23. Oktober 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org, Phayul, www.phayul.com, VOA, www.voanews.com

Dritte Selbstverbrennung innerhalb von vier Tagen: Dorjee Rinchen in Labrang

Ein Tibeter zündete sich am Dienstag vor einer Poliziestation [oder militärischen Einrichtung wie es in einigen Meldungen heißt] in der Nähe des berühmten Klosters Labrang in der Provinz Gansu an. Es ist die siebte Selbstverbrennung aus Protest gegen die chinesische Herrschaft in ungefähr einem Monat.

Dorje Rinchen

Dorjee Rinchen, 58, setzte sich am 23. Oktober um 15.30 h Ortszeit an der Hauptstraße der Ortschaft Labrang im Bezirk Sangchu, TAP Kanlho, in Brand. Nach einem Gerangel mit der chinesischen Polizei gelang es Ortsansässigen, seiner Überreste habhaft zu werden. Die Spannungen wuchsen, als die Sicherheitskräfte Mönche des Klosters Labrang daran hinderten, zu Dorje Rinchens Haus im Oberen Dorf Zayu zu laufen, um die letzten Riten durchzuführen.

Daraufhin rezitierten die Mönche einfach am Straßenrand Gebete für ihn. Auch viele Laientibeter machten sich in Richtung Dorje Rinchens Haus auf.

Diese jüngste Selbstverbrennung ist die dritte in Gansu seit Samstag und die siebte in den tibetischen Siedlungsgebieten in etwas weniger als einem Monat, womit die Gesamtzahl der feurigen Protest seit 2009 auf 58 [Woeser zufolge auf 60] gestiegen ist.

„In der Gegend stationiertes chinesisches Sicherheitspersonal machte sich daran, Dorje Rinchens verkohlten Körper zu entfernen, doch die Tibeter versuchten ebenfalls, die Überreste an sich zu nehmen“, erfuhr RFA von einem Bewohner aus Labrang. „Nach einem kurzen Gerangel ergatterten die Tibeter Dorje Rinchens Körper und brachten ihn in sein Haus“, fuhr er fort.

„Als die Mönche des Klosters Labrang von dem Geschehen vernahmen, machten sie sich sofort zu dem Wohnsitz des Verstorbenen auf den Weg, um dort die Gebete zu rezitieren, doch sie wurden unterwegs von der chinesischen Polizei angehalten“. „So ließen sie sich auf der Straße nieder und beteten ebenda“.

Am Dienstag haben auch die offiziellen chinesischen Medien die Selbstverbrennung bestätigt.

Dorje Rinchen rennt brennend einige Schritte

„Dorje Rinchen stand heute Morgen sehr früh auf und ging zum Kloster Labrang, um dort zu beten. Er umrundete den Komplex mehrere Male und lief dreimal zwischen seinem Haus und dem Kloster hin und her“, verlautet aus einer Quelle. „Danach säuberte er sein Haus von innen und außen und ging dann zu der chinesischen Militärstation, wo er sich in Brand setzte und starb“.

„Viele Tibeter sind jetzt auf dem Weg nach Zayu, wo bereits Sicherheitspersonal in großer Zahl eingesetzt wurde“. „Die Kommunikationskanäle in der Gegend sind nun alle abgeschnitten, weshalb man kaum noch weitere Details in Erfahrung bringen kann“, meldet Tibet Times.

Rinchen, der sowohl Tibetisch als auch Chinesisch sprach, war einer der Dorfvorsteher und genoß Respekt bei der Lokalbevölkerung. Er hinterläßt seine Frau Luthar Tso, einen Sohn, eine Tochter und seine betagte Mutter.

In einem kürzlich von dem US Kongreß herausgegebenen Bericht heißt es, daß die wachsende Zahl von Selbstverbrennungen von Tibetern und ihre Forderungen mit den zunehmend repressiven Maßnahmen der chinesischen Regierung und mit dem Scheitern des sino-tibetischen Gesprächsprozesses einhergehen.

Die parteiübergreifende Congressional-Executive Commission on China erwähnte in ihrem Jahresbericht 2012, daß sich die Häufigkeit der Verbrennungen von Tibetern bei lebendigem Leibe im Berichtsjahr „dramatisch erhöhte“, während die chinesische Regierung sich weigert, zuzugeben, daß ihre Politik in Tibet ein Fiasko ist.

„Die Partei und Regierung zeigten nicht die geringste Bereitschaft, sich mit den Beschwerden der Tibeter in konstruktiver Weise zu befassen und sich verantwortlich dafür zu fühlen, daß die Tibeter die chinesische Politik zurückweisen. Sie sehen in der Krise eine Bedrohung der Staatssicherheit und der sozialen Stabilität, jedoch kein Scheitern ihrer Politik“, betont der Bericht.