26. Juni 2012
Phayul, www.phayul.com, Radio Free Asia, www.rfa.org

China nimmt Frau und Verwandte von Ngawang Norphel fest, Tenzin Khedrup vorzeitig eingeäschert

Die Behörden in Osttibet nahmen Familienmitglieder von Ngawang Norphel fest, der sich letzte Woche selbst verbrannte.

Einen Tag, nachdem Ngawang Norphel und Tenzin Khedrup sich in der Stadt Dzatoe in Brand setzten, um die Unabhängigkeit für Tibet und ein langes Leben des Dalai Lama zu fordern, wurden die Frau des ersteren, Dolma Dicki, und zwei weitere Verwandte festgenommen.

„Es ist unklar, wie die Anklagen gegen die drei lauten, noch wo sie sich jetzt befinden“, sagte der im Exil lebende Sonam Tsering, der in Kontakt zu der Gegend steht.

Als Ngawang Norphel, 22, und Tenzin Khedrup, 24, sich am Nachmittag des 20. Juni anzündeten, hatten sie beide tibetische Flaggen in der Hand, wie man in einem kurzen Videoclip erkennen kann.

Tenzin Khedrup erlag seinen Verletzungen, während Ngawang Norphel vermutlich in kritischem Zustand in einem chinesischen Militärhospital in Xining liegt.

Tenzin Khedraup und Ngwang Norphel halten zu Anfang noch die tibetische Flagge hoch

„Den zwei Mönchen, die vom Kloster Zilkar nach Xining mitfuhren, um ihm zur Seite zu stehen, wurde der Zutritt zu dem Hospital verweigert. Sie warten nun vor dem Eingang, wo die Soldaten Wache halten“.

In einem neuen Videoclip kurz nach dem Selbstverbrennungsprotest, das von der Tibetischen Zentralverwaltung letzte Woche herausgegeben wurde (1), kann man den schwer verbrannten Ngawang Norphel rufen hören: “Was ist mit meinem Schneeland geschehen“? Er fragt auch nach seinem „verschworenen Bruder“ Tenzin Khedrup.

Obwohl er sich sichtbar in Schmerzen windet, sagt Ngawang Norphel, ihr Opfer sei für Tibet gewesen.

„Wir beide verschworenen Brüder, wir werden das nächste Mal nicht scheitern. Wir taten es um Tibets willen. Wir sind im Schneeland. Wenn es unsere Freiheit, unsere kulturellen Traditionen und unsere Sprache nicht mehr geben soll, ist es extrem beschämend für uns“, stammelte Ngawang Norphel.

In einer Botschaft, welche die beiden schrieben, ehe sie zu ihrer drastischen Tat schritten, mahnten sie alle Tibeter, beim Kampf um die Freiheit Tibets und die Rückkehr des Dalai Lama aus dem Exil Eintracht zu bewahren.

„Leute wie wir sind nicht in der Lage, einen substantiellen Beitrag für die tibetische Religion und Kultur zu leisten oder unseren Landsleuten wirtschaftlich beizustehen“. Sie sagten, durch ihre Handlung wollten sie „ihrer Liebe zu dem tibetischen Volk und ihrer Loyalität zu Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama Ausdruck verleihen“.

Tenzin Khedup, der sich zusammen mit Ngawang Norphel verbrannte, wurde am Samstag unter hohen Sicherheitsvorkehrungen eingeäschert. Einen Tag vor der Bestattung befahlen die Behörden den Mönchen des Klosters Zilkar, die letzten Riten für Tenzin Khedrup in den frühen Morgenstunden des 23. Juni zu vollziehen und nicht wie geplant am Mittag. Wenn dem Befehl nicht Folge geleistet würde, so würde Tenzin Khedrups Körper gewaltsam entfernt werden, warnten die Behörden.

Quellen im Exil zufolge sind nun über 800 chinesische Sicherheitskräfte um das Kloster Zilkar und in der Stadt Dzatoe im Einsatz, um die ortsansässigen Tibeter daran zu hindern, dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen.

Die Mönche des Klosters Zilkar nahmen trotz der offiziellen Anordnung zu Hunderten an der Bestattung teil. Sie entzündeten Tausende von Butterlämpchen und rezitierten die ganze Nacht lang Gebete. Film- oder Fotoaufnahmen der Bestattung waren nicht möglich, weil die Sicherheitskräfte die ganze Zeit über die Mönche scharf im Auge behielten.

Seit Tapeys Selbstverbrennungsprotest 2009 haben sich 41 Tibeter in Brand gesetzt und dabei Freiheit für Tibet und die Rückkehr des spirituellen Oberhaupts aus dem Exil gefordert.

(1) http://www.youtube.com/watch?v=OCsaunXM1zM

Der gesamte Dialog Ngawang Norphels mit einem Mönch steht unter „New Video Footage of Latest Self-Immolation Incident