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30. März 2008
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Äbte und Lamas weigern sich, dem Dalai Lama abzuschwören

Wie aus Tibet zu erfahren war, wurden seit dem 14./15. März über 3.000 Sicherheitskräfte in die Umgebung der Klöster Kham Za Chukha und Sershul Zong in der Provinz Sichuan verlegt.

Am 26. März beriefen die Behörden eine Versammlung der Vertreter von 43 Klöstern ein, bei der sie den Neustart der Kampagne für Patriotische Umerziehung ankündigten. Ferner bezichtigten sie Seine Heiligkeit und die tibetische Regierung-im-Exil, sie hätten die Aufstände an nahezu 40 bis 50 Orten in Tibet geplant und gesteuert. Die Kader warnten die Klostervertreter vor jedweder Unterstützung der Proteste und befahlen ihnen, sich gegen diese auszusprechen und eine Unterschriftenkampagne zu starten, bei der die aktuellen Proteste und die Erhebung für die Unabhängigkeit Tibets verurteilt werden müssen.

Die Behörden versuchten den Einfluß der Lamas, Tulkus und Khenpos der Klöster auf die Mönche und die tibetische Bevölkerung zu nutzen und sie zu zwingen, ihren Anhängern – sowohl Mönchen wie tibetischen Laien – anzuraten, sich nicht an irgendwelchen Unabhängigkeitsprotesten und Demonstrationen zu beteiligen. Bei dem Meeting baten die versammelten Lamas und Tulkus darum, ihre persönlichen Ansichten einzeln vortragen zu dürfen. Alle bekannten sie sich einmütig zu dem Standpunkt vor, Seine Heiligkeit der Dalai Lama sei ihnen so kostbar wie ihr Augenlicht und ihr eigenes Herz und sie würden niemals Kritik an ihm üben.

Mit Entschiedenheit wiesen sie die Behauptung der Chinesen zurück, der gegenwärtige Volksaufstand in Lhasa und zahlreichen Teilen Amdos und Khams sei von Seiner Heiligkeit vorgeplant und arrangiert worden. Sie erklärten mit großer Bestimmtheit, das totalitäre Verbot von Portraits Seiner Heiligkeit in ganz Tibet und der Zwang, ihn zu verunglimpfen, seien hirnlose Akte der Behörden, in denen man nur eine beabsichtigte Provokation sehen könne, um Ärger und Konflikte zu schaffen. Sie fügten hinzu, keiner von ihnen könne die Verantwortung für die Folgen übernehmen, falls die Regierung an ihrer verfehlten Politik und den Repressionen festhalte.

Ferner erklärten sie, sie hätten den Behörden einen wichtigen Vorschlag zu unterbreiten, und falls die lokalen Behörden nicht über die nötigen Kompetenzen verfügen sollten, müßten sie ihr Gesuch eben an höhere Instanzen richten.

"Es ist unsere glühende Bitte und unsere Hoffnung, daß es zu einem direkten Dialog zwischen Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama und der chinesischen Führung kommen möge, der zu sinnvollen Verhandlungen im Hinblick auf eine beiderseitig akzeptable Lösung in der Tibetfrage führen wird. Solange eine solche positive Entwicklung nicht erreicht ist, kann niemand von uns die Verantwortung übernehmen, daß es künftig zu keinen Protesten und Aufständen mehr kommt", lautete ihr couragierter Aufruf an die chinesischen Behörden.