19. Juni 2012
Phayul, www.phayul.com

Tamdings Abschiedsworte: Auf dass Tibet von Tibetern regiert werde, verbrenne ich meinen Körper

Mit seinen letzten Worten, ehe er sich aus Protest gegen die chinesische Regierung in Brand setzte, wünschte Tamding Thar, daß Tibet von den Tibetern regiert werden möge.

In einem Vierzeiler auf Tibetisch forderte Tamding Thar auch die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet, einen Wunsch, den auch alle anderen 39 Tibeter, die sich seit 2009 verbrannten, äußerten. Er schrieb:

„Ich nehme Zuflucht zu den Drei Juwelen - Buddha, Dharma und Sangha.

In der Hoffnung, daß Friede auf Erde walten möge;

Mit der Sehnsucht nach der Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama in sein Heimatland;

Auf daß Tibet von Tibetern regiert werden möge;

Setze ich meinen Körper in Flammen, als eine Opfergabe des Lichtes“.

Tamding Thar hatte sich am Morgen des 15. Juni in Chentsa, Amdo, vor der dortigen Polizeistation angezündet und starb kurz nach seinem feurigen Protest.

Trotz des großen Aufmarsches an Sicherheitskräften kamen später an diesem Tag Tausende von Tibetern zu seiner Bestattung, um ihm die letzte Ehre zu erweisen und Khatags, die traditionellen tibetischen Segensschärpen, darzubringen. Sie zündeten auch Butterlampen an der Stelle seiner Selbstverbrennung an.

Tamding Thar gehörte zu einer Nomadenfamilie aus dem Dorf Lowa; er wurde im Rahmen der „Nomaden-Ansiedelungspolitik“ der chinesischen Regierung vor ein paar Jahren gezwungen, in die Kreisstadt zu ziehen.

Auch andere Tibeter, die sich selbst verbrannten, wie Choephag Kyab und Sonam am 19. April, sprachen von dem Leid des tibetischen Volkes, dem die grundlegenden Menschenrechte vorenthalten werden:

„Um der Wiederherstellung der Freiheit in Tibet und des Weltfriedens willen setzen wir uns in Flammen. Das Leiden des tibetischen Volkes infolge der Verweigerung seiner Freiheit ist viel größer als die Tragödie der Verbrennung unserer Körper.“

Sopa Rinpoche, ein angesehener Lama, der am 8. Januar bei seinem feurigen Protest in Golog sein Leben ließ, erklärte:

„Ich gebe meinen Körper als eine Opfergabe des Lichts hin, um die Dunkelheit zu vertreiben, Ich begehe diese Handlung weder für mich selbst noch aus einem persönlichen Wunsch heraus, noch um der Ehre und des Ruhmes willen. Ich opfere meinen Körper in fester Entschlossenheit und mit einem reinen Herzen, ebenso wie der Buddha seinen Körper einer hungrigen Tigerin mutig zum Fraß gab (damit sie nicht ihre Jungen auffresse)“.

Und Jamphel Yeshi, der 26jährige Tibeter, der sich am 26. März in New Delhi in Feuer setzte, bringt in seinem Testament zum Ausdruck:

„Was ich hier mitteilen möchte, ist das Anliegen von sechs Millionen Tibetern. Jetzt, wo wir uns endgültig auf unser Ziel zu bewegen: Wenn ihr Reichtum besitzt, ist es Zeit, ihn einzusetzen. Wenn Ihr Qualitäten habt, ist es nun Zeit, sie zu nutzen, um zu Ergebnissen zu kommen. Wenn Ihr über Euer Leben bestimmen könnt, meine ich, der Tag sei gekommen, Euer Leben hinzugeben. Der Zweck, daß Tibeter in unserem 21. Jahrhundert ihren kostbaren Körper verbrennen, ist, daß die Welt von dem Leiden der sechs Millionen Tibeter erfahre, daß ihnen die grundlegenden Menschenrechte vorenthalten werden. Wenn Ihr Liebe und Mitgefühl habt, dann steht auf für das hilflose tibetische Volk!“