9. September 2019 
Radio Free Asia, www.rfa.org

Die nepalesische Grenzpolizei liefert sechs tibetische Flüchtlinge an China aus

Wie zwei Augenzeugen RFA berichteten, wurden in Nepal letzte Woche sechs Tibeter, die in dem Land Asyl suchten, festgenommen und kurz nachdem sie die Grenze überschritten hatten der chinesischen Polizei übergeben.

„Als diese sechs Flüchtlinge an einem Ort namens Legme nepalesischen Boden betraten, nahm die Grenzpolizei sie fest. In Handschellen wurden die tibetischen Flüchtlinge dann in die Polizeistation von Simikot (Verwaltungssitz des Distrikts Humla in der Karnali Zone im Nordwesten des Landes) gebracht“, sagte die Quelle, ein Händler, der um seiner persönlichen Sicherheit willen anonym bleiben muß.

„Die nepalesische Polizei übergab die festgenommenen tibetischen Flüchtlinge noch am selben Abend, dem 5. September, der chinesischen Grenzpolizei“.

Nepalesische Polizei bedrängt Tibeter
Photo: Tibetan Review

„Die in Handschellen gefesselten tibetischen Flüchtlinge waren in großer Verzweiflung und beklagten ihr Schicksal. Mit gefalteten Händen flehten sie die Polizei an, sie nicht zu den Chinesen zurückzuschicken“, fügte die Quelle hinzu.

Simikot ist das Verwaltungszentrum des Distrikts Humla der Provinz Karnali im Nordwesten Nepals. Der Flugplatz von Simikot ist der wichtigste Ausgangspunkt für Pilger zum Mount Kailash und Lake Manasarovar in Tibet.

Die sechs hatten die Grenze zu Nepal vom Kreis Purang in der Präfektur Ngari aus überquert. Der Quelle zufolge hatten sie gerötete Gesichter und trugen tibetische Kleidung.

„Viele Nepalis, die des Wegs kamen, wurden Zeugen, wie die Polizei sie in Handschellen abführte“.

„Die bewaffnete nepalesische Polizei, die sie begleitete, hinderte die örtlichen Bewohner daran, näher heranzukommen“, sagte eine zweite Quelle, ein in Kathmandu lebender Tibeter. „Keinen Tag behielten sie sie in Simikot, sondern übergaben sie sofort den chinesischen Behörden“.

„Die nepalesische Polizei warnte die Ortsbewohner davor, etwas über den Vorfall verlauten zu lassen und drohte ernste Folgen an, falls jemand es dennoch täte.

„Die Tibeter appellierten immer wieder an die nepalesische Polizei, daß sie nur Asyl in Nepal suchten. Indessen baten auch Nepalesen die Polizei, die Fesseln zu lösen und sie gehen zu lassen. Doch die Polizei ärgerte sich über ihre Einmischung und mißachtete ihre Bitte“, sagte die erste Quelle.

Nepal teilt eine lange Grenze mit Tibet und beherbergt etwa 20.000 Exiltibeter, die seit 1959 ins Land gekommen sind. Nepal beruft sich auf die „Ein-China-Politik“, nach der Peking von den Ländern, die in enger Verbindung zu ihrem wohlhabenden Nachbarn stehen, fordert, daß sie scharf gegen Gemeindeaktivitäten der Tibeter, wie etwa Wahlen innerhalb der Flüchtlingsgemeinschaft und Begehung des Geburtstags des Dalai Lama, vorgehen. 

In der Vergangenheit hielt Nepal sich an das sogenannte „Gentleman’s Agreement“ mit dem UN-Hochkommissar für Flüchtlinge und gewährte tibetischen Flüchtlingen, die auf ihrem Weg nach Indien durch Nepal waren, Schutz. Dennoch gab es Vorfälle von Deportationen, wie etwa am 31. Mai 2003 (1).

(1) 31.5.2003, Nepal deportiert 18 tibetische Flüchtlinge an die chinesischen Behörden, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/Deportation/BilderDeportation.html