13/16. Juni 2011
Radio Free Asia, www.rfa.org, Phayul, www.phayul.com, TCHRD, www.tchrd.org

Spannung in Kardze wächst: Buddhistische Nonnen und Mönche wegen Protestaktionen festgenommen

Immer wieder nehmen Mönche und Nonnen die Plätze derer ein, die bei früheren Protestaktionen geschlagen und festgenommen wurden.

Wie aus Quellen aus der Region verlautet, ist die Sicherheitslage in der TAP Kardze, das mehrheitlich von Tibetern bewohnt wird, sehr angespannt, nachdem erneut Mönche und Nonnen auf die Straße gingen, um gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren.

Bereits am 9. und 10. Juni hatten drei Nonnen und ein Mönch vor der Polizeistation der Stadt Kardze demonstriert. Etwa um 12 Uhr ging am 10. Juni Goyang, ein Mönch des Klosters Tsetang, auf die Straßen der Stadt Kardze und rief „Lang lebe der Dalai Lama“ und „Freiheit in Tibet“. Er forderte auch die Freilassung von Pangri Rinpoche (1) und aller anderen politischen Gefangenen. Der 30-jährige Goyang, der aus dem Dorf Tsagleg, Gemeinde Lhopa, Bezirk Kardze, stammt, ging im Kloster von Kardze seinen Studien nach. Augenzeugen zufolge wurde er von den Sicherheitskräften schwer geschlagen, ehe sie ihn zu der Polizeistation abführten.

Jampa Lhatso

Etwa zwei Stunden später protestierten zwei Nonnen vom Kloster Lamdrak, die 20-jährige Ringa aus dem Dorf Hormi, und die 25-jährige Jampa Lhatso aus dem Dorf Varu. Sie warfen Zettel in die Luft und forderten die Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama, Religionsfreiheit und Unabhängigkeit für Tibet. Nach heftigen Schlägen führte die Polizei sie ab.

Weiter wird von einem Solo-Protest einer Nonne namens Tseyang am 9. Juni berichtet. Und davor, am 6. und 7. Juni wurden drei andere Mönche auf eine Protestaktion hin geschlagen und festgenommen.

Alleine in der letzten Woche protestierten 17 Tibeter in der Innenstadt von Kardze, wie ein dort ansässiger Bewohner RFA mitteilte: „Es waren alles Mönche und Nonnen diverser Klöster in der Region von Kardze. Die Lage ist sehr ernst, mit immer mehr Sicherheitskräften und Restriktionen für die tibetischen Bewohner, die in ihrer Bewegungsfreiheit schwer eingeschränkt wurden“.

Vier Nonnen aus dem Kloster Lamdrak seien festgenommen worden. „Außerdem demonstrierten drei Mönche des Klosters Beri, sie wurden unter Schlägen festgenommen. Zwei heißen Pema Tsering und Oser Phuntsog, während der Name des dritten nicht bekannt ist“. Unter den anderen festgenommen Demonstranten seien sechs Mönche vom Kloster Kardze, drei Nonnen vom Kloster Getse und ein Mönch des Klosters Khangmar, fügte er hinzu.

Ein ehemaliger Mönch von Khangmar, der jetzt in Australien lebt und mit der Gegend in Kontakt steht, präzisierte, bei dem Festgenommenen handle es sich um den 21 jährigen Pachen. „Sein Vater ist verstorben, seine Mutter, die noch am Leben ist, heißt Chiga“. “Am Freitag nachmittag fingen zwei Nonnen zu protestieren an, eine davon heißt Rinchen Choetso, den Namen der zweiten kenne ich nicht. Und am Sonntag protestierten drei Nonnen des Klosters Getse am Morgen und ein Mönch des Klosters Beri am Nachmittag. Details konnte ich nicht in Erfahrung bringen“.

Die Autonome Präfektur Kardze (chin. Ganzi) in der Provinz Sichuan ist bekant für häufige Protestaktionen gegen die chinesische Herrschaft. Der Dalai Lama warf kürzlich der chinesischen Regierung vor, sie übe in Tibet „eine Herrschaft des Terrors“ aus, wobei er sich auf die verschärften Sicherheitsmaßnahmen und die staatliche Verfolgung der tibetischen Kultur und Religion bezog.

Tibetische Mönche in Kardze (Archivbild)

Meldung vom 16. Juni: An dem buddhistischen Feiertag Saga Dawa protestierten neun Tibeter im Zentrum von Kardze: „Ihre Namen und andere Details sind nicht bekannt, ein Mönch war aus dem Kloster Dhargyal, vier Nonnen, zwei andere Frauen und zwei junge Leute demonstrierten ebenfalls.“

Ein in Indien lebender Tibeter, sagte unter Berufung auf Quellen in Tibet, bei dem Mönch aus dem Kloster Dhargyal handle es sich um den 37jährigen Ngawang Lobsang. „Am 14. Juni brachte er Opfergaben im Kloster von Kardze dar und betete vor einem Portrait des Dalai Lama. Am 15. Juni um 7 Uhr früh ging er ins Stadtzentrum zu einem Ort, so sich viele Leute wegen des Feiertags versammelt hatten. Er warf Flugblätter in die Luft, kniete nieder, legte seine Hände in einer flehenden Geste zusammen und rief ein paar Minuten lang: ‚Lang möge der Dalai Lama leben’ und ‚Freiheit für Tibet’. Kurz darauf wurde er von den Sicherheitskräften festgenommen und abgeführt.“

Ngawang Lobsang hatte seine Demonstration im voraus geplant, voll bewußt des Risikos, das er für sein Leben und seine Sicherheit einging. Einen Tag, ehe er auf die Straße ging, informierte er seine Mitmönche, daß er etwas Wichtiges vorhabe. Er machte einige Kopien von Bildern Seiner Heiligkeit, und stellte sie auf den Altar in seinem Zimmer. Dann übergab er seine gesamten Ersparnisse dem Kloster und bat seine Mitmönche für den Erfolg der bedeutsamen Unternehmung, die er plane, zu beten“. Seit seiner Festnahme gibt es keine Nachricht mehr über seinen Verbleib.

(1) 28. Dezember 2009, „Phurbu Tsering Rinpoche zu über acht Jahren Gefängnis verurteilt