31. August 2018
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibetischer Pilger aus Amdo trifft in Lhasa auf Restriktionen und starke Polizeipräsenz

Ein tibetischer Pilger, der der ehemals tibetischen Hauptstadt Lhasa seinen ersten Besuch abstattete, kehrte früher als geplant zurück, weil er auf so viele Polizeikontrollen traf und sich in der Stadt nicht frei bewegen konnte.

„Mein ursprünglicher Plan war, viel länger zu bleiben“, berichtete er dem tibetischen Dienst von RFA unter der Bedingung, anonym zu bleiben.

Doch als er am Bahnhof von Lhasa ankam, sah sich der Mann, der aus der Provinz Qinghai in Nordwest-China kam, gezwungen, seinen Personalausweis abzugeben. Er bekam einen temporären Erlaubnisschein zum Betreten der Stadt. „Ohne einen solchen kann man nicht einmal in einem Hotel übernachten“, kommentierte er.

Militär vor dem Jokhang-Tempel (Archivbild)

„Am nächsten Morgen, als ich zum Jokhang-Tempel gehen wollte, sah ich überall chinesische Polizei stationiert. An mehreren Checkpoints durchsuchen und filzen sie die Pilger, einen nach dem anderen, ehe sie diese zum Barkhor gehen lassen“, sagte der Mann, der sich auf den inneren Umrundungsweg und den Markt in der Altstadt bezog.

Am Barkhor und vor dem Potala Palast, dem ehemaligen Wintersitz des Dalai Lama, „laufen eine Menge Leute herum, und ich sah viele Trupps von bewaffneter chinesischer Polizei, die an jeder Ecke standen und durch die Straßen der Stadt patrouillierten“.

„Überrascht von dieser gewaltigen Sicherheitspräsenz in Lhasa, konnte ich es nicht länger aushalten und verließ den Ort viel früher als ich es vorhatte“.

China blockiert während wichtiger politischer Zusammenkünfte in Beijing und besonders im März, einem Monat mit politisch heiklen Jahrestagen, für ausländische Besucher und Tibeter aus den westchinesischen Provinzen regelmäßig den Zugang zu Lhasa.

Am 10. März 1959 erhoben sich die Tibeter in Lhasa und demonstrierten gegen die immer schlimmer werdende politische und militärische Kontrolle ihres ehemals selbständigen Landes. Bei der darauffolgenden Rebellion kamen Tausende ums Leben.

Und im März 2008 kam es zu einem Aufstand in Lhasa, nachdem die chinesische Polizei vier Tage lang friedliche Demonstrationen der Tibeter unterdrückt hatte. Dabei wurden chinesische Läden in der Stadt zerstört und chinesische Bürger angegriffen.

Der Aufstand löste eine Welle von meist friedlichen Protesten gegen die chinesische Herrschaft aus, die sich über ganz Tibet und die tibetisch-bewohnten Gebiete in den westchinesischen Provinzen ausbreiteten. Hunderte von Tibetern wurden festgenommen, geschlagen und sogar erschossen, als chinesische Sicherheitskräfte die Proteste gewaltsam niederschlugen.