5. April 2010
Phayul, www.phayul.com

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Junger Tibeter holt chinesische Flagge runter – festgenommen

Ein tibetischer Jugendlicher wurde kürzlich verhaftet, weil er von einem Regierungsgebäude in Kham Driru eine chinesische Flagge heruntergeholt und danach verbrannt haben soll, berichtete ein im Exil lebender Tibeter mit Kontakten zu der Region. Der Bezirk Driru (chin. Biru) gehört traditionsgemäß zur Provinz Kham, aber wurde inzwischen der Präfektur Nagchu (chin. Nagqu) in der sogenannten Autonomen Region Tibet (TAR) angegliedert.

Der 22jährige Kunchok Namgyal aus dem Dorf Totho in der Gemeinde Tsachu im Bezirk Driru wurde vor zwei Wochen von den Behörden verhaftet, nachdem er eine chinesische Flagge von der dortigen Gemeinde-Halle heruntergeholt und angezündet haben soll, teilte der aus Nagchu stammende und jetzt im Exil ansässige Ngawang Tharpa mit.

Die Polizei habe Namgyal sofort nach seiner Tat festgenommen. Dieser verwegene Protestakt könnte ihm schwere Mißhandlungen in der Haft einbringen, fügte Ngawang unter Berufung auf Quellen aus der Gegend hinzu. Bisher weiß niemand, wo er festgehalten wird: „Nicht einmal seine Angehörigen haben eine Ahnung, wo er sich im Augenblick befinden könnte“.

Seit die Tibeter im letzten Monat des tibetischen Volksaufstands von 1959 gedachten, ist es in und um Driru immer wieder zu sporadischen Protestkundgebungen, sowohl von Einzelpersonen als auch kleineren Gruppen, gegen die chinesische Herrschaft über ihr Land gekommen.

Trotz der einschneidenden Sicherheitsmaßnahmen bekunden die Tibeter ab und zu durch derartige Protestakte ihre Meinung, obwohl sie mit ziemlicher Gewißheit eine Strafverfolgung riskieren und mit extrem langen Haftstrafen rechnen müssen, wie es für den Umgang des kommunistischen Chinas mit Protestaktionen typisch ist, das sie als „Gefährdung der Staatssicherheit“ einstuft.

7. April 2010

Bis zu 20 Schüler im Bezirk Driru festgenommen

Wie der aus dem Bezirk Sog und jetzt im Exil lebende Ngawang Tharpa mitteilte, demonstrierten am 22. März 2010 Dutzende von Schülern im Alter von 11 bis 15 Jahren gegen die chinesische Herrschaft über ihr Land, was die Festnahme von etwa 20 von ihnen zur Folge hatte.

Die Schüler der Zentralen Grundschule der Gemeinde Tsala, Bezirk Driru, Präfektur Nagchu, die Parolen wie „Freies Tibet“, „Chinesen raus aus Tibet“ und „Möge Seine Heiligkeit der Dalai Lama nach Tibet zurückkehren“ riefen, wurden innerhalb kürzester Zeit von Sicherheitskräften umstellt. Diese nahmen etwa 20 von ihnen fest und nahmen dann auch einige Eltern der Schülerzum Verhör mit. Wie der Vorfall endete, ist nicht bekannt. Die Lage in der Gemeinde Tsala ist sehr angespannt, und überall patrouilliert die bewaffnete Polizei, um weitere Proteste zu verhindern.

Bisher ist nichts über den Verbleib oder den Zustand der festgenommenen Schüler noch ihrer Eltern bekannt, die intensiven Vernehmungen unterzogen wurden. Seit März 2008 sind infolge des allgemeinen Volksaufstandes über 220 Tibeter ums Leben gekommen, 5.600 wurden festgenommen und über eintausend werden immer noch vermißt.