5. Dezember 2007
Radio Free Asia (RFA), www.rfa.org

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Verwandte der kürzlich verurteilten tibetischen Nomaden beantragen Berufung

Die Angehörigen der vier Nomaden, die zu Strafen bis zu zehn Jahren verurteilt wurden, nachdem einer von ihnen öffentlich die Rückkehr des Dalai Lama gefordert hatte, haben bei einer höheren Gerichtsinstanz der südwestchinesischen Provinz Sichuan um Berufung ersucht.

„Bei dem Gericht gingen sowohl mündliche als auch schriftliche Anträge ein“, sagte ein Beamter des Obersten Volksgerichtshofs in der Provinzhauptstadt Chengdu auf eine Anfrage von RFA. „Das Gericht wird seine Entscheidung in dieser Sache zu gegebener Zeit bekanntgeben. Man sollte Vertrauen zur chinesischen Justiz haben“, fügte er hinzu.

Wie aus der Region zu erfahren war, fuhren zuerst Adruk Gyatso und Chaktsa Lobsang nach Chengdu, um dort Berufung einzulegen. Auf die Aufforderung des Gerichts hin begaben sich auch Sonam Dolma, die Ehefrau von Ronggyal Adrak, und Tsewang Dolma, die Mutter von Adruk Lopo, nach Chengdu.

Alle Mitglieder der Nomadengemeinschaft von Ronggyal Adrak unterschrieben einen Appell, in dem sie um Gerechtigkeit für ihn baten. Damit entsandten sie Samten und Lobsang Norbu als ihre Vertreter nach Chengdu.

„Dieses Dokument wurde von allen Einwohnern des Dorfs Khashur unterschrieben und dem Obersten Gerichtshof vorgelegt“, erfuhren wir aus unserer Quelle.

Ronggyal Adrak war von dem Mittleren Volksgerichtshof von Kardze in Dartsedo (chin. Kangding) wegen „Spaltung des Landes“ und Untergrabung der staatlichen Autorität zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Adruk Lopo und Jamyang Khunkyen wurden zu zehn bzw. neun Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie Bilder des Geschehens Organisationen im Ausland zukommen hatten lassen. Ein weiterer Tibeter namens Lothok wurde zu drei Jahren verurteilt, weil er ausländischen Organisationen Informationen übermittelt hatte.

Aus einer Quelle in Kangding verlautete: „Nach der Urteilsverkündung bat der zu zehn Jahren Haft verurteilte Adruk Lopo darum, gegen die Entscheidung des Gerichts Einspruch erheben zu dürfen, was ihm jedoch verwehrt wurde. Statt dessen entfernte die Polizei ihn gewaltsam aus dem Gerichtssaal. Die Angehörigen der Verurteilten hatten ursprünglich versucht, das Urteil direkt beim Mittleren Volksgerichtshof anzufechten, was jedoch nicht zugelassen wurde“.

Wie von Augenzeugen berichtet wurde, erhoben alle vier Männer - Ronggyal Adrak, Adruk Lopo, Jamyang Khunkyen und Lothok - Protest, als ihre Urteile bei Gericht verlesen wurden, woraufhin Sicherheitskräfte sie aus dem Gerichtssaal schafften. „Das ist kein fairer Prozeß“, riefen sie. „Wir akzeptieren dieses Urteil nicht.“

Beamte am Obersten Gerichtshof in Chengdu verwehrten den Bittstellern zuerst, Berufung einzulegen. „Als diese jedoch einen an die Regierung in Peking und die Provinzbehörden gerichteten Gemeinschaftsappell der Tibeter von Lithang vorlegten, zeigte der Gerichtshof etwas Interesse“, heißt es aus unserer Quelle.

Die Verwandten erhielten eine offizielle Bestätigung für die Einreichung ihres Antrags, was bedeutet, daß das Gericht verpflichtet ist, den Fall anzuhören, und die Antragsteller auch einen Rechtsanwalt beiziehen können.

Ronggyal Adrak wurde, nachdem er am 1. August während des jährlichen Pferderennenfestes in Lithang die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet gefordert hatte, verhaftet und der Staatsgefährdung angeklagt. Er gehört zur Nomadengemeinschaft von Yunru in diesem hauptsächlich von Tibetern bewohnten Hochland um Lithang in Sichuan.

Auf diesen Vorfall am 1. August und die Verhaftung Ronggyal Adraks hin strömten zahlreiche Nomaden vor den Polizei- und Regierungsgebäuden in Lithang zusammen. Als die Spannung wuchs, drohte die Polizei, auf sie zu schießen. Schließlich gelang es den dortigen Behörden, die Nomaden zu beruhigen. Kurz darauf wurden jedoch Tausende von Soldaten nach Lithang entsandt, und tibetische kommunistische Parteikader wurden durch Han-Chinesen ersetzt.

Bei der Gerichtsverhandlung im Oktober erklärte der Richter Ronggyal Adrak, sein Verbrechen sei „sehr schwer“, außerdem sei er auch verantwortlich für die auf seine Tat folgenden Massenproteste, als Hunderte von Nomaden vor den Regierungs- und Polizeigebäuden seine Freilassung forderten.