20/ 21. April 2011
Phayul, www.phayul.com

Erste Bilder aus Ngaba zeigen, dass die Lage alles andere als „harmonisch“ ist

Während China Berichte über Spannungen im Kloster Kirti dementiert und behauptet, die Lage sei zur Normalität zurückgekehrt und es herrsche eine „harmonische“ Beziehung zwischen den Mönchen und der Polizei (1), beweisen die Bilder, die „Free Tibet“, London, aus der Gegend erhielt, genau das Gegenteil. Man sieht darauf mit Holzkeulen bewaffnete Polizisten in Zivil, den massiven Einsatz der paramilitärischen Truppen auf den Straßen der Stadt Ngaba und von Soldaten bemannte Checkpoints an den Zugangsstraßen zu der Stadt (2). Ein heimlich aufgenommenes Video [auf Tibetisch] liefert einen plastischen Eindruck von der furchterregenden Militärpräsenz in Ngaba.

Aus einer tibetischen Quelle mit Kontakten zu Ngaba verlautet, daß die Mönche des Klosters Kirti weiterhin einer rigorosen patriotischen Umerziehung durch chinesische Kader unterzogen werden, während Hunderte von bewaffneten Sicherheitskräften um das Kloster Wache stehen. Chinesische Arbeitsteams in Begleitung von je etwa 10 bewaffneten Polizisten patrouillieren durch die Wohnbereiche der Mönche, stellen ihnen wahllos Fragen und mißhandeln sie. Augenzeugen sahen, wie chinesische Beamte heimlich Abhöranlagen in den Zimmern der Mönche anbrachten.

Straßensperre in Ngaba
(Bild von Free Tibet)

Die Kader warnten die Mönche davor, gegenüber Personen von außerhalb auch nur das Geringste über den Ablauf der patriotischen Umerziehung verlauten zu lassen. „Sie drohten ihnen mit strenger Vergeltung, falls sie irgend etwas erzählten, sei es auch nur ihren Eltern oder Angehörigen“.

Um die Lage als normal und „harmonisch“ erscheinen zu lassen, hätten die Behörden die Schreine mit den Gebetstrommeln der Klosteranlage, die üblicherweise von den tibetischen Bewohnern in Drehung versetzt werden, aber nun verschlossenen waren, kurzzeitig geöffnet. „Da aber niemand kam, um die Gebetstrommeln zu drehen und die Schreine zu umschreiten, köderten die Beamten Passanten, die sie für 30 Yuan die Gebetstrommeln in Bewegung setzen ließen. Dann machten sie Aufnahmen von der Szene.

Auch Mönche anderer Klöster in der TAP Ngaba werden erheblich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und in die Klosteranlagen eingeschlossen.

Die Behörden in Ngaba nahmen im Zuge der Kampagne zur patriotischen Erziehung einen weiteren Mönch fest. Der 24jährige Tsering verschwand vor wenigen Tagen und niemand weiß, wohin er gebracht wurde. International Campaign for Tibet (ICT) fertigte eine Liste der bekannt gewordenen Fälle von Festnahmen (mindestens 34) in den letzten Wochen in Ngaba an .

Radio Free Asia berichtet, daß die inhaftierten Mönche in barbarischer Weise gefoltert wurden. „Einige Mönche, die vor zwei Wochen weggebracht wurden, sind jetzt zurückgekehrt, aber ihr körperlicher Zustand ist sehr schlecht“, teilten Mönche des Schwester-Klosters Kirti in Indien mit.

„Sie wurden fürchterlich geschlagen und angegriffen und über lange Zeit extremer Hitzestrahlung ausgesetzt. Die Peiniger fesselten ihnen Hände und Beine an Strommasten und traktierten sie dann mit Elektrowaffen“.

„Die Intensität der Folterung war so entsetzlich, daß die Mönche Schmerzen und Agonie empfanden, als ob sie bei lebendigem Leibe gehäutet würden. Viele verloren unter den Qualen der Gewaltanwendung das Bewußtsein“, sagten Tsering und Yeshe, deren Kloster in Kontakt zu Bewohnern von Ngaba steht.

(1) 19. April 2011, “China denies Tibetan monastery lock-down

(2) “Tension in Ngaba County

Appellbriefe an chinesische Funktionäre und das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte entsprechend der Empfehlung von Amnesty International (AI) gibt es auf unserer Website unter Briefvorschläge (links oben).

Die Briefvorschläge stehen im doc-Format zum Herunterladen zur Verfügung. Der Zweck ist, daß sie individuell verändert und besser gestaltet werden können, im pdf-Format wäre dies nicht möglich.

Die Anschriften sind den urgent actions von AI entnommen. Falls jemand unter den Lsern dieser Nachricht die Adressen besser oder auf Chinesisch gestalten könnte, wäre dies willkommen.