion" besitzt. Die grüne Karte beschränkt die Bewegungsfreiheit auf die Gegend des Wohnortes, und deren Inhaber müssen ihre Loyalität der Nation gegenüber erst beweisen, indem sie sich aller "Spalter-Tätigkeit" enthalten, um eine rote Karte zu verdienen.

Es gibt Hinweise, daß die Chinesen die Ausweise auch benützen, um die Laien nach politischen Linien zu teilen, weil Spenden nur an Mönche mit roten Karten gemacht werden dürfen. Eine Gruppe von Mönchen mit roten Karten wurde neulich in ein Dorf zum Einsammeln von Spenden geschickt, und die Dorfbewohner wurden später danach eingeteilt, ob sie den Mönchen etwas gegeben hatten oder nicht.

C 2)

"Umerziehungs" Kurse

Die von den Arbeitsteams durchgeführten patriotischen Umerziehungsklassen zeigen überall ein ähnliches Vorgehensmuster. Die Anzahl der Offiziellen in dem Arbeitsteam und die Dauer ihres Aufenthaltes hängt von der Größe des Klosters ab. Die Umerziehungsperiode variiert gewöhnlich von 3 Monaten bis zu einem Jahr, aber ein Arbeitsteam kann mehr als einmal kommen.

Die Sitzungen dauern gewöhnlich von 9 Uhr morgens bis 6 Uhr abends mit einer einstündigen Mittagspause. Das Kloster wird in verschiedene Gruppen geteilt, wobei jede von einem Umerzieher betreut wird. Mönche und Nonnen müssen die Klassen regelmäßig besuchen und den von dem Arbeitsteam gegebenen Instruktionen genau gehorchen:

  • Alle Mönche und Nonnen müssen pünktlich bei den Klassen erscheinen. Keiner darf zu spät kommen oder vorher gehen,
  • Alle Mönche und Nonnen müssen aufmerksam zuhören, Notizen machen und dürfen nicht während des Unterrichts flüstern,
  • Keiner darf während des Unterrichts den Raum verlassen, bei dringenden Fällen muß ein Gesuch an die Umerzieher gerichtet werden,
  • Mönche und Nonnen müssen sich respektvoll benehmen und dürfen während des Unterrichts keine Fragen stellen. Im Falle von Zweifeln können Fragen nach Ende der Klasse gestellt werden,
  • Alle Mönche und Nonnen müssen die gebotene Disziplin einhalten.

Nach Eintreffen des Arbeitsteams werden die Mönche und Nonnen individuell registriert, und eine Reihe von Fragen wird ihnen gestellt. Dann werden ihnen vier Studienbroschüren ausgegeben:

  1. Kurze Erklärung und Erläuterung der Geschichte Tibets
  2. Kurze Erklärung und Erläuterung des Widerstands gegen den Separatismus
  3. Kurze Erklärung und Erläuterung der Religionspolitik
  4. Kurze Erläuterung von Gesetzeskunde

In einigen Fällen lesen die Umerzieher einfach das Studienmaterial vor und erklären es. Zu einem gewissen Zeitpunkt werden dann die Prüfungen durchgeführt. Wenn das Arbeitsteam nicht zufrieden ist mit den Antworten der Mönche oder Nonnen, können diese aus dem Kloster verstoßen oder verhaftet werden. Es gab Fälle, wo Mönche nur wegen der nicht richtigen Aussprache eines Wortes während der Umerziehungsklassen verhaftet wurden.

C 3)

Umerziehungs-Lehrmaterial

Die vier von dem "Monastischen Patriotischen Unterrichts Komitee" der TAR im Juni 1996 gedruckten Broschüren, die zusammenfassend "Erklärung und Kommentare zur Propagierung der patriotischen Erziehung in den Klöstern in der ganzen TAR" genannt werden, sind:

1. Kurze Erklärung und Erläuterung der tibetischen Geschichte

Dieses Buch handelt hauptsächlich über Tibets Geschichte und soll beweisen, daß Tibet seit 634 ein "integraler Teil Chinas" war. Das Buch gibt dafür folgende Argumente: Tibet ist ein Teil Chinas, und kein Land der Welt kann dies leugnen. Die Bemühungen der "Dalai Clique" und einiger Staaten der internationalen Gemeinschaft, Tibets Unabhängigkeit von 1911-1949 zu betonen, sind eine reine Übertreibung, und die Simla Konvention vom 3. Juli 1914 wurde von der chin. Regierung als nichtig betrachtet. Die Einrichtung eines Auswärtigen Ressorts in Lhasa durch die tibetische Regierung 1942 und die Teilnahme an der Asien Konferenz in New Delhi wurden von den chin. Vertretern damals streng getadelt. In dem Buch heißt es weiter: Die Gründung der VR China am 1. Okt. 1949 markierte das Ende von Feudalismus, Imperialismus und Kapitalismus in der chin. Geschichte; alle Nationalitäten Chinas leben nun auf gleicher Basis, in Brüderlichkeit und Einheit zusammen. Eine tibetische Delegation besuchte Peking im April 1951 und unterschrieb das 17-Punkte Abkommen zur friedlichen Befreiung Tibets. Dieser Vertrag verhalf den bitter unterdrückten Tibetern, von den imperialistischen Fesseln freizuwerden und zum Mutterland zurückzukehren.

Die Interpretation der tibetischen Geschichte ist: Tibet wurde von Songtsen Gampo regiert, als die Tang Dynastie im 7. Jh. auf der Höhe ihrer Macht in China war. Beide unterhielten gute Beziehungen und tauschten 634 Delegationen auf hoher Ebene im Hinblick auf eine freundschaftliche Koexistenz aus. Später führte diese Beziehung der zwei Völker zu einer Eheverbindung im Jahre 714, während der Herrschaft von König Tri-Song Dae-Tsen, als die chin. Prinzessin Kimshing Konjo den König heiratete. Diese Verbindung bedeutete den Wendepunkt in der sino-tibetischen Beziehungen.

Nach dem Tode von Tri-Song Dae-Tsen verfolgte Tri Ralpachen auch die Politik seines Vorgängers. Später wurde Tibet von Dschenghis Khan im 13. Jh. besetzt, was zu religiösem Chaos führte; Furcht und Leiden breiteten sich in Tibet aus. Kublai Khan integrierte Tibet 1239 in sein Reich, und die Yuan Dynastie herrschte dann in Tibet. Tibet blieb ein Teil Chinas und wurde in die drei "Versöhnungskommissariate" Ü, Tsang und Ngari unterteilt. Kublai Khan war der erste, der eine Volkszählung in Tibet durchführte, was zusammen mit der Verschmelzung von Tibet mit der Yuan Dynastie für die Souveränität der Yuan Dynastie über Tibet zeugt. Die Yuan Dynastie richtete auch einen Postdienst und ein Justizwesen in Tibet ein.

Nach dem Niedergang der Yuan Dynastie beherrschte die Ming Dynastie Tibet. Die Ming Dynastie spielte eine wichtige Rolle bei der Anerkennung hoher Lamas der tibetischen Sekten, und alle einflußreichen hohen Lamas wurden von der Dynastie ernannt. Der Titel "Dalai Lama" wurde von Altan Khan 1578 verliehen, und wurde 1652 dem 5. Dalai Lama gegeben, als dieser China besuchte. Auf diese Zeit geht die Institution des Dalai Lama zurück, und die Zusprechung dieses Titels wurde später von der Zentralregierung bestätigt. Der Titel des Panchen Lama wurde ebenfalls von der Qing Dynastie verliehen und sanktioniert.

Die Qing Dynastie spielte auch eine wichtige Rolle bei der Abwehr der Angriffe der Mongolen 1718-1720 in Nagchu und der Gorkhas (aus Nepal) 1791 auf das Tashi Lhunpo Kloster in Shigatse. 1793 wurde eine 29 Artikel umfassende Verordnung verabschiedet, um die Funktion der Regierung zu verbessern, was eine Brücke zwischen der zentralen Regierung und der lokalen Verwaltung Tibets und anderer Nationalitäten darstellte und die soziale Stabilität im Land erhöhte.

Das Handbuch endet: Die Qing Administration hatte volle Autorität bei der Reinkarnationssuche und Inthronisierung des Dalai Lama. Das Kuomindang (Nationalchinesische Regierung) spielte eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Reinkarnation des 13. Dalai Lama, worum die tibetische Regierung 1938 gebeten hatte. Nach der Einsetzung der Kuomindang Regierung 1947 wurden Tibet, Mongolei, China und Mandschurei zu einem Territorium erklärt.

2. Kurze Erklärung und Erläuterung der Opposition gegen Separatismus

Dieses Handbuch stellt fest, daß die 56 verschiedenen Nationalitäten Chinas bisher in Harmonie zusammenlebten und Tibet eine wichtige Rolle unter ihnen hinsichtlich der Einheit des Landes spielte. Gegenwärtig versucht jedoch die "Dalai Clique" zusammen mit einigen westlichen Mächten, mittels verschiedener Aktivitäten Tibet von dem Hauptland zu spalten. Die Demonstration von 1959 in Lhasa, die Gründung der tibetischen Regierung im Exil in Indien, die Diffamierung Chinas in der internationalen Gemeinschaft und die Einmischung bei der Suche nach der Reinkarnation des 10. Panchen Lama sind einige Beispiele hierfür. Sie versuchen, die Idee der Unabhängigkeit Tibets zu verbreiten, welche die Einigung des Mutterlandes schwer in Mitleidenschaft zieht. Die 3. Vollversammlung der 11. Chin. Komm. Partei beschloß einstimmig, sehr streng gegen diese reaktionären Aktivisten, die gegen die Einheit des Mutterlandes arbeiten, vorzugehen.

Die Partei und die Regierung haben viel zur Wiedervereinigung der im Ausland wohnenden Tibeter getan, indem sie Ein- und Ausreisefreiheit nach Tibet gestatteten. Es gab eine positive Reaktion einiger Tibeter, aber die "Dalai Clique" fuhr fort, konterrevolutionäre Aktivitäten zu betreiben, welche die Einheit des Mutterlandes und die Harmonie unter den verschiedenen Nationalitäten bedrohen. Solch ein Tun wird nicht geduldet und streng vergolten werden. Der Kampf zwischen dem kommunistischen China und der "Dalai Clique" ist nicht eine Angelegenheit von Religion und Autonomie, sondern ein Kampf zur Festigung der Einheit des Mutterlandes und zur Opposition gegen "Spaltertum".

Das Handbuch fährt fort: Der rückständigen tibetischen Gesellschaft wurde von dem chin. Sozialismus ein Ende bereitet, aber die "Dalai Clique" arbeitet emsig daran, das alte barbarische soziale System in Tibet wiederzubeleben. China betrachtet Tibet als einen integralen Teil Chinas, und Tibet sollte sich von allen Ideen des Separatismus abkehren und zum Mutterland zurückkehren. Der Gedanke von unabhängigen, halb-abhängigen und getarnt unabhängigen Nationen wird niemals verwirklicht. Das kommunistische China nimmt folgende Grundsätze an:

  • Hartes Durchgreifen gegen Separatisten
  • Aufrechterhaltung der sozialen Sicherheit durch Bestrafung von reaktionären Kriminellen
  • Widerstand gegen die Dalai Clique und Schutz des Mutterlandes
  • Protest gegen spalterische Propaganda
  • Ausmerzung der Spionageaktivität der Dalai Clique und
  • Bestrafung von konterrevolutionären Tätigkeiten in Übereinstimmung mit der chin. Verfassung und Satzung.

3. Kurze Erklärung und Erläuterung der Religionspolitik

Das Handbuch stellt fest: Die 11. Versammlung der Kommunistischen Partei Chinas zollte der Religion große Ehre und Respekt. Der Staatsrat des kommunistischen Chinas, der Nationale Volkskongreß und die Partei respektieren die ungestörte Abhaltung aller religiösen Zeremonien. Bei einer Sondersitzung über Religion im März 1982 beschloß das komm. China, die Ausübung der Religion im Lande zu überwachen.

Die Geschichte Tibets wird weitgehend vom Buddhismus beeinflußt. Durch einen Konflikt im tibetischen Buddhismus zwischen dem 15. und dem 20. Jh. hat der tib. Buddhismus sich gewandelt und wird nun von der Gelugpa Sekte beherrscht.

Die Instruktion endet: Die Partei hat gewisse Vorbedingungen für die Einrichtung und Funktion religiöser Gemeinschaften festgelegt, und wenn diese nicht befolgt werden, dann kann die Volksrepublik die Praxis der Religion in der Region verbieten. Deshalb ist es besser, die Richtlinien für Religion zu befolgen. Religion sollte nicht die industrielle Produktion des Volkes beeinträchtigen, und die Klöster sollten keine Kinder rekrutieren.

Religiöse Freiheit in Tibet war schon immer die von Staat und Partei verfolgte Politik, die Bürger können über ihren Glauben an Religion frei entscheiden. Der Staat und die Partei haben eine Reihe von Regeln, Gebote und Verbote inbezug auf Religion aufgestellt. Die wichtigste Rolle der Religionspolitik ist es, Harmonie und Einheit in der Gesellschaft der Religions-Gläubigen und der Nicht-Gläubigen im Sozialismus aufzubauen.

Das Umerziehungs-Handbuch fährt fort: Die Partei ist der Ansicht, daß Harmonie unter dem religiösen Personal und den Arbeitern herrschen soll, und sie appelliert daher an die religiösen Leiter, in allen die Religion betreffenden Angelegenheiten, wie Erneuerung von Klöstern und Bau von Tempeln in kommerziellen Gebieten Notiz von den Bestimmungen zu nehmen. Wenn die obigen Richtlinien befolgt werden, dann wird Friede und Harmonie und umfassender Fortschritt und letztlich die Einheit im ganzen Land herrschen.

4. Kurze Erläuterung von Gesetzeskunde

Das Handbuch schreibt: Der Staatsrat des Kommunistischen Chin. und der Nationale Volkskongreß begannen 1985 allen Nationalitäten ohne Unterschied Gesetzeskunde zu lehren. Die Vermittlung dieses Unterrichts wurde in der Verfassung festgelegt. Die VR China arbeitete auch für die Verbreitung von Gesetzeskunde in allen Klöstern in Tibet und verkündete, daß "Vermittlung von staatsbürgerlichem Wissen in allen Klöstern das Gebot der Stunde ist".

Das Partei-Komitee der TAR und die Volksregierung der TAR haben seit 1985 streng die Umerziehungs-Satzung in den Klöstern befolgt. In den vergangenen 10 Jahren wurden Nomaden, Bauern, Beamte, Unternehmer und Schulen in Gesetzeskunde unterrichtet, was den gewöhnlichen Leuten helfen soll, juristische Belange zu verstehen. Trotz dieser Bemühungen konnte die Belehrung in juristischen Dingen in den Klöstern nicht richtig durchgeführt werden, und es ist wichtig, daß Mönche und Nonnen mit Interesse das Studium der Verfassung der VR China betreiben.

Das Umerziehungsbüchlein fährt fort: Die VR China glaubt, daß das Studium der Verfassung für Mönche und Nonnen gleichwertig mit Glauben an die Religion ist. Nach dem Studium des Gesetzes wird von Mönchen und Nonnen erwartet, daß sie sich in den religiösen Prinzipien danach ausrichten, wobei alle sich auf sich selbst verlassen und religiös gesinnt sein sollen. In dem dritten Fünfjahresplan Chinas für die TAR beschloß das Partei-Komitee einstimmig, in den Klöstern die Verfassung zu lehren. Die VR China warnte ernst gegen irgendeine reaktionäre Spalteraktivität in den Klöstern, und von Mönchen und Nonnen wird erwartet, daß sie die Verfassung studieren und sich an sie halten. Wenn sie das tun, dann wird das Ergebnis fruchtbar sein: das ist die grundlegende Ideologie des Sozialismus.

C 4)

Umerziehungsklassen

Nach Verteilung dieses Studienmaterials führen die Arbeitsteams Gruppendiskussionen durch und Prüfungen, um den Fortschritt der Mönche zu begutachten. Es gab Fälle, wo Mönche sich hartnäckig gegen das Studienmaterial wandten, sowie gegen einzelne Punkte, etwa den Mangel an Gleichheit von Tibetern und Chinesen vor dem Gesetz und das chin. juristische System im ganzen. Diese Mönche wurden beschuldigt, reaktionär zu sein. Viele nun im Exil lebende Mönche und Nonnen berichten, daß das Studienmaterial, statt die Überzeugung der Mönche und Nonnen zu ändern, eher ihren tibetischen Nationalismus und Patriotismus stärkt.

Teil D

Arbeitsteams in tibetischen Klöstern

Als Teil der "Hart-Durchgreif" Kampagne wurden Arbeitsteams zur Umerziehung in Klöster in ganz Tibet entsandt, um die Mönche über die Übel des Dalai Lama und des tibetischen Nationalismus zu belehren. Diese Praxis wurde schon Ende 1993, vor dem Dritten Nationalen Forum über Arbeit in Tibet, das im Juli 1994 in Peking stattfand, begonnen, aber sie wurde erst im Zuge der "Hart-Durchgreif" Kampagne drastisch intensiviert.

Die Rolle der staatlichen Arbeitsteams ist, Mönche und Nonnen gewaltsam umzuerziehen, ihr Verhalten und ihre politischen Überzeugungen zu ändern und Dissidenten in Klöstern aufzudecken. Ein erfolgreiches Arbeitsteam soll den Trotz ausrotten und jene Personen, die sich widerspenstig gebärden, zur Verhaftung und Ausweisung aus dem Kloster markieren. Mönche, die sich der Umerziehung widersetzen, werden Zielscheibe von Belästigung, Ausstoß oder Verhaftung.

Nach einer TAR Radiosendung wurde eine Belohnungszeremonie im Jan. 1998 in Lhasa abgehalten, um jene PSB (Public Security Bureau) Offiziere zu ehren, die den "Hart-Durchgreif" Feldzug erfolgreich durchführten. Die Belohnungen wurden von dem Exekutiv Sekretär der TAR Raidi an jene Arbeitsteam-Mitglieder vergeben, die sich bei der patriotischen Umerziehung in den Klöstern auszeichneten. Es waren 800 PSB Offiziere anwesend, von denen 71 wegen ihres beispielhaften Dienstes belohnt wurden. Es wurde auch berichtet, daß 580 Regierungsbeamte für die "Hart-Durchgreif" Kampagne im Winter 1997 ernannt wurden, und zusätzlich wurden 370 spezielle Offiziere zur Wahrung der Sicherheit bei der erfolgreichen Durchführung der Kampagne bestimmt.

Zeugnisse von tibetischen Mönchen und Nonnen, die ins Exil flohen, enthüllen ein ziemlich einheitliches Bild für die patriotische Umerziehung. Die Klassen gehen von 9 - 13 Uhr mit einer Pause, dann wieder von 15 bis 18.30 Uhr. In jeder Sitzung gibt es eine 5-minütige Pause. Die fünf Verpflichtungen werden überall verlangt. Es gibt vier Arten von Sitzungen, die von den Arbeitsteams in den Klöstern angeordnet werden:

Versammlung nach Einheiten: Das Kloster wird in kleine Einheiten, genannt "tsuk" aufgeteilt. In einem tsuk sind 20-30 Mönche, und jedes untersteht einem Offiziellen. Diese Art wird in den meisten Klöstern praktiziert. Die am häufigsten bei diesen Klassen gestellte Frage ist: "Wer ist das Oberhaupt der Separatisten, wer ist der Organisator?" "Sind die vom Dalai Lama vorgebrachten Reden richtig oder falsch?" "Ist Unabhängigkeit für Tibet richtig oder falsch?" "Wann war Tibet unabhängig?".

Mittelgroße Klassen, genannt "tsok-dring". Diese Art wird selten abgehalten. Dabei werden verschiedene Einheiten zusammengefaßt, was gewöhnlich passiert, wenn das Arbeitsteam nicht vollständig ist.

Massenversammlung, genannt "tsok-chen". Das findet nur selten statt und nur wenn ein offizieller Vertreter der TAR Regierung zu Besuch in das Kloster kommt. Bei diesen Zusammenkünften brauchen die Mönche keine Fragen zu beantworten oder Gelübde abzulegen, sondern nur zuzuhören. Manche Mönche gaben auch an, daß solche eine Versammlung einmal wöchentlich stattfindet, selbst wenn kein hoher Besuch der TAR erwartet wird.

Private Sitzungen: Wenn ein Mönch die erforderlichen Antworten auf die Fragen des Arbeitsteams bei den Klassen zu geben verfehlt, dann kommen die Offiziellen in sein Zimmer und führen Privatsitzungen durch. Diese dauern 1-2 Stunden, bis der Mönch die Prinzipien und Verpflichtungen des Arbeitsteams angenommen hat.

In dem Bericht folgen nun Notizen über die Arbeitsteams in den einzelnen Klöstern und die Zwischenfälle, zu denen ihre Anwesenheit führte.

Das nächste Kapitel handelt von der Verhaftung von Mönchen und Nonnen in den einzelnen Klöstern, von Mai 1996 - Feb. 1998 insgesamt 294 bekannt gewordene Fälle. Als weiteres werden die Ausschließungen von Mönchen und Nonnen nach den einzelnen Klöstern behandelt, wobei im Zuge der "Hart-Durchgreif" Kampagne bis Febr. 1998 an die 4.000 Mönche und Nonnen aus ihren Klöstern vertrieben wurden.

Geschlossen wurden während der patriotischen Umerziehung die Klöster Samdrupling (Kreis Tsethang), Sung Rab Ling (Lhoka), Drigung Sherta Dialektische Schule, Doalbo Kloster, Namrab Samtenling (Kreis Gongkar). Die Mönche von Ling Khang wurden in ihrem Kloster eingeschlossen, weil sie sich weigerten, den Dalai Lama zu beschimpfen. Die Nonnen von Shongchen (Kreis Ngamring) wurden aufgefordert, ihr Kloster zu verlassen. Die Klöster Lachung, Karsang und Warang (Kreis Nangcheng) wurden von den Behörden für nicht autorisiert erklärt.

Von Mai 1996 bis Febr. 1998 verließen außerdem 543 Mönche und Nonnen ihr Kloster freiwillig, um der Befragung durch Arbeitsteams zu entgehen.

Während der "Hart Durchgreif" Kampagne wurden alleine 1996 34 Tibeter in Tibet hingerichtet. Weiterhin starben von Mai 1996 bis Febr. 1998 14 Tibeter (nicht hingerichtet) im Zusammenhang mit der Kampagne durch Mißhandlungen und Folter oder durch Selbstmord, weil sie die Befragungen nicht mehr ertragen konnten. Diese sind: 2 Mönche aus Ganden Choekor ertranken, Dorjee wurde im Juli 1996 von PLA (People's Liberation Army) und PSB (People's Security Bureau) zu Tode geprügelt, Kelsang Nyendrak von Ganden wurde von der PLA erschossen, Tenchok Temphel von Sakya wurde im Gefängnis mißhandelt und starb im Sept. 1996, Jamyang Thinley von Chamdo starb nach Folterung, Lobsang Gendun, Ngawang Lobsang, Ngawang Sherap und Choe Dakpa, alle von Thang Po Che Kloster (Kreis Nyethong, Lhoka) starben durch den Zwang des Arbeitsteams, sich dem Dalai Lama zu widersetzen, Wangdu von Tashi Lhunpo beging Selbstmord wegen des Druckes des Arbeitsteams, Lhundrup Palden von Ganden Choekor ertrank, Lhundup Tendhar von Ganden Choekor beging Selbstmord, Lama Choedup Tulku starb unter dem vom Arbeitsteam ausgeübten Druck.

Teil E

Weitere Restriktionen in der Religionsausübung

In einer Versammlung der TAR Distrikt Vorsitzenden vom März 1997 sagte der TAR Partei Sekretär Chen Kuiyuan, daß es allen Angestellten in Regierungsämtern streng verboten ist, Bestattungsriten, Gebetszeremonien und alle anderen Handlungen des "blinden Glaubens" auszuführen

Disput um den 11. Panchen Lama:

Am 14. Mai 1995 wurde Gedhun Choekyi Nyima vom Dalai Lama als die wahre Reinkarnation des 10. Panchen Lama verkündet. Bereits am 17. Mai 1995 verschwanden der damals 6-jährige Knabe und seine Eltern. Am 8. Dez. ernannten die Chinesen einen anderen Jungen als den 11. Panchen Lama. Bis heute ist der Verbleib von Gedhun Choekyi Nyima und seiner Eltern unbekannt. Am 28. Mai 1996 bestätigte China, daß der Knabe und seine Eltern sich in Gewahrsam befinden, angeblich, weil Gedhun Choekyi Nyima "durch tibetische Separatisten im Exil gefährdet" gewesen sei, und seine Eltern die Regierung um Schutz ersucht hätten. Trotz wiederholter Appelle der tibetischen Exilregierung, der UN und anderer Regierungen und internationaler Gremien weigerte sich China bislang, irgendeine Information über Gedhun Choekyi Nyima zu geben oder einem unabhängigen Beobachter zu gestatten, den Knaben und seinen Eltern zu besuchen.

Bald nach der Verkündigung vom 14. Mai 1995 drang chin. Militär in Tashi Lhunpo Kloster ein und verhaftete etliche Personen im Zusammenhang mit der Reinkarnation. Chadrel Rinpoche, der damalige Abt von Tashi Lhunpo und von den Chinesen ernannte Leiter der Suchkommission, wurde im Mai 1995 festgehalten unter der Anklage, mit dem Dalai Lama im Exil über die Wahl der Reinkarnation in Kontakt gestanden zu haben. Zwei Jahre nach seinem Verschwinden wurde Chadrel Rinpoche im April 1997 zu 6 Jahren Gefängnis und Entzug der Bürgerrechte für weitere 3 Jahre wegen "Verschwörung zur Spaltung des Landes" und "Weitergabe von Staatsgeheimnissen" verurteilt. Er ist gegenwärtig in einer Hochsicherheitszelle in Chuandong No. 3 Gefängnis in Kreis Dazu in der Provinz Sichuan eingesperrt.

Bis heute wurden über 80 Personen im Zusammenhang mit der Panchen Lama Reinkarnation verhaftet. Im April 1997 wurde Champa Chung zu 4 Jahren verurteilt und Samdrup zu 2 Jahren unter derselben Anklage wie Chadrel Rinpoche. Phuntsok, der Stellv. Leiter des DMC von Kloster Tashi Lhunpo ist seit Juli 1995 in Haft. Tendor, ein Mönch von Kloster Gyudpa wurde am 16. Mai 1995 verhaftet und in das Nyari Gefängnis von Shigatse gebracht. Am selben Tag wurde Gyatrul Jampa Tenzin, Vorsitzender des DMC, verhaftet. Der ehrw. Thupten Kalsang wurde nach einem Jahr Gefängnis des Klosters verwiesen. Penpa starb an Herzversagen und Wangdu beging unter dem Druck des Arbeitsteams Selbstmord.

Teil F

Schluss

Dieser Bericht beweist, daß das Recht der Tibeter auf Religionsfreiheit, ein international anerkanntes Recht, systematisch verweigert wird. Die Türen der religiösen Institutionen Tibet zu schließen, ist ein gewaltiger Schritt in dem "totalen Krieg" der chin. Regierung (in deren eigenen Worten) gegen die heiligsten Überzeugungen der Tibeter: den Glauben an ihre buddhistische Religion, an ihr geistliches und weltliches Oberhaupt, den Dalai Lama, und an ihre unabhängige nationale Identität.

Der tiefgreifende Eingriff in die religiösen Praktiken und den Glauben, welcher die Umerziehungsmaßnahmen mit sich bringt, stellt eine Verletzung von einer Reihe von weiteren Menschenrechten dar: Willkürliche Verhaftung und Festhaltung, Folter und Mißhandlung, Beschränkung der Redefreiheit, des freien Ausdruckes und der politischen Meinung sind die Resultate der chin. Religionspolitik. Religiöse Unterdrückung steht in direktem Zusammenhang mit dem grundlegenden Recht des tibetischen Volkes auf Selbstbestimmung und Wahrung seines eigenen kulturellen Lebens. Tibetern in Tibet wird verweigert, zu bestimmen, wie sie ihre Religion ausüben und wie sie ihr kulturelles Wachstum gestalten.

Die Berichte in dieser Studie enthüllen Verletzungen von international anerkannten Menschenrechten auf religiöse und andere Freiheiten seitens der VR China und stellen eine direkte und ernste Bedrohung für das tibetische Volk und seine kulturelle Identität dar. Deshalb appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, die chinesische Regierung zu drängen:

  • die Politik der religiösen Repression und Verfolgung, einschließlich der zwangsweisen "patriotischen Umerziehung" zu beenden,
  • das Recht der Tibeter auf Verehrung ihres geistlichen und weltlichen Oberhauptes, des Dalai Lama, und von Gedhun Choekyi Nyima, der wahren Reinkarnation des Panchen Lama, zu respektieren,
  • die Praxis der Ausweisung und Verhaftung von Mönchen und Nonnen wegen Treue zu ihrer eigenen religiösen Überzeugung zu beenden,
  • keine Beschränkungen für den Eintritt in religiöse Institutionen aufzuerlegen,
  • unverzüglich und bedingungslos den 9-jährigen Panchen Lama, Gedhun Choekyi Nyima, sowie alle im Zusammenhang mit der Panchen Lama Reinkarnation verhafteten Personen, insbesondere Chadrel Rinpoche, freizulassen.

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