21. Dezember 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org

Im Gefängnis Chushur bei Lhasa wird routinemässig gefoltert

Aus politischen Gründen in einem Gefängnis bei Lhasa inhaftierte Tibeter werden routinemäßig der Folter und anderen Formen von Mißhandlung unterzogen, was, wie ein vor kurzem entlassener Häftling sagte, oftmals unheilbare physische Schäden zur Folge hat.

Harsche Behandlung ist im Gefängnis Chushur, das 48 km südwestlich von Lhasa gelegen ist, an der Tagesordnung, erzählte der Mann, der anonym bleiben möchte, RFA: „Wir wurden jeden Tag im Gefängnis gefoltert… Manchmal hängten sie uns mit zusammengebundenen Armen und Beinen von der Decke herab auf“.

Gefängnis Chushur (Bildquelle: TCHRD)

„Sie gaben uns niemals genügend zu essen. Und wenn sie uns etwas gaben, dann mischten sie Sand in unsere Tsampa (geröstetes Gerstenmehl), wovon wir sehr durstig wurden. Viele sahen sich gezwungen, ihren eigenen Urin zu trinken… Sie ketteten uns an und folterten uns in den Toiletten“.

Fast alle in Chushur eingesperrten tibetischen Häftlinge leiden infolge der Folterungen und Schläge an Sehschwäche und tragen andere Verletzungen davon, berichtete der Mann, der Ende 2009 für seine Teilnahme an politischen Protestaktionen ins Gefängnis kam und kürzlich entlassen wurde.

„Auch meine eigene Gesundheit ist nicht gut“, fügte er hinzu. „Meine Hände funktionieren nicht mehr richtig, und meine beiden Augen sind durch die lange Gefangenschaft in Chushur und die häufigen Folterungen sehr geschwächt“.

Die chinesischen Vernehmungsbeamten in Chushur stellen den Häftlingen wiederholt Fragen hinsichtlich des von ihnen vermuteten Einflusses aus dem Ausland, den sie für den Ausbruch von Protesten verantwortlich machen: „Sie wollten wissen, wer uns aufgestachelt habe, gegen die chinesische Regierung zu protestieren“.

„Sie erklärten uns, daß der Dalai Lama uns nicht zur Hilfe kommen würde, wenn wir ihn brauchten, und daß es die chinesische Kommunistische Partei sei, die uns tatsächlich helfe“.

Gefragt, warum sie protestiert hätten, antworteten die Häftlinge in Chushur einheitlich, daß sie nicht die Freiheit hätten, ihre Religion auszuüben und ihre Ansichten und Gedanken auszudrücken“, sagte er.

Obwohl China ein Mitunterzeichner der UN-Konvention gegen Folter ist, „wird Folter nach wie vor überall in chinesischen Gefängnissen praktiziert“, erklärte Sophie Richardson, die Asien-Referentin von Human Rights Watch.

„Es ist eine häufig angewandte Methode, um die Leute entweder zu zwingen, sich zu fügen, oder man quält sie, um so weitere Information aus ihnen herauszupressen…. Es gibt kaum Möglichkeiten, hier Abhilfe zu schaffen“.

Unter dem Datum vom 1. September 2012 verzeichnete die Datenbank für politische Gefangene der US Congressional-Executive Commission in China (CECC) 626 Fälle von tibetischen politischen Gefangenen, die in chinesischen Justizvollzugsanstalten einsitzen.

Von diesen wurden 597 seit dem 10. März 2008 festgenommen, als die Welle der Proteste gegen die chinesische Herrschaft begann, heißt es in dem Jahresbericht der CECC für 2012.