16. Mai 2011
Radio Free Asia, www.rfa.org

China kontrolliert Informationsweitergabe aus Ngaba: Tibeter und seine Familie festgenommen

Die chinesischen Behörden nahmen in der Präfektur Ngaba in der Provinz Sichuan einen tibetischen Familienvater und seine Familie fest, denn sie verdächtigen ihn, die Außenwelt mit Informationen über die jüngsten Protestaktionen versorgt zu haben.

Wie tibetische Mönche aus Dharamsala unter Berufung auf Quellen aus der Region angeben, wurde der 60jährige Gerik, der der Hirtengemeinschaft No. 3 der Gemeinde Meuruma in der TAP Ngaba angehört, bereits vor zwei Monaten, am 19. März festgenommen.

Gerik
Donkho

„Er steht unter dem Verdacht, seit 2008 Informationen über die Situation in Ngaba an die Außenwelt weitergegeben zu haben, vor allem im März dieses Jahres über die Selbstverbrennung des Mönches Phuntsog aus dem Kloster Kirti“, teilten die Mönche Kanyang Tsering und Lobsang Yeshe vom Exilkloster Kirti in Dharamsala mit.

„Dies ist schon zum dritten Mal, daß er von dem Public Security Bureau festgenommen wurde“. Gerik und neun Mönche, die bei den jüngsten Unruhen eine „führende Rolle gespielt haben“ sollen, wurden, wie anzunehmen ist, in der Polizeihaft gefoltert. Ihr gegenwärtiger Aufenthaltsort ist unbekannt.

Die chinesischen Behörden gingen sogar gegen Geriks Familie vor, sie nahmen seine Frau Donkho, 52, und seine Tochter Metok, 23, fest und schlugen sie. Dhonkho kam nach ein paar Tagen wieder frei, aber Methok wurde erst am 2. April freigelassen. „Sie wurde so grausam geschlagen und mißhandelt, daß man um ihr Leben bangen muß. Aber die Behörden ließen nicht zu, daß sie in ein Krankenhaus eingeliefert würde. Nun liegt sie ohne medizinische Versorgung zu Hause auf ihrem Krankenbett.“

Metok
Lobsang Khedup

Andere Tibeter, die mit Gerik im Zusammenhang standen, machten sich schnellstens aus dem Staub. „Aber da man nichts mehr über sie hörte, ist zu befürchten, daß sie ebenfalls inzwischen festgenommen wurden“.

Weiterhin verschwanden der Kirti-Mönch Lobsang Tsering, 24, und ein Neffe von Geriks Frau um den 16. März, sie befinden sich vermutlich noch in Haft. Der Kirti-Mönch Lobsang Khedrub, 39, gebürtig aus Chugle Gabma in Ngaba, wurde am 6. Mai festgenommen. Weder sind der Grund für die Festname noch sein Verbleib bekannt.

Indessen stehen die Wohnbereiche der Mönche im Kloster Kirti, wo sich Phuntok im März in Flammen setzte, unter strenger Polizeiaufsicht. Überall wurden Abhörgeräte und Überwachungskameras installiert.

„Die Namen, der im Kloster nicht anwesenden Mönche wurden nun bekannt gegeben mit dem Zusatz, daß sie nicht mehr zurückkehren dürfen. Die Türen ihrer leeren Zimmer wurden versiegelt und mit einer Notiz „Darf nicht geöffnet werden“ versehen.

Seit dem 6. Mai sind über 20 Mönche des Klosters Kirti festgenommen worden, aber, wie Tsering und Yeshe hinzufügten, sei es wegen der restriktiven Bedingungen unmöglich, etwas über ihren Zustand und ihren Verbleib zu erfahren.

Die Behörden haben damit gedroht, die Umerziehungskampagne auf unbestimmte Zeit fortzuführen, falls die Mönche der Forderung des Staates nicht willfahren und den Dalai Lama denunzieren. Über eintausend Regierungsbeamte und Sicherheitskräfte sind schätzungsweise im Einsatz, um die „patriotische Umerziehung“ an den Mönchen vorzunehmen.