3. Juni 2005
Radio Free Asia (RFA), www.rfa.org

Tibetischer Mönch in Qinghai festgenommen

Mitarbeiter des chinesischen Sicherheitsdienstes (Public Security Bureau) verhafteten kürzlich einen tibetischen Mönch aus dem Kloster Kumbum in der Provinz Qinghai. Aus Quellen, die ungenannt bleiben möchten, verlautete, in dem Kloster seien zum Zeitpunkt der Festnahme einige gegen die Regierung gerichtete Plakate zu sehen gewesen.

Wie dem tibetischen Nachrichtendienst von RFA mitgeteilt wurde, stammt der Mönch, ein 22-jähriger Student namens Jigme Dasang, aus dem Kreis Xinghai in der Präfektur Hainan in der westchinesischen Provinz Qinghai. Er sei Mitte Mai verhaftet worden, als die Mönche gerade zu ihrem täglichen Gemeinschaftsgebet versammelt waren. Jigme Dasang sei sechsmal als einer der "drei besten Studenten" (chin. san hao xuesheng) ausgezeichnet worden.

Ein Sprecher des Public Security Bureau von Kreis Huangzhong bestätigte, daß Jigme Dasang in dem Distrikt-Haftzentrum inhaftiert und die Antiterror-Einsatzgruppe (chin. fang bao da dui) für seinen Fall zuständig ist.

Mögliche Verbindungen zu Separatisten: Die Antiterror-Einsatzgruppe lehnte jegliche Auskunft ab, und überhaupt sollten die Reporter derartige Fragen nicht stellen, hieß es. Die Behörden vermuten, daß hinter dem jungen Mönch noch weitere Personen stehen. Viele Leute befürchten, sie könnten mit in die Sache hineingezogen werden.

Tibetische Quelle: Die per Telefon kontaktierten Behörden wollten keine Einzelheiten zu der gegen Jigme Dasang erhobenen Anklage bekanntgeben und sagten lediglich, sie hätten etwas mit dem Antiseparatismusgesetz zu tun.

"Die Behörden hegen den Verdacht, daß hinter dem jungen Mönch noch andere Leute stecken könnten. Viele Menschen haben nun Angst, daß sie in die Ermittlungen hineingezogen werden könnten", erfuhr RFA aus einer Quelle.

Andere Quellen, die nicht namentlich genannt werden möchten, sagten, zur gleichen Zeit seien noch weitere Plakate mit scharfer Kritik an Peking in dem Kloster gefunden worden, und etliche Mönche fürchteten nun, ebenfalls verhaftet zu werden.

Das Kloster Kumbum im Kreis Huangzhong, in der Nähe der Provinzhauptstadt Xining, ist eines der wichtigsten Klöster der tibetisch-buddhistischen Tradition. 1998 setzte sich der Abt des Klosters Kumbum, Agya Rinpoche, in die USA ab. Er trug gleichzeitig den Titel eines Vize-Vorsitzenden des Qinghai-Zweigs der Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes, womit er der höchstrangige tibetische Amtsträger war, der jemals in den Westen geflohen ist.