30. Mai 2017
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibetische Nutzer sozialer Medien werden nach Selbstverbrennungen besonders drangsaliert

Nach mehreren Selbstverbrennungsprotesten in den westchinesischen Provinzen Qinghai, Sichuan und Gansu gehen die Behörden nun verschärft gegen die Internetkommunikation vor, wobei die Polizei regelmäßig Einträge in sozialen Medien nach Anzeichen für Nachrichten-Übermittlung außerhalb der unmittelbaren Umgebung durchforstet.

Wie ein ehemaliger politischer Gefangener dem tibetischen Dienst von RFA mitteilte, wurden schon viele Tibeter festgenommen, weil sie politisch heikle Entwicklungen mit Medienkontakten außerhalb Chinas geteilt haben.

„Die Behörden verfolgen alles, sie stellen Nachforschungen an, und kürzlich nahmen sie sogar einige Personen in Gewahrsam“, verlautet aus einer Quelle aus Sichuan, die anonym bleiben möchte.

„Ich bin nun sehr vorsichtig geworden, wenn ich WeChat benutze“, sagte die Quelle, die eine populäre chinesische Social-Media-Plattform meint. „Einige meiner Freunde, die die Chinesen ins Gefängnis steckten und dann wieder freiließen, werden noch intensiver beobachtet“.

Kloster Bora

„Ich will nicht noch einmal in ein chinesisches Gefängnis kommen, das hätte verheerende Auswirkungen auf meine Familie“.

Ein anderer ehemaliger politischer Gefangener, der mit einem RFA-Reporter sprach, bat darum, nicht mehr über WeChat kontaktiert zu werden, weil er um seine persönliche Sicherheit fürchtet.

„Heftige Restriktionen“ hindern ihn sogar daran, sich mit anderen Mitgliedern der Chat-Gruppe zu unterhalten, die ihn nun statt dessen per Telefon kontaktieren müssen.

„Alle müssen jetzt sehr vorsichtig sein“, verlautet aus einer anderen Quelle von RFA. „Die Behörden üben starken Druck auf mich aus und drohen, wenn ich nicht aufhöre, könnte ich wieder ins Gefängnis kommen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mein WeChat-Konto zu schließen“, fuhr er fort. „Ich entschuldige mich und wünsche Ihnen alles Gute“.

Nach einem Rückgang der Zahl der Selbstverbrennungen von Tibetern, die sich gegen die chinesische Herrschaft in Tibet auflehnten, im letzten Jahr ereigneten sich in den ersten fünf Monaten 2017 vier Fälle, zwei im März in Sichuan, einer im Mai in Qinghai und noch einer in der Nähe des Klosters Bora in Gansu, ebenfalls im Mai.

Mit dem Protest des 22jährigen Mönchs Jamyang Losal vom 19. Mai in Qinghai stieg die Gesamtzahl der Selbstverbrennungen auf 150, seit die Welle der Feuerproteste 2009 begann.

Die Polizei unterbricht nach Selbstverbrennungen und anderen Protesten regelmäßig die Internet- und Telefonkommunikation. Die Regierung kontrolliert die Medien Chinas und verbietet die Berichterstattung von Vorkommnissen, die sie als politisch brisant erachtet.