27. Juli 2019
Radio Free Asia, www.rfa.org

Gross angelegte Abrissmassnahmen im Tibetisch-Buddhistischen Zentrum von Yachen Gar

Die Behörden in der westchinesischen Provinz Sichuan sind dabei, weite Teile des tibetisch-buddhistischen Komplexes von Yachen Gar abzureißen. Wie aus tibetischen Quellen verlautet, demolierten chinesische Arbeitsbrigaden über einhundert Unterkünfte von Nonnen, die in den letzten Wochen aus dem Zentrum ausgewiesen worden waren.

Die Zerstörung folgt auf die seit Mai vorgenommene Zwangsvertreibung von etwa 7.000 Bewohnern des florierenden Zentrums im Bezirk Palyul (chin. Baidu), das einst um die 10.000 Mönche und Nonnen beherbergte, die sich dort dem Studium der Schriften und der Meditation widmeten.

Der Abbruch der Nonnen-Behausungen begann am 19. Juli und schritt rasch vorwärts, wie ein in der Gegend lebender Tibeter RFA am Freitag mitteilte. Mindestens 100 Behausungen seien bereits abgerissen worden.

Großflächige Zerstörung in Yachen Gar

„Die in Yachen Gar eingesetzte schwere Maschinerie umfaßt Bagger, Bulldozer und Muldenkipper. Im Augenblick sind nur die Behausungen der Nonnen betroffen, aber bald werden es auch die Wohnhütten der Mönche sein“.

Am 20. Juli wurde der Bauschutt der bereits zerstörten Unterkünfte von Muldenkippern zu einem leeren Platz namens Nyithang Yultso transportiert, wo er verbrannt werden soll.

„Nach der Arbeit werden nun jeden Tag die Arbeiter und Maschinen für die Nacht in ein umzäuntes Gelände am Rande von Yachen Gar in der Nähe des Militärlagers gebracht“, verlautet aus der Quelle.

Die Zerstörung der Nonnenunterkünfte ist nur der Beginn des offiziellen Vorhabens, große Teile von Yachen Gar dem Erdboden gleichzumachen. Wie anfangs des Monats berichtet, wurden zunächst 60 bis 70 Unterkünfte zerstört, um in dem dicht bewohnten Komplex Brandschneisen zu schaffen.

Ranghöhere Mönche und Administratoren in Yachen Gar richteten „auf allen Ebenen“ schon über 40 Petitionen an die chinesischen Behörden, und flehten um die Einstellung der Räumungen und der Zerstörung, doch ihre Bitten wurden abgelehnt.

„Wenn sie sich zu den zuständigen chinesischen Ämtern und Abteilungen begeben, um ihre Bitten vorzutragen, werden sie von den chinesischen Beamten getadelt, die ihnen mit dem Finger ins Gesicht zeigen und sie sogar schon geohrfeigt haben“, sagte er.

„Die Verantwortlichen in Yachen Gar haben das alles schweigend erduldet in der Hoffnung, daß ihren Petitionen entsprochen würde, doch vergebens“.

Viele der aus Yachen Gar ausgewiesenen Mönche und Nonnen werden jetzt in Hafteinrichtungen festgehalten, wo sie der politischen Umerziehung unterzogen und auch geschlagen werden.

Indessen wurden chinesische Offizielle in dem Zentrum stationiert, um die Übriggebliebenen „unter genauer Beobachtung zu halten“ und alle Besucher von auswärts zu kontrollieren, während die Reisebewegungen in das Zentrum, und von dem Zentrum weg, streng überwacht und eingeschränkt werden.

Zerstörung von Wohnvierteln
 
Eine sich weiterentwickelnde Strategie

Die Restriktionsmaßnahmen in Yachen Gar und dem besser bekannten Larung Gar Komplex im Bezirk Serthar sind Teil einer „sich immer weiterentwickelnden politischen Strategie“, die den Einfluß und das Wachstum dieser für das Studium und die Praxis des tibetischen Buddhismus wichtigen Zentren begrenzen soll.

„Beide Zentren haben Tausende von chinesischen Gläubigen angezogen, die dort die buddhistische Lehre studierten und spirituelle Unterweisungen erhielten. Sie bildeten eine Brücke zwischen den tibetischen und den chinesischen Gemeinschaften“, heißt es in einem Bericht der International Campaign for Tibet von 2017.

Quellen aus der Gegend zufolge wurden zwischen 2017 und 2018 mindestens 4.820 tibetische und han-chinesische Mönche und Nonnen aus Larung Gar hinausgeworfen, während über 7.000 Behausungen und andere Bauten seit 2001 abgerissen wurden.