Weitere Einzelheiten zu den Gefängnisprotesten in Drapchi vom Mai 1998
Am 1. Mai 1998 (dem Internationalen Tag der Arbeit) fand in dem Gefängnis ein Flaggenappell vor der chinesischen Nationalflagge statt. 60 politische Gefangene der neuen Einheit No. 5 wurden gezwungen, unter der Fahne zu marschieren und sie zu salutieren. Um 9 Uhr wurden sie in Reih und Glied gestellt und angewiesen, Losungen wie "Eingedenk der eigenen Schuld", "Einhalten der Regeln", "Streben nach Selbstverbesserung" zu rufen. Plötzlich begannen zwei Gefangene der Einheit No. 6 "Free Tibet" zu rufen und gedruckte Blätter emporzuwerfen. Andere Gefangene fielen ein und verwandelten die Zeremonie in ein Chaos. Als Ergebnis wurden folgende Häftlinge der Einheit No. 6 bestraft:
1. Migmar (37), ein ehemaliger Mönch des Klosters Tashikang, Nyithang, sah sein Gefängnisurteil von 6 auf 10 Jahre verlängert.
2. Konto (24) aus dem Kloster Gaden wurde 1996 verhaftet und zu 4 Jahren verurteilt. Seine Strafe wurde um 1 Jahr verlängert.
3. Tenzin (26), ehemals Mönch aus Kreis Dranang, Lhoka, wurde 1994 verhaftet und zu 5 Jahren verurteilt. Seine Strafe wurde auf 9 Jahre erhöht.
4. Norbu Phuntsok (27), ein ehemaliger Mönch aus dem Kreis Phenpo Lhundup. sah sein ursprüngliches Urteil von 5 Jahren von 1995 auf 8 Jahre erhöht.
5. Kapasang (27), ein ehemaliger Mönch aus Kreis Phenpo Lhundup, wurde 1995 verhaftet. Sein Urteil wurde von 5 auf 8 Jahre erhöht.
6. Ngawang (30), ehemals Mönch aus Kloster Drepung, wurde 1991 festgenommen. Zu dem bereits 10 Jahre betragenden Urteil wurden noch 5 Jahre hinzugefügt.
Auch einige Gefangene des neuen Blockes No. 5 sahen ihr Hafturteil verlängert:
1. Lobsang Gelek (27, ehemals Mönch aus Kloster Khang Mar in Kreis Damshung, wurde 1995 festgenommen. Er bekam zusätzlich 5 Jahre, somit insgesamt 10 Jahre.
2. Lhasang (26), ein Mönch aus dem Kloster Gunsar, wurde 1995 festgenommen und zu 5 Jahren verurteilt, die nun auf 10 Jahre verlängert wurden.
3. Pasang (28), ehemals Mönch aus Kreis Phenpo Lhundup, wurde 1995 festgenommen und zu 6 Jahren verurteilt, die nun auf 10 Jahre verlängert wurden.
4. Yeshi Jinpa (27), ehemals Mönch aus Sungrabling in Kreis Gongkar, Lhoka, wurde 1993 festgenommen und zu 6 Jahren verurteilt. Nun wurde seine Strafe auf 11 Jahre erhöht.
5. Kalsang Phuntsok (23), ein Mönch aus dem Kloster Tashikang, Nyithang in dem Kreis Choe Shur wurde 1994 festgenommen und zu 6 Jahren verurteilt. Seine Strafe wurde auf 10 Jahre erhöht.
6. Khedup (32), ehemals Mönch von Kloster Gaden in Kreis Taktse, wurde im Dezember 1995 festgenommen und zu 5 Jahren verurteilt. Er wurde wegen seiner Beteiligung an dem Protest vom 1. Mai schwer geschlagen und in Einzelhaft gesteckt. Infolge der entsetzlichen Folterung starb er am 28. Oktober 1998.
7) Lobsang Choephel (25), ein Mönch des Klosters Khang Mar, erhängte sich im Badezimmer. Er hinterließ eine Notiz, auf der stand: "Ich begehe Selbstmord für die sechs Millionen Tibeter. Ich werde niemals die chinesische Flagge salutieren oder mich vor ihr verneigen. Meine Freunde, wir werden uns im nächsten Leben wieder treffen".
Am 4. Mai 1998 trugen Gefangene den toten Körper von Lobsang Choephel und riefen "Free Tibet". Als die Insassen der alten Einheit dies hörten, begannen sie zu demonstrieren und die Gefängnistore zu durchbrechen. Die Gefängniswachen schossen daraufhin auf die Häftlinge, wobei einer, Ngawang Sherab, verletzt wurde. Dann stürmten PAP Soldaten herein und bereiteten dem Protest ein Ende.
Am selben Abend um etwa 19 Uhr wurde Phuntsok vernommen, aber er bestritt, mit dem Vorfall etwas zu tun gehabt zu haben. Er mußte dann in einer Kruzifixstellung verharren, indem ein Holzblock auf seine Schultern gelegt wurde und seine Arme daran festgebunden wurden. Nun kam er in einen anderen Gefängnistrakt mit lauter geschlossenen Fenstern. Fünf oder sechs Wachen schlugen ihn erbarmungslos mit elektrischen Schlagstöcken und Eisenstangen. Als er bewußtlos umfiel, wurde kaltes Wasser über sein Gesicht gegossen. Sogar noch, als er in seine Zelle zurückgebracht wurde, ging die Peinigung weiter: Ein Elektroschockgerät wurde seinen Genitalien und seinem Mund angelegt. Sein Zustand wurde daraufhin so ernst, daß er eiligst in das Militärkrankenhaus gebracht werden mußte, wo er eineinhalb Monate lang behandelt wurde.
Am 1. Juli bekannte er, an dem Protest teilgenommen zu haben, und wurde wieder schwer geschlagen, sogar seinen Wunden wurden Elektroschocks verabreicht. Weil er die Qualen nicht mehr aushalten konnte, versuchte er am 23. Juli Selbstmord zu begehen, indem er vier Nadeln und Glassplitter verschluckte. Wieder kam er ins Krankenhaus und wurde operiert. Am 13. September wurde er entlassen.
Bei ähnlichen Vernehmungen wurde Lobsang Wangchuk (29), ein Mönch von Kloster Gaden, zu Tode geschlagen, und einem anderen Mönch, Ngawang Dorjee, wurde der Schädel mit einer Eisenstange zertrümmert.
Als Folge des Zwischenfalles vom 4. Mai wurde folgenden Gefangenen der alten Einheit das Hafturteil verlängert:
1. Ngawang Sungrab (32), ehemals ein Mönch aus Kloster Drepung, der 1991 verhaftet und zu 10 Jahren verurteilt wurde, bekam eine Verlängerung um 3½ Jahren.
2. Tsering Phuntsok (34), ein ehemaliger Mönch von Kloster Gaden, wurde 1992 verhaftet und zu 7 Jahren verurteilt. Seine Haftfrist wurde um 1½ Jahre verlängert.
3. Ngawang Lungtok (29), ein ehemaliger Mönch aus Kloster Gaden, wurde 1992 verhaftet und zu 6 Jahren verurteilt. Seine Haftfrist wurde ebenfalls um 1½ Jahre vermehrt.
4. Ngawang Dorje (27), ein Mönch von Kloster Gunsar in Kreis Phenpo Lhundup, der 1995 zu 3 Jahren verurteilt wurde, bekam weitere drei Jahre.
5. Sonam Tsering (31), ein Mönch des Klosters Katsel in Medro Gungkar, wurde 1996 verhaftet und zu 8 Jahren verurteilt, die nun um 2 Jahre verlängert wurden.
6. Bhungchu (29), ein 1995 verhafteter und zu 5 Jahren verurteilter Mönch, wurde mit 2 weiteren Jahren belegt.
7. Tsepal (23), ein Mönch aus Kloster Gunsar, der 1995 verhaftet und zu 15 Jahren verurteilt wurde, bekam eine 2½-jährige Verlängerung.
Phuntsok wurde am 16. Juni 1999 nach Ableistung seiner Haftstrafe von 5 Jahren entlassen.
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