9. Januar 2009
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Erneut kurze Proteste von Tibetern in Kardze

Trotz des harten Vorgehens der Behörden gegen die Opposition protestieren tibetische Bewohner der chinesischen Provinz Sichuan immer wieder gegen die chinesische Vorherrschaft.

Kathmandu - Quellen in der Region zufolge kommt es in den tibetischen Siedlungsgebieten von Sichuan immer noch gelegentlich zu sporadischen Protesten gegen die chinesische Herrschaft, obwohl die Regierung nach dem massiven antichinesischen Aufbegehren von vor fast einem Jahr jeglichen Dissens erbarmungslos im Keime erstickt.

Am 5. Januar protestierte um die Mittagszeit ein Tibeter vor dem Polizeipräsidium der Stadt Kardze (chin. Ganzi), berichtete eine Tibeterin, die anonym bleiben möchte.

Ngawang Sonam, 32, aus dem Dorf Horpo, Gemeinde Tsongpo, Bezirk Kardze, TAP Kardze, forderte die Unabhängigkeit für Tibet und warf einige Tausend Papierflyer in die Luft, bei denen es sich um Gebetsfähnchen und Protestblätter handelte.

„Er konnte nicht lange protestieren, denn bereits nach drei Minuten feuerten die Kräfte des Büros für Öffentliche Sicherheit eine Betäubungssalve auf ihn, schlugen ihn heftig und schafften ihn in einem Polizeifahrzeug weg“, heißt es aus der Quelle.

Ngawang Sonam, Vater zweier Kinder im Schulalter, war bereits 2000 wegen einer Protestaktion gegen die chinesische Herrschaft inhaftiert gewesen. Im Gefolge von Ngawang Sonams Protestaktion verschärften chinesische Polizei und Sicherheitskräfte die Kontrolle der dort ansässigen Tibeter. „Die Tibeter werden ständig durchsucht und vernommen, die Behörden haben ihre Überwachung intensiviert“, verlautet aus der Quelle.

Erst eine Woche zuvor hatte eine Tibeterin am selben Ort protestiert, berichtet eine andere Quelle, die selbst den Vorfall bezeugen konnte.

Am 29. Dezember ging die 29jährige Kunchok zu dem Platz vor dem Polizeipräsidium von Kardze. Sie rief einige Minuten lang nach Freiheit für Tibet und wünschte seiner Heiligkeit dem Dalai Lama ein langes Leben, wobei sie Flyer in die Luft schleuderte.

Kunchok Dolma

Ein Militärfahrzeug und Polizeiautos fuhren vor, und die Polizei schien Schüsse auf die Frau abzugeben. Ob es sich um scharfe Munition handelte, war nicht ersichtlich. „Niemand weiß, ob sie getroffen wurde, aber sie wurde in das Fahrzeug gezerrt und weggebracht. Sogar dann noch rief sie, der Dalai Lama möge lange leben.

Die Frau kommt aus dem Dorf Kudu in der Gemeinde Kara des Bezirks Kardze. Ihre Eltern leben nicht mehr, aber ihre Familie ist gut situiert.

Ein Beamter des PSB von Kardze, der um Auskunft zu dem Fall gebeten wurde, wollte die Festnahmen weder bestätigen noch leugnen. Er sagte nur: „Ach, Ngawang Sonam“, als er den Namen des am 5. Januar festgenommenen Mannes hörte, und legte dann auf.

In Kardze und anderen tibetischen Gebieten der Provinz Sichuan kam es auf die Demonstrationen vom März in Lhasa hin immer wieder zu Protestaktionen. „Ganzi (Kardze) ist Teil der Provinz, welche die Tibeter als Kham bezeichnen“, meinte Steve Marshall, Berater der US Congressional Executive Commission on China.

„Die Tibeter halten überall entschieden an ihrer Kultur und Identität fest, aber die Khampas von Ganzi sind ganz besonders bekannt dafür, daß sie mutig gegen die Politik der Chinesen auftreten, die der tibetischen Sache sehr schadet. Die Antwort der chinesischen Behörden ist, daß sie eben diese Politik noch vehementer betreiben, die Statistiken über Festnahmen aus politischen Gründen beweisen es.