2. Februar 2007
Free Tibet Campaign
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China foltert tibetische Kinder und Erwachsene

Nachtrag zur Urgent Campaign vom 6. Oktober 2006: Chinesisches Militär schießt auf tibetische Flüchtlinge

Am 30. Januar 2007 gab es die ersten Nachrichten über die Behandlung der Gruppe tibetischer Flüchtlinge, die am 30. September 2006 von chinesischen Grenztruppen beschossen und festgenommen wurden – und es waren schockierenden Informationen.

Nachdem sie die 17jährige Kelsang Namtso mit gezielten Schüssen getötet und den 20jährigen Kunsang Namgyal verletzt hatten, nahmen chinesische Grenzsoldaten diese etwas über 30 Tibeter, darunter auch Kinder und Jugendliche, fest. Über ihren Verbleib und ihre Situation konnte trotz Anfragen durch UN-Gremien und diverse Regierungen nichts in Erfahrung gebracht werden.

Ende Januar wurde der erste Augenzeugenbericht publik: Der 15jährige Jamyang Samten, der zu der Gruppe der Festgenommenen gehörte, konnte in der Folge aus Tibet fliehen.

Er erzählte, daß seine aus 32 Personen bestehende Gruppe, die alle unter 20 Jahre waren, ein Stück hinter der ersten Gruppe ging, als die chinesischen Grenzsoldaten das Feuer auf diese eröffneten. Als sie die Schüsse hörten, sagte ihr Fluchthelfer ihnen, sie sollten sich hinter Felsblöcken verstecken. Er wolle gehen, um zu schauen, was los ist. Er kehrte jedoch nie zurück, und die Gruppe wartete in ihrem eisigen Versteck, bis die Nahrungsmittel zur Neige gingen. Danach wagte sie sich erneut zu dem Paß vor. „Als wir uns anschickten, ihn zu überqueren, begannen Soldaten in unserer Nähe Schüsse abzufeuern, um uns Angst zu machen“, sagte er. Die Gruppe ergab sich, wurde festgenommen und in einen Lastwagen verfrachtet. Darin lagen bereits die Leiche der toten Nonne sowie eine verwunderte Person, deren Schußwunde am Bein mit Lappen umwickelt war. Bei dem Verwundeten handelte es sich höchstwahrscheinlich um den Mann, der später starb, denn in einer Erklärung der chinesischen Regierung kurz nach dem Vorfall war von zwei Toten die Rede. Eine Person sei später gestorben.

Samten berichtete weiter, seine Gruppe sei in einem Armee-Lastwagen zu einer Polizeistation in der Nähe gefahren worden. Dort wurden sie drei Tage lang vernommen und dabei wiederholt mit elektrischen Schlagstöcken traktiert. „Sie prügelten auf mich ein, bis ich das Bewußtsein verlor“, sagte Samten. Die Polizisten wollten unbedingt von ihm wissen, wer die tote Nonne sei.

Nach drei Tagen wurden die Festgenommenen nach Shigatse, der zweitgrößten Stadt Tibets, verlegt, wo sie weiter mißhandelt wurden. „Ein Aufseher stieß uns seine in einem Metallhandschuh steckende Faust in den Bauch“. Samten erzählte auch, die Häftlinge seien während der Verhöre an die Wände gekettet gewesen und hätten Zwangsarbeit leisten müssen, wie Gräben ausheben, Zäune bauen und Felder umpflügen. Auf die Frauen wurde mit Gürteln eingeschlagen. Kinder unter 15 Jahre mußten Putzarbeit verrichten und wurden nur am Wochenende eine Stunde zum Spielen nach draußen gelassen.

Von den Eltern der Kinder wurde eine Geldstrafe gefordert, ehe sie sie zu sich nehmen durften. Diejenigen, die nicht von ihren Eltern abgeholt wurden, blieben monatelang in Gewahrsam. Samten wurde schließlich in Shigatse seinen Eltern übergeben. Später gelang ihm die Flucht nach Indien.

Die Tatsache, daß tibetische Eltern so weit gehen, ihre Kinder über den Himalaya zu schicken und sie dabei dem Risiko von Erfrierungen und Schneeblindheit, ja sogar dem Tod aussetzen, zeigt, wie verzweifelt die Lage der Tibeter in Tibet ist.

Aktion

1. Schreiben Sie an den britischen Außenminister und verlangen sie, daß die britische Regierung nachdrücklich von China verlangt,

  • die Ergebnisse der zugesicherten Untersuchungen zu veröffentlichen,
  • alle Festgenommenen freizulassen,
  • die Einstellung der Folter in Tibet zu garantieren.

(I demand that the UK Government takes firm action pressing China to publish the result of the investigation it pledged to carry out; to release all the detainees and to commit to the eradication of torture in Tibet.)

Rt. Hon Margaret Beckett MP
Secretary for Foreign and Commonwealth Affairs
King Charles Street
London SW1A 2AH
Anrede: Dear Secretary
Fax: 020 7008 2144

Alternativ kann ein Brief auch an den deutschen Außenminister gerichtet werden:

Bundesminister des Auswärtigen
Herrn Dr. Frank-Walter Steinmeier
Auswärtiges Amt
Werderscher Markt 1
11013 Berlin

2. Schreiben Sie an den chinesischen Botschafter in Großbritannien und verlangen sie eine gründliche Aufklärung des Geschehens, die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen, die Freilassung aller Inhaftierten und die Zusage, der Folter in Tibet ein Ende zu setzen.

(I demand full investigation to bring those responsible to justice and the release of the detainees and commitment to eradicate torture in Tibet.)

Mr Zha Peixin
Chinese Embassy
49-51 Portland Place
London W1B 1JL

Alternativ kann der Protest auch an den chinesischen Botschafter in Berlin geschickt werden:

S.E. Herr Ma Canrong
Botschaft der Volksrepublik China
Märkisches Ufer 54
10179 Berlin

Außerdem an die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte:

Ms. Louise Arbour
United Nations High Commissioner for Human Rights (OHCHR)
Palais des Nations
8-14 Avenue de la Paix
CH-1211 Geneva 10
Schweiz
Anrede: Dear High Commissioner

Bitte informieren Sie FTC, falls Sie eine Antwort erhalten, damit wir die Situation besser beurteilen können.