15. August 2018
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibetischer Familie wegen eines Dalai Lama Bildes staatliche Beihilfen entzogen

Wie aus tibetischen Quellen hervorgeht, verweigerten die chinesischen Behörden in einem von Tibetern bewohnten Bezirk in der Provinz Sichuan einer bedürftigen Familie, die sie im Besitz eines Portraits des Dalai Lama fanden, die staatliche Unterstützung.

Tsering und seine Frau Lhamo, die im Dorf Tsosang in der Gemeinde Shungpa im Kreis Lithang wohnen, sind vor einigen Jahren in die Gegend gezogen, um Arbeit zu finden, wie eine tibetische Quelle aus Nepal unter Berufung auf Kontakte nach Lithang berichtet.

„Seitdem arbeiteten sie als Tagelöhner, um über die Runden zu kommen“, verlautet aus der Quelle, die anonym bleiben möchte. Das Ehepaar, das die Behörden Mitte Juni im Rahmen eines Armutsbekämpfungsprogramms für diese Gemeinde als unterstützungswürdig eingestuft hatten, wurde nach einem Überraschungsbesuch chinesischer Offizieller in ihrer Unterkunft plötzlich disqualifiziert.
„Diese Beamten kamen unangemeldet und sie bemerkten ein Portrait des Dalai Lama in der Wohnung. Als die beiden am nächsten Tag ihr Geld abholen wollten, bekamen sie zu hören, daß ihnen die Beihilfe gestrichen worden war“.

„Die Offiziellen warfen ihnen vor, sie würden mit den Separatisten sympathisieren, weil sie das Bild aufgestellt hatten“. Der Vorwurf des „Separatismus“ wird oft gegen Tibeter erhoben, die in ihrem historischen, jetzt von China regierten Heimatland größere kulturelle oder religiöse Rechte fordern, erhoben.

Die Polizei in Lithang kommt in letzter Zeit öfters unangemeldet zu den Tibetern nach Hause, um nach Dalai Lama Bildern zu fahnden, sagte die Quelle, die selbst aus Lithang stammt.

„Diese abrupten Heimsuchungen durch die Polizei geben Anlaß zu großer Sorge und sind zu einem Problem im täglichen Leben der dortigen Tibeter geworden“.

„In der Vergangenheit wurde der Geburtstag des Dalai Lama ebenso wie andere religiöse Bräuche alljährlich im Kloster von Lithang begangen, doch diesem Jahr wurden alle Mönche Mitte Juni für drei Wochen auf Urlaub weggeschickt. So konnten sie ihre jährlichen religiösen Debatten nicht abhalten und den Geburtstag des Dalai Lama nicht feiern“.

Den Tibetern drohten bereits in der Vergangenheit harte Strafen, wenn sie Fotos des Dalai Lama besaßen, zeigten oder seinen Geburtstag öffentlich feierten.