Human Rights Update

August 2001

Inhalt
  1. Die Chinesen halten Chadrel Rinpoche weiter gefangen
  2. Das Risiko Touristen zu führen
  3. Religiöse Repression in Distrikt Drayab
  4. Vier Verteiler von Flugblättern entgehen der Festnahme
  5. Ausweise obligatorisch zur Umrundung des Kailash
  6. Unbezahlte Fronarbeit im Distrikt Drayab
  7. Verhaftung wegen Plakatierens
  8. Besteuerung und andere Probleme in Kreis Saga
  9. Jugendlicher wegen Rufens von Freiheitsparolen zu 3 Jahren verurteilt
Teil 1

Die Chinesen halten Chadrel Rinpoche weiter gefangen

Chadrel Rinpoche, der 62-jährige ehemalige Abt des Klosters Tashilhunpo und Leiter der Suchkommission zur Auffindung des Nachfolgers des 10. Panchen Lamas, ist nach Ablauf seiner sechsjährigen Haftstrafe im Mai dieses Jahres nicht, wie erwartet, zurückgekehrt.

Am 17. Mai 1995 wegen geheimer Absprache mit separatistischen Kräften verhaftet, wurde Chadrel Rinpoche erst nach zwei Jahren Untersuchungshaft gerichtlich verurteilt. Nach einer dem TCHRD zugegangenen Information sind nun die Tibeter in Lhasa und Shigatse, besonders die Mönche des Tashilhunpo Klosters, äußerst besorgt wegen des Fehlens jeglicher Nachricht über Rinpoches erwartete Entlassung, seinen derzeitigen Aufenthaltsort und seinen gesundheitlichen Zustand. Chadrel Rinpoches Gefängnisstrafe sollte im Mai 2001 zu Ende sein. Da man überhaupt nichts von Rinpoches Entlassung gehört hat, konkretisiert sich die Befürchtung immer mehr, daß Rinpoche gar nicht mehr unter den Lebenden weilen könnte.

Nach § 47 der Strafgesetzverordnung Chinas ist es eindeutig, daß die Gesamtzeit der Inhaftierung, angefangen vom Tag der Festnahme, auf die Gefängnisstrafe anzurechnen ist. Gemäß dem chinesischen Gesetz wäre Chadrel Rinpoches 6-jährige Haftstrafe daher am 16. Mai 2001 zu Ende gewesen, da seine Festnahme am 17. Mai 1995 erfolgte.

"Die fortgesetzte und willkürliche Festhaltung von Chadrel Rinpoche beweist, daß sich Peking weder um die eigenen noch um die internationalen Gesetze kümmert. Sie ist eine deutliche Verletzung des § 9 des Internationalen Paktes über Bürgerliche und Politische Rechte, den China im Oktober 1998 unterzeichnete, und der willkürliche Verhaftung als gesetzwidrig erklärt", stellte Lobsang Nyandak Zayul, der leitende Direktor des TCHRD in Dharamsala, fest.

Dem Tibet Information Network (TIN) zufolge äußerten chinesische Regierungsvertreter unlängst gegenüber einer polnischen parlamentarischen Delegation, die vom 8. -10. August in Tibet weilte, daß Chadrel Rinpoche noch in Haft sei. Gyaltsen Norbu, einer der stellv. Parteisekretäre, sagte den Delegierten, Chadrel Rinpoche würde noch seine Strafe verbüßen, weil er Staatsgeheimnisse preisgab, indem er den Namen des Knaben, der vermutlich der Panchen Lama war, herausgab, ehe dieser von der Regierung gebilligt wurde. Er sei auch sichtbar verärgert gewesen, als er über den Aufenthaltsort und die Lebensumstände Gedhun Choekyi Nyimas, des vom Dalai Lama anerkannten Panchen Lamas, gefragt wurde.

Am 14. Mai 1995 verkündete der Dalai Lama den damals 6-jährigen Gedhun Choekyi Nyima als Reinkarnation des 10. Panchen Lamas. Drei Tage später verhafteten die Chinesen Chadrel Rinpoche und seinen Gehilfen Jampa Chung am Flugplatz von Chengdu in der Provinz Sichuan. Nach zwei Jahren Festhaltung an geheimem Ort sprach das Mittlere Volksgericht von Shigatse am 21. April 1997 bei einem Prozeß hinter verschlossenen Türen das Urteil über Chadrel Rinpoche und seinen Assistenten. Im Mai 1997 gab Xinhua, die offizielle chinesische Nachrichtenagentur, bekannt, daß Rinpoche gemäß § 92, dem 1. Abs. des § 186 und den §§ 23, 24, 51 und 64 und dem 2. Abs. des § 59 des Strafgesetzes der PRC verurteilt wurde.

Chadrel Rinpoche bekam wegen "Verschwörung zur Spaltung des Landes" und "Weitergabe von Staatsgeheimnissen" 6 Jahre Gefängnis mit folgenden 3 Jahren Verlust der politischen Rechte. 4 Monate nach der Urteilsfällung erklärte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Chen Jian, Chadrel Rinpoche sei krank und liege im Hospital. Jampa Chung, der 50-jährige Mönchsgehilfe von Chadrel Rinpoche, wurde unter ähnlicher Anklage zu 4 Jahren Gefängnis und Verlust der politischen Rechte für weitere zwei Jahre verurteilt.

Im September 1997 sickerten die ersten Informationen über Rinpoches Haftorte durch. Zuerst in Distrikt Trochu (chin. Heishui) festgehalten, wurde Rinpoche später in das Gefängnis Chuandong No. 3, Distrikt Tazhu, Provinz Sichuan, verlegt, das für hochbrisante politische Dissidenten bestimmt ist. Chadrel Rinpoche kam nach seiner Verurteilung im April/Mai in dessen "Geheimtrakt", der auch als ein "Gefängnis innerhalb des Gefängnisses" bekannt ist. Als Protest gegen die Verweigerung des Besucherrechts und jeglicher Kontakte zur Außenwelt ging Rinpoche irgendwann im Juli in Hungerstreik. Es hieß damals, seine Gesundheit sei sehr schwach.

Vor seiner Verhaftung hatte Chadrel Rinpoche hohe Ämter inne, so war er Leiter der zivilen Verwaltungskommission und Vorsitzender des Demokratischen Verwaltungskomitees von Kloster Tashilhunpo. Rinpoche war auch Mitglied der Politischen Konsultativ-Konferenz des Chinesischen Volkes (CPPCC) und Vize-Vorsitzender der CPPCC der Autonomen Region Tibet (TAR).

1989 beauftrage die chinesische Regierung ihn mit der Leitung der offiziellen Suchkommission nach der Reinkarnation des 10. Panchen Lamas. Mit Pekings Mandat bewaffnet, unterhielt Chadrel Rinpoche private Kommunikation zum Dalai Lama, um einen sowohl für den Dalai Lama als auch für die Regierung in Peking akzeptablen Kandidaten zu finden.

Im Mai 1996 wurde Chadrel Rinpoche all seiner offiziellen Ämter entkleidet, weil er "gegen grundlegende Prinzipien verstieß und den politischen Status eines Patrioten einbüßte". Am 24. Mai 1996 ließ Radio Lhasa verlauten, "durch dieses Vorgehen sei die CPPCC von schlechten Elementen gereinigt worden".

Wenige Tage nach der Ankündigung des Dalai Lama im Mai 1995 verschwanden der damals sechsjährige Gedhun Choekyi Nyima und seine Familie aus ihrem Haus und wurden von den Chinesen in Gewahrsam genommen. Bis heute konnte kein Vertreter irgendeiner Regierung, keine zuständige Organisation oder ein unabhängiger Beobachter den jüngsten politischen Gefangenen der Welt besuchen. Der am 25. April 1989 in Kreis Lhari der Präfektur Nagchu geborene Gedhun Choekyi Nyima wurde am 14. Mai 1995 unter dem Namen Tenzin Gedhun Yeshe Trinley Phuntsok vom Dalai Lama zum 11. Panchen Lama Tibets ausgerufen.

Teil 2

Das Risiko Touristen zu führen

Ein Touristenführer wurde gefeuert und sein Arbeitgeber wurde zu einer Geldstrafe verdonnert, weil ersterer mit einer Gruppe Ausländer über tibetische Politik gesprochen hatte. Seit 1998 führte Lobsang Dawa ausländische Touristen durch Distrikt Gyalthang (chin. Zhongdian) in der Provinz Yunnan. In Kooperation mit anderen tibetischen Guides brachte Dawa etwa 10 ausländische Gruppen bis nach Sadang (chin. Lijang) an der Grenze zwischen Tibet und China, wo er die Ausländer mit den Grundgedanken tibetischer Politik und Geschichte vertraut machte. Er rief sie auf, bei dem Kampf um die Befreiung Tibets mitzumachen, und gewöhnlich versprachen sie ihm ihre Hilfe.

Im vergangenen Jahr jedoch sprach Dawa einmal mit einer Gruppe französische Touristen über diese Dinge, die nicht begriffen, was er meinte und bei der Rückkehr ins Hotel seine Äußerungen ganz offen mit chinesischen Touristenführern besprachen. So erreichte die Information allmählich die chinesische Verwaltung in Gyalthang, einschließlich seinen Onkel, der ihn mahnte, fortan über diese Belange zu schweigen.

Etwa zwei Wochen später wurde er von der chinesischen Polizei vernommen, warum er mit Ausländern über derartige Dinge gesprochen hätte und woher er überhaupt solches Wissen hätte. Naiv erklärte er, er sei in Indien gewesen, wo man ihm all dies gesagt habe, selbst hätte er jedoch keine Erfahrung in solchen Dingen. Weil die Polizei seinen Onkel kannte, wurde er nicht schlecht behandelt, und dieser Protektion wegen entging er auch der Verhaftung. Von Lobsang, dem Hotelbesitzer, verlangten die Behörden jedoch, Dawa zu entlassen, und forderten von dem Hotel eine Geldstrafe von 5000 Yuan. Ob es später noch weitere unangenehme Folgen für die Leute des Hotels gab, weiß Dawa nicht.

Dawa setzte seine Tätigkeit nun unabhängig und ohne Wissen der Chinesen fort. Er führte drei bis vier ausländische Gruppe in die Gegend von Derong. Aber die Sache wurde immer schwieriger für ihn. Sein Onkel beschaffte ihm einen chinesischen Paß. Dawa zufolge sei es für die Tibeter dieser Gegend leichter einen solchen Paß zu bekommen, weil sie als "ethnische Tibeter" und folglich als chinesische Bürger gelten. Danach begab er sich eiligst nach Lhasa, wo er einen Monat blieb, ehe er sich auf die Reise nach Nepal machte. Er hatte keinerlei Probleme unterwegs. Kürzlich rief er seinen Onkel an, der ihm mitteilte, die Behörden würden nach 5 Monaten immer noch nach ihm fahnden. Sie belästigen den Onkel immer wieder mit Fragen wegen Dawas Verbleib und überwachen seine Schritte.

Dawa kam erstmals 1985 nach Indien, um Mönch zu werden. Seine Eltern wollten, daß er zu Hause bleibe und sich um die Familiengeschäfte kümmere, aber seine Entschlossenheit überwog über ihre Wünsche. Er reiste nach Lhasa, wo seine Verwandten ebenfalls versuchten, ihn zum Bleiben zu bewegen. In Südindien trat er dem Drepung Kloster bei, wo er bis 1989 blieb und buddhistische Philosophie und Metaphysik studierte. Da er sein Englisch verbessern wollte, besuchte er daraufhin ein halbes Jahr lang die Tibetische Schule in Bir und studierte gleichzeitig Tibetisch. Dann kehrte er nach Nepal zurück, wo er als Tibetisch/Chinesisch Dolmetscher für Touristen aus Taiwan arbeitete.

Unzufrieden mit seiner Situation in Nepal kehrte Dawa 1992 nach Tibet zurück. Die chinesische Grenzpolizei nahm ihn fest und stellte ihm Fragen wegen seines Aufenthalts in Indien und Nepal. Er wurde jedoch nach einem Tag freigelassen, wie es damals üblich war. Die nächsten zwei Jahre arbeitete er als Übersetzer und Führer für westliche Touristen in Lhasa, wonach er nach Kandze zurückkehrte. Er begann mit Pilzen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu handeln. Oft reiste er ohne irgendwelche Probleme zwischen Lhasa und Peking hin und her und besuchte auch andere Orte in China.

Teil 3

Religiöse Repression in Distrikt Drayab

Wie ein Neuankömmling aus Distrikt Drayab, Präfektur Chamdo, berichtet, ist die Lage in dem Kloster Peugue besonders schlimm. Bilder des Dalai Lama sind verboten und sein Name darf nicht genannt werden. Wenn man sich auf ihn bezieht, muß man die Begriffe "Dalai Clique" oder "Spalter" verwenden.

Jeder Mönch der Region muß im Winter, Frühjahr und Sommer politische Seminare besuchen. Zusätzlich kommt bis zu dreimal jährlich ein "Arbeitsteam" von etwa 10 Personen ins Kloster Peugue, um 5-10 Tage lang die politische Umerziehung vorzunehmen. Die Kader fordern von den Mönchen, den Dalai Lama zu beschimpfen und sich von der Idee tibetischer Freiheit abzukehren.

Der 21-jährige Kunga, unser Berichterstatter aus Drayab, erzählte auch, die Offiziellen würden die Mönche sticheln mit Sprüchen wie: "Der Versuch, Freiheit für Tibet zu gewinnen, ist, als wolle man eine Treppe zu den Sternen bauen", "Diejenigen, die für Freiheit kämpfen, tun nichts als Steine gen Himmel zu werfen" und "Jene, die Losungen an die Mauern kritzeln, werfen Felsbrocken auf ihre eigenen Füße".

Wenn die Mönche gefragt werden, was sie von Freiheit halten, pflegen sie daher zu antworten, sie hätten keine Ahnung von solchen Dingen, aber sie weigern sich entschieden, den Dalai Lama zu schmähen. So geraten sie in Konflikt mit ihren buddhistischen Überzeugungen, und viele Mönche sahen sich von diesem beständigen Druck bewogen, das Kloster zu verlassen.

Auch Tibeter im öffentlichen Dienst in Distrikt Drayab sind religiösen Repressionen ausgesetzt. Während wichtiger Feste wie Saga Dawa (dem heiligen vierten Monat des tibetischen Kalenders) wurde das Umwandeln sakraler Bauten, das Verbrennen von Räucherwerk und das Aufsuchen traditionell als heilig geltender Stätten verboten - alles bei Tibetern übliche religiöse Praktiken.

Kunga erwähnte auch den in der Gegend wohl bekannten Vorfall von dem Selbstmord eines Mönches von Peugue 1996. Phurbu Audatsang, ein Mönch in den Vierzigern, sprang während einer Heimsuchung durch ein Arbeitsteam von einer Brücke in den lokalen Fluß. Er hatte sich geweigert, den Dalai Lama zu verunglimpfen, worauf die Kader sich anschickten, seine Wohnung nach den verbotenen Bildern zu durchsuchen. Auf dem Weg zu seinem Haus überraschte Audatsang die Kader, indem er plötzlich von der Brücke sprang, über die sie gerade gingen. Es war sicher, daß sie seine Photos finden würden.

Schließlich lieferte Kunga auch eine Liste von ehemaligen politischen Gefangenen aus Distrikt Drayab.

  1. Tsetse, 50, Buchhalter-Mönch des Klosters Puegue, wurde 1994 wegen Besitzes von Dalai Lama Photos verhaftet. Im selben Jahr wurde er zu drei Jahren im Chamdo Gefängnis verurteilt.
  2. Jamyang Abo, etwa 50, ein Mönch aus Kloster Puegue, wurde verhaftet, weil er eine Liste von Personen erstellt hatte, die für die Zerstörung von religiösen Statuen und Artefakten während der Kulturrevolution von 1966-1976 verantwortlich waren; er wurde zu 3 Jahren im Gefängnis Chamdo verurteilt.
  3. Tsedup, um die 40, wurde verhaftet, weil er eine Tonkassette mit einer Rede des Dalai Lama angehört hatte, und 1994 zu 3 Jahren im Gefängnis Chamdo verurteilt.
  4. Guepo Gyaltsen wurde verhaftet, weil er Unabhängigkeitszettel angeklebt hatte, und 1996 zu 5 Jahren in Drapchi verurteilt.
  5. Nyima, ein etwa 30-jähriger Mönch, wurde festgenommen, weil er 1996 Freiheitssprüche angebracht hatte, und zu drei Jahren Haft verurteilt.
  6. Tenpa Wangchok, 28, wurde ebenfalls wegen Unabhängigkeitsparolen festgenommen und 1996 zu 4 Jahren verurteilt.
  7. Nyima, ein mickeriger Trödler, wurde ebenfalls wegen Anbringens von Losungen festgenommen und 1997 zu 3 Jahren in dem Gefängnis Chamdo verurteilt.

Teil 4

Vier Verteiler von Flugblättern entgehen der Festnahme

Yeshi Dorjee, Sonam Wangyal, Rinchen Gonpo und Joenge Dhondup, vier Mönche von Kloster Phumar, stellten mit Hilfe von hölzernen Druckstöcken 1.800 Kopien von Flugblättern mit politischen Leitsprüchen her. Eines Tages im Juni 2000 um etwa 21 Uhr verteilen Dorjee, unser Informant, und seine drei Freunde 1.800 Flugblätter politischen Inhalts in den Straßen von Kandze oder hefteten sie an Mauern an. Einen Monat später, nachdem sie noch mehr Blätter derselben Sorte gedruckt hatten, wiederholten Dorjee und seine Freunde ihre Aktion.

Ihr Tun konnte der Aufmerksamkeit der Lokalbehörden nicht lange verborgen bleiben. Ein Polizist, der mit dem Klosterabt befreundet war, informierte Dorjee per Telefon und warnte sie vor der bevorstehenden Festnahme, falls sie sich nicht sofort aus dem Staub machten. Um kein Aufsehen zu erregen, verließen die Mönche das Kloster am 26. Juli 2000 in verschiedenen Richtungen.

Joenge Dhondup und Sonam Wangyal entkamen im Dezember 2000 nach Indien, während Rinchen Goepon sich noch in Tibet verborgen hält. Dorjee hielt sich 11 Monate in Nagpo, Distrikt Kandze, versteckt, und floh schließlich nach Indien. Dorjee erfuhr, daß ihre Zimmer im Kloster nach ihrer Flucht durchsucht und in den Zimmern von Dhondup und Goepon ein paar Flugblätter sichergestellt wurden.

Dorjee berichtet, ein chinesisches "Arbeitsteam" sei häufig in dem Kloster, das etwa 80 Mönche, alle ursprünglich aus Kandze, beherbergte, aufgetaucht. Sie mußten zu den Umerziehungssitzungen erscheinen, wo sie gemahnt wurden, aller "spalterischen Tätigkeit" abzusagen und Bilder des Dalai Lama zu vernichten. Novizen unter 18 Jahren wurden des Klosters verwiesen. Wenn die Kader kommen, was etwa viermal im Jahr der Fall ist, pflegen die Mönche ihre Dalai Lama Photos zu verstecken, um sie nach deren Weggang wieder aufzustellen.

Ein Freund half Dorjee nach Lhasa zu entkommen, wo er sich ein Reisedokument verschaffte. Schließlich erreichte er mit Hilfe eines Wegführers, dem er 1.500 Yuan zahlen mußte, das Tibetan Reception Centre in Nepal.

Teil 5

Ausweise obligatorisch zur Umrundung des Kailash

Shedup Yonten, ein 26-jähriger Nomade aus Kreis Bayang, Shigatse, TAR, berichtet, etwa 60 chinesische Sicherheitskräfte seien im Laufe der letzten 3 Jahre am Kailash stationiert worden. Ein Unterkunftsgebäude mit 7 Zimmern wurde für die Wachleute gebaut, was besagt, daß es sich um keine vorübergehende Stationierung handelt. Die Hauptaufgabe dieses Außenpostens ist, die jetzt für die Umwandlung des Berges Kailash eingeführten Erlaubnisscheine auszustellen. Eine Erlaubnis für 3 Tage kostet 18 Yuan, aber Personen über 50 Jahren brauchen nur 14 Yuan zu zahlen. Nach Ablauf von 3 Tagen ist ein neuer Schein erforderlich.

Die Tibeter der Gegend sind sehr unglücklich darüber, daß der Besitz von Dalai Lama Photos von den Chinesen als illegal erklärt wurde. Yonten erzählt, Anfang 2001 hätte ein ehemaliger Mönch von Kloster Goyar namens Rinzen Phuntsok den Offiziellen widersprochen. Er erklärte ihnen, es sei sinnlos in einem Kloster zu wohnen, weil den Tibetern die Verehrung ihrer Hauptanbetungsobjekte, nämlich des Dalai Lama und des Karmapa, verwehrt werde. Die Kader antworteten, die Tibeter könnten ja andere Lamas verehren. Im März wurde Phuntsok zur Vernehmung abgeholt, und seit diesem Zeitpunkt weiß man nichts mehr über seinen Verbleib oder seine jetzige Situation.

Yonten erfuhr erst vor 5 Jahren von der tibetischen Unabhängigkeitsbewegung außerhalb Tibets, als einige lokale Dörfler aus Indien zurückkehrten und davon erzählten. Die Chinesen tun ihr Äußerstes, um jegliche die Freiheit betreffende Gefühle bei der Bevölkerung zu unterdrücken. In Yontens Dorf gibt es zweimal im Jahr einen Zensus und drei bis vier Meetings, bei denen es hauptsächlich um Opposition gegen den Dalai Lama geht und die Chinesen als die großen Führer und Retter der Tibeter dargestellt werden.

Unser Informant beschrieb auch, wie die Steuern in Kreis Bayan seit 1981 immer höher wurden. Die lokale Bevölkerung fühlt sich sehr bedrückt von der Steuerlast. Obwohl die Behörden für sie wohlklingende Namen wie "Armuts- Bekämpfungs-Steuer" ersannen, ist nichts von einer Besserung im Lebensstandard der lokalen Familien zu merken. Yonten floh alleine aus Tibet und möchte sich nun einem Kloster in Indien anschließen.

Teil 6

Unbezahlte Fronarbeit im Distrikt Drayab

Frondienst ist im Distrikt Drayab, sowie in den anderen Teilen der Präfektur Chamdo, ziemlich weit verbreitet, wie Ngawang Choedon (Name geändert) berichtet, der kürzlich aus Tibet eintraf. Unter dem Motto "den armen und rückständigen Tibetern zu Wohlstand verhelfen" führten die Chinesen ein Zwangsarbeitssystem ein. In Wirklichkeit sind die Bewohner von Kreis Drayab von extremer Armut wie niemals zuvor betroffen. Sogar Jugendliche zwischen 12 und 16 werden zum Frondienst herangezogen.

Die Gegend Drayab zählt etwa 500 Familien, von denen annähernd 700 Personen Zwangsarbeit leisten müssen. Offizielle des Public Security Bureau (PSB) überwachen diesen obligatorischen Dienst, der außer dem Bau von Wohnhäusern und dem Fällen von Bäumen zu landwirtschaftlichen Zwecken hauptsächlich in der Anlage von Straßen besteht. Die Arbeit beginnt um 8 Uhr früh und dauert bis 18 Uhr, manchmal auch viel länger, mit einer kaum 15 Minuten dauernden Mittagspause.

Dieses System der unbezahlten Fronarbeit wurde Anfang 1997 in Drayab eingeführt. In den ersten sechs Monaten erhielten alle Arbeiter einen, wenn auch einen sehr mageren, Lohn. Seitdem wurde jedoch niemand mehr entlohnt. Die Bauern müssen fast 6 Monate im Jahr Frondienst leisten, was ihr Leben unerträglich macht, weil sie ja ohnehin schon eine große Arbeitslast zu bewältigen haben, um überleben zu können. Dies wird noch dadurch erschwert, daß es für die Zwangsarbeit keinen festgesetzten Zeitplan gibt. Die Leute können zu jeder Tages- und zu jeder Jahreszeit gerufen werden - einfach nach dem Gutdünken der Behörden.

Die chinesische Obrigkeit hat bestimmt, daß jedes Familienglied über 18 und unter 60 Jahren bei dieser Fronarbeit mitmachen muß. Choedon zufolge gibt es jedoch viele Beispiele, daß sogar Jugendliche unter 18 Jahren zu harter Arbeit herangezogen werden. Um ihren Eltern zu helfen, die entweder sehr krank oder zu arm sind, um die Strafe von 300 Yuan pro Monat für Nichterscheinen zu zahlen, geben manche Jugendliche vor, sie seien bereits 18 Jahre alt. Andere Eltern wiederum können nicht zum Frondienst erscheinen, weil sie zu geschäftig sind, um für den Lebensunterhalt ihrer Familie zu sorgen.

Nachsicht wird überhaupt nicht geübt, nicht einmal aus ernsten medizinischen Gründen. Die Situation ist: "Geh zur Arbeit oder zahle die Strafe!" Eine Alternative gibt es nicht, wie Choedon sagt. Die Behörden wissen wahrscheinlich ganz genau, daß diese Kinder das erforderliche Mindestalter noch nicht erreicht haben, aber trotzdem schreiten sie nicht ein. Sie wissen auch, daß die Familien kein Geld haben, um die Strafen zu zahlen, aber auf diese Weise können sie ihren Vorgesetzten gegenüber angeben, daß die Quoten eingehalten wurden.

Die Mehrheit der Leute von Drayab sind sehr arm und haben kein Bargeld, um die Strafen zu zahlen. Die meisten haben schon all ihren Schmuck und alle Wertgegenstände verkauft, um die bisherigen Strafen zu zahlen. Nun müssen sie statt Geld die Mittel zu ihrem Lebensunterhalt wie Butter und Fleisch abliefern, was von den Behörden akzeptiert wird. Wie Ngawang klagt: "Wir können nicht jedes Mal zur Fronarbeit gehen. Wir müssen ja auch arbeiten, um essen und überleben zu können". Aus Verzweiflung haben ein paar zu betteln begonnen und andere versuchten, nach Lhasa zu gehen. Aber auch das Recht auf Änderung ihres Wohnortes bleibt ihnen versagt, so daß sie von PSB Beamten gewaltsam nach Drayab zurückgeschickt werden.

Ngawang Choedon berichtet weiter, der Bau von neuen Wohnhäusern und Straßen komme (entgegen aller Bemühungen der Behörden, ihnen dies weise zu machen) natürlich nicht der Lokalbevölkerung zugute, sondern sie seien tatsächlich für chinesische Zuwanderer bestimmt: "Es wird uns immer gesagt, daß viele Leute hierher kommen würden, aber um wen es sich handelt, wissen wir nicht".

Teil 7

Verhaftung wegen Plakatierens

Der 21-jährige Kyidup aus Gemeinde Rotka, Kreis Sog, wurde Mitte April 2001 festgenommen und soll sich gegenwärtig in dem Haftzentrum von Nagchu befinden. Mit 10 Jahren kam Kyidup auf die Volksschule in Rawak, zu der er 6 Jahre lang ging. Dann besuchte er 5 Jahre lang die Tungshu Mittelschule in Kreis Sog. Anfang März hatte er an dem Busbahnhof No. 1 von Nagchu ganz alleine Losungen wie "Tibet ist unabhängig" und "Lange lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama" angeklebt. Nachdem das PSB fast einen Monat ermittelt hatte, wurde Kyidup festgenommen. Es wird allgemein befürchtet, daß er wegen seiner von den Behörden als gefährlich eingestuften politischen Aktivitäten zu einer langen Haftstrafe verurteilt wird.

Teil 8

Besteuerung und andere Probleme in Kreis Saga

Seit Anfang der Neunziger werden für fast alles in dem Dorf Trhango, Kreis Saga, Präfektur Shigatse, Steuern erhoben, wie Sonam Phuntsok berichtet, der im Juni Indien erreichte. Er erzählte auch, wie die Leute seiner Gegend unter der Geburtenkontrolle, der Zwangsarbeit, den religiösen Restriktionen und dem unzulänglichen Schulwesen leiden.

Er führte Beispiele an, wie viel an Abgaben auf Vieh und tierischen Produkten vom Staat gefordert wird: 20% der Wollproduktion, 30% der Butterproduktion, weiterhin 2 Yuan pro Ziege, 6 Yuan pro Schaf und 5 Yuan für jedes weitere Haustier. Der Wert der Tiere selbst beträgt: Schafe/Ziegen: 140-400 Yuan, Yak: 1200 Yuan, Pferd: 800-4000 Yuan.

Obwohl meistens die Steuern von Gegend zu Gegend unterschiedlich sind, gelten für alle Dörfer des Umkreises von Trhango, sowie für die Dörfer Dzongha und Deba von Kreis Kyirong dieselben Abgaben, die bei dem jährlichen "Meeting" eingetrieben werden. Die Offiziellen erklärten, die Steuern für das Jahr 2000 würden der Armutslinderung dienen. Phuntsok kommentierte hierzu, wir hätten ja bereits das Jahr 2001 und außerdem sei die Armut schlimmer als zuvor geworden.

Die Eintreibung der Steuern wird sehr streng gehandhabt, während bei der Festsetzung des Limits für den Viehbestand Willkür herrscht. Dennoch muß der ganze Viehbestand jährlich um 30% reduziert werden, entweder durch Verkauf an Schlachthäuser oder gelegentlich an fromme Buddhisten, die Tiere aufkaufen, um ihr Leben zu retten. Wenn in einer Nomadenfamilie ein paar Jahre hintereinander nur wenig Tiere geboren werden, so bedeutet dies, daß der Viehbestand sich drastisch verringert und vielleicht so sehr abnimmt, daß die Nomaden ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können. Diese zahlenmäßige Begrenzung der Viehhaltung dient angeblich dem Zweck, das Gebiet vor Überweidung zu schützen.

Zwangsarbeit ist auch geläufig in Phuntsoks Gegend. Jedem Einwohner über 3 Jahre werden 60 Punkte pro Jahr zugeordnet. Phuntsoks neun Personen umfassende Familie hat somit ein Minus von 540 Punkten bei den Behörden. Diese Punkte müssen durch ein entsprechendes Arbeitspensum storniert werden, wobei ein Arbeitstag 3 Punkten entspricht. Bei dem Frondienst handelt es sich um den Bau und die Ausbesserung von Straßen, Häusern und Brücken, also insgesamt eine recht harte Arbeit. Wenn wegen krankheitsbedingten Ausfalls eines Familiengliedes nicht alle Punkte storniert wurden, so müssen andere Angehörige das Defizit wettmachen oder sie werden mit 60 Yuan pro Punkt bestraft.

Phuntsok zufolge gilt in Nomadengegenden seit 1998 die Geburtenkontrolle mit 3 Kindern pro Familie. Obwohl die Geburtenkontrollpolitik schon früher in den Städten eingeführt wurde, ist sie nun auch auf dem Lande zu einer allgemein gehandhabten Praxis geworden. Bei Frauen mit außerplanmäßiger Schwangerschaft wird abgetrieben und dann entsprechende Verhütungsmittel ausgegeben. Diejenigen Frauen, die jedoch zu schwach für eine Abtreibung sind, können das Kind zur Welt bringen, müssen aber eine Strafe von 1500 Yuan zahlen. Außerdem gehen die überschüssigen Kinder aller bürgerlichen Rechte und Privilegien verlustig, wie des Rechtes auf Schuldbesuch, medizinische Versorgung und Lebensmittelzuteilung sowie auf ihren Anteil am Familienerbe.

Phuntsoks 32-jährige Schwester Tenzin Lochoe wurde im September 1997 zur Zwangssterilisierung in das Distrikthospital von Trhango gebracht. Ihr Ehemann und Bruder waren bei der Operation, für die sie 500 Yuan zahlen mußten, anwesend. Tenzin Lochoe lag 2 Wochen im Hospital, und das ärztliche Personal riet ihr, für drei Monate nach der Operation jede Arbeit zu meiden, was eine unnormal lange Genesungszeit bedeutet. Alle Bewohner des Dorfes sind gegen die Geburtenkontrollpolitik und die Weise, in der sie durchgesetzt wird.

In dem zwei Tagesreisen von Trhango entfernten Dorf Rela hörte Sonam Phuntsok von zwei Frauen, die nach der Zwangssterilisierung dennoch gebaren. In anderen Gegenden werden Pessare (IUD) zur Geburtenkontrolle eingesetzt, und die Chinesen behaupten, diese seien 15 Jahre lang, und nicht wie allgemein angegeben, 3-5 Jahre wirksam. Die Pessare werden gewöhnlich bei über 30-jährigen Frauen benützt. Wenn sie dann entfernt werden, sind die Frauen jenseits des gebärfähigen Alters. Es überrascht nicht, daß es oft zu Problemen mit diesen Implantaten kommt, so daß die Frauen sie sich im Krankenhaus herausnehmen lassen müssen.

Phuntsok ist überzeugt davon, daß die chinesischen Besatzer in seiner Gegend nur eine minderwertige Erziehung vermitteln. Nach 1996 baute die Gemeinde Trhango eine Schule, die bis zur dritten Klasse führt und 60 Schüler aufnehmen kann. Dan ihr werden Chinesisch, Tibetisch und Rechnen gelehrt. Der Unterrichtsstandard ist jedoch so niedrig, daß die Leute im Dorf sie eher für ein Schaustück als für eine funktionstüchtige Schule halten und der Meinung sind, daß der dort erteilte Unterricht schlechter noch als gar kein Unterricht sei.

Die Behörden setzen für jedes einzelne Dorf eine bestimmte Zahl von Kindern für den Schulbesuch fest. Wenn es mehr Kinder im schulfähigen Alter gibt, werden die Schüler durch Los ausgewählt. Sonam Phuntsoks 12-jähriger Bruder geht gegenwärtig zu dieser Schule.

Viele der reicheren Familien zahlen lieber 1500 Yuan Strafe als ihre Kinder zur Schule zu schicken, während die ärmeren Familien keine andere Wahl haben und widerwillig ihre Kinder zur Schule gehen lassen. Abgesehen davon, daß sie den Schulbesuch für wenig nutzbringend halten, geht den Familien auch eine Arbeitskraft verlustig. Darüber hinaus müssen die Eltern noch selbst die Kosten für Verpflegung, Unterbringung und Unterrichtung ihrer Kinder zahlen.

Weiterhin klagte Phuntsok, wie die Tibeter seiner Gegend in ihrer religiösen Ausübung eingeschränkt werden. Jegliche religiöse Betätigung erfordert die Genehmigung von Pema Dhadon, dem Chef der lokalen Militärstation. Die Leute des Dorfes stellen einen Antrag bei dem Dorfvorsteher, der seinerseits um die Erlaubnis von Pema Dhadon ersuchen muß, der dann spezielle Tage für die religiöse Aktivität festsetzt. Photos des Dalai Lama wurden gänzlich verboten. Es gab Fälle, wo chinesische Beamte auf den geächteten Photos herumtrampelten, nachdem sie sie beschlagnahmt hatten. Unser Informant besaß selbst zwei Photos des Dalai Lama. Vor der Fahndung nach den Photos versteckte er sie in einer Stupa auf einem Hügel in der Nähe des Dorfes.

Sonam Phuntsok stammt aus einer 9-köpfigen Nomadenfamilie. Er ging niemals zur Schule, denn vor 1996 gab es gar keine Schule in seiner Gegend. Die Gemeinde Trhango zählt eigentlich 6 Dörfer, von denen jedes etwa 60 Haushalte umfaßt. Phuntsok betätige sich 4 Jahre lang als Kleinunternehmer, er verkaufte Pferde und handelte zwischen Shigatse und Tingri mit Kleidern und Nahrungsmitteln. Für eine derartige geschäftliche Betätigung sind eine Lizenz und ein Ausweis erforderlich.

Einer der Gründe, warum Phuntsok sich auf den Weg nach Indien machte, ist eine Audienz beim Dalai Lama zu suchen. Außerdem wurde ihm das Leben in Tibet immer unerträglicher wegen der behördlichen Ächtung der Bilder des Dalai Lama und des Karmapa und wegen der erdrückend hohen Steuerlast.

Teil 9

Jugendlicher wegen Rufens von Freiheitsparolen zu 3 Jahren verurteilt

Der 17-jährige Phuntsok Legmon, mit Laienname Tseten Norbu, der in dem nordwestlich von Lhasa gelegenen Kloster Taklung Mönch war, stammt ursprünglich aus Kreis Toelung Dechen der Autonomen Region Tibet (TAR).

Am 10. März wird alljährlich des ersten tibetischen Volksaufstandes von 1959 gegen die kommunistische Herrschaft der Chinesen gedacht. An solchen politisch brisanten Jahrestagen kommt es gelegentlich zu Unabhängigkeitsprotesten oder irgendwo tauchen Plakate auf, was die Behörden in Rage bringt. Daher kontrollieren Sicherheitskräfte in voller Montur ihnen als verdächtig bekannte Sammelpunkte, um solche Zwischenfälle von vornherein zu verhindern.

Als 1999 zum 40. Mal des 10. Märzes 1959 gedacht wurde, inszenierten Phuntsok Legmon und sein Freund Namdrol (Laienname Sonam Choedak) am frühen Nachmittag einen Protest. Trotz intensiver Sicherheitsvorkehrungen starteten die zwei Mönche von dem nördlichen Ende des Barkhor aus, indem sie "Free Tibet", "Tibet ist unabhängig", "Chinesen raus aus Tibet" und "Lange lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama" riefen. Sowohl Phuntsok Legmon als auch Namdrol sollen Mützen und gewöhnliche Kleidung getragen haben, um ihr Mönchsein zu verbergen.

Polizisten des Public Security Bureau schnitten ihnen augenblicklich den Weg ab und trieben sie zu der nahegelegenen Polizeistation. Namdrol versuchte zu fliehen, wurde aber bald gefaßt. Wie Augenzeugen berichten, wurden die Mönche auf dem Weg zur Polizeistation brutal mit Schlagstöcken traktiert.

Es ist noch nicht so lange her, daß das Mittlere Volksgericht von Lhasa die zwei Mönche wegen propagandistischer Aufhetzung zu verschieden langen Haftstrafen verurteilte. Legmon bekam drei Jahre und Namdrol vier Jahre Gefängnis. In dem chinesisch besetzten Tibet ist es keine Seltenheit, daß Tibeter ein Jahr oder länger in Untersuchungshaft festgehalten werden, ehe wegen ihrer vermeintlichen Verbrechen das Urteil über sie gesprochen wird. Trotz des Umstandes, daß beide Mönche politischer Akte wegen mit Haftstrafen belegt wurden, leugnet die Regierung gänzlich, daß sie verurteilt wurden.

Bei einem Telephongespräch der Nachrichtenagentur Associated Press mit einem Justizbeamten des Mittleren Volksgerichts von Lhasa am 27. Juli erklärte dieser, er wisse überhaupt nichts von einer Verurteilung Phuntsok Legmons und Namdrols. Wörtlich sagte er: "Ich bin sicher, daß wir nie ein Urteil von der Sorte, wie Sie es in den vergangenen Monaten verbreiteten, fällten".

Der 22-jährige Namdrol, ebenfalls Mönch des Klosters Taklung, wurde in Toelung Dechen geboren. Man hörte noch nichts darüber, wo die beiden ihre Strafe ableisten, aber es ist ziemlich wahrscheinlich, daß sie bald nach Drapchi verlegt werden.

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