2. August 2019
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibetischer Sprachrechts-Aktivist darf von seinen Anwälten nicht aufgesucht werden

Dem im Gefängnis sitzenden Verfechter der tibetischen Sprache wurde diese Woche das Recht auf einen Besuch durch seine Anwälte verweigert. Nach deren Angabe sagte das chinesische Gefängnispersonal, das sei die Strafe dafür, daß Wangchuk sich als „unkooperativ“ erweise.

Wangchuks Anwälten Liang Xiaojun und Lin Qinlei wurde am 1. August der Zutritt zum Gefängnis Donchuan in der Provinz Qinghai verweigert, obwohl sie „alle für den Besuch erforderlichen Papiere“ vorgelegt hatten, wie der Anwalt Liang der tibetischen Abteilung von RFA mitteilte.

„Das Gefängnispersonal nahm unsere Dokumente entgegen und verließ das Büro. Etwa 30 Minuten später kehrten sie zurück, um uns zu informieren, daß diese Dokumente unzureichend seien und wir einen Brief vom Justizministerium in Peking benötigten“, berichtete Liang.

Tashi Wangchuk, Foto von RFA

Als wir den Gefängnisbeamten entgegneten, daß das Justizministerium für die Genehmigung von Gefängnisbesuchen gar nicht zuständig ist, antworteten sie, daß „daß wir ohnehin auf keinen Fall eine Erlaubnis bekämen, Tashi Wangchuk zu treffen“, sagte Liang.

Liang und Lin sprachen dann bei der obersten Gefängnisverwaltung von Qinghai vor, wo ein untergeordneter Mitarbeiter sie darüber informierte, daß Wangchuk überhaupt nicht zugegeben hat, ein Verbrechen begangen zu haben und im Gefängnis nicht kooperativ sei.

„Angesichts dieser Einstellung zu seiner Verurteilung kann Ihnen kein Treffen mit ihm gestattet werden“, sagte der Beamte und fügte hinzu, daß Wangchuks Fall sehr „heikel“ sei, weshalb er seinen Anwälten rate, ganz vorsichtig vorzugehen, um ihre Karriere nicht in Gefahr zu bringen.

„Tashi Wangchuk akzeptiert seinen Schuldspruch nicht und bat uns daher wiederholt, Berufung einzulegen, deshalb kamen wir, um ihn zu sprechen“, sagte Liang RFA. „Ohne ihn jedoch persönlich zu treffen, können wir viele der Aufgaben, die für eine Berufung erforderlich sind, gar nicht ausführen“.

Wangchuk befindet sich nun das dritte Jahr hinter Gittern, nachdem er wegen Separatismus angeklagt und [angeblich] überführt wurde. Er hatte sich für die Verwendung der Muttersprache in den tibetischen Gebieten Chinas eingesetzt.

Am 4. Januar 2018 wurde er schließlich von einem Gericht in der TAP Yulshul, Provinz Qinghai, verurteilt. Bei dem kontroversen Prozeß basierte die Anklagebehörde den Fall auf einen Videoreport der New York Times über die Arbeit des Aktivisten.

Wangchuk wurde am 27. Januar 2016 festgenommen, zwei Monate nachdem die New York Times seinen Bericht veröffentlicht hatte. Am 4. Januar 2018 wurde er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, wobei die Zeit, die er bereits im Gefängnis verbracht hat, angerechnet wird.

In dem Video sieht man Wangchuk, wie er nach Beijing reist, um seinem Anliegen für die vermehrte Verwendung der tibetischen Sprache in tibetischen Schulen Nachdruck zu verleihen. Die Strafverfolger benutzten in dem Prozeß diesen Umstand als Beweis, obwohl er den Vorwurf des Separatismus immer von sich gewiesen hat und erklärte, daß es immer seine erklärte Absicht gewesen sei, sich dabei auf Chinas eigene Gesetze zum Schutz der tibetischen Sprache zu stützen.

Schriftsteller, Sänger und Künstler, die die tibetische nationale Identität und Kultur fördern, wurden und werden häufig festgenommen und mit langen Gefängnisstrafen belegt, nachdem die weit verbreiteten Proteste gegen die chinesische Herrschaft sich 2008 in den tibetischen Wohngebieten verbreiteten.

Sprachrechte sind in den letzten Jahren zu einem besonderen Brennpunkt für die Bemühungen der Tibeter geworden, ihre nationale Identität aufrechtzuerhalten. Es gibt, wie Quellen belegen, inoffiziell organisierte Sprachkurse, die von den Behörden jedoch als zu „illegalen Organisationen gehörig“ behandelt und deren Lehrer verfolgt und eingesperrt werden.