14. November 2003
Free Tibet Campaign
28 Charles Square, London N1 6HT, Tel. +44 20 7324 4605, Fax +44 20 7324 4606, www.freetibet.org, e-mail: mail@freetibet.org

Urgent Action: Heiliger Berg Kailash durch Strassenbauprojekt bedroht?

Chinesische Pläne zur Steigerung des Tourismusvolumens in Westtibet bedrohen die empfindliche Umwelt des Berges Kailash, eines der heiligsten Berge der Welt. Offensichtlich soll demnächst eine "Ringstraße" rund um den Berg gebaut werden. Westlichen Reisenden und dortigen Einwohnern zufolge wurden die Vermessungsarbeiten bereits abgeschlossen, der Straßenbau kann folglich im April 2004 beginnen. Es ist nicht klar, ob diese Planungen von der örtlichen Präfektur in Ngari (chin: Ali) oder von höherer Ebene ausgehen. Behördenvertreter warnten die in der Umgebung des Kailash lebenden Tibeter davor, über die geplante Straße zu sprechen.

Der Kailash ist für die Anhänger verschiedener Religionen, wie Buddhisten, Bön, Jains und Hindus, ein bedeutender Wallfahrtsort. Die meisten tibetischen Pilger bewältigen die heilige kora oder Umrundung des Berges (eine Strecke von 56km, teils in mehr als 5.600 m ü.d.M.) innerhalb eines einzigen Tages, was den Körper von Sünden reinigen soll. Der Kailash ist auch ein beliebtes Ziel für westliche Touristen, die zwischen drei und fünf Tagen für die Umrundung brauchen. Wer 108 Umrundungen vollendet, erlangt umgehende Erleuchtung. China konnte dazu bewegt werden, bisher keine Genehmigung für die Besteigung des Bergs zu erteilen.

Ein westlicher Reisender, der die Gegend seit über einem Jahrzehnt immer wieder besucht hat, sagte: "Die Tibeter bezeichneten mir gegenüber die Straße als eine Katastrophe. Sie sind besorgt, weil der Kailash, den sie Kang Rinpoche nennen, so ein heiliger Ort und die Landschaft noch so unverdorben ist". Die Behörden in dem vom Kailash 155 Meilen entfernten regionalen Verwaltungssitz Ngari planen auch einen zivilen Flugplatz, der Touristen von Lhasa aus schnellen Zugang zu der Gegend ermöglichen würde. 2002 reisten mehr als 850.000 Touristen nach Tibet; 720.000 davon waren "interne" Besucher aus anderen Teilen Chinas, was eine dreißigprozentige Steigerung gegenüber 2001 bedeutet. Unter wohlhabenden Chinesen gilt Tibet derzeit als "chic".

Zum Aufbau von politischer Unterstützung für die Aufnahme des Berges Kailash und des nahegelegenen Manasarovar-Sees mit ihrem hohen spirituellen Wert in die Liste des Weltnaturerbes, wodurch die Gegend vor unangemessenen Entwicklungsprojekten geschützt würde, arbeitet Free Tibet Campaign weltweit mit anderen Tibet-Aktivisten zusammen. Zur Zeit sind weltweit 35 Landschaften von der UNESCO als Weltnaturerbe erfaßt. Dazu gehören u.a. der Uluru-Kata-Tjutu-Nationalpark (auch als "Ayers Rock" bekannt) in Australien und der Tongariro-Nationalpark in Neuseeland. Ohne Nominierung durch den jeweiligen Staat - in diesem Falle China - kann jedoch kein Ort zum Weltnaturerbe erklärt werden.

Bitte verfassen Sie höfliche Briefe an folgende Adressaten:

Minister Wang Guangtao
Ministry of Construction
9 Sanlihe Road
Beijing 100835
People's Republic of China
Fax: 0086 10 6839 3014
Email: npa@public3..bta.net.cn

Ms Yolande Kakabadse Navarro, President
IUCN (The World Conservation Union)
Rue Mauverney 28
CH-1196 Gland
Switzerland
Fax: 0041 22 999 0002
Email: president@iucn.org

UNESCO Beijing Office
Jianguomenwai
Waijiao Gongyu 5-15-3
Beijing 100600
People's Republic of China
Fax: 0086 10 6532 5790
Email: beijing@unesco.org oder unesco@public.bta.net.cn

Bitten Sie um Folgendes:

· To the Chinese Minister: to ask for assurance that no road construction will take place around Mount Kailash and request that China nominate Mt Kailash/Lake Manasarovar area for World Heritage Listing.

An den chinesischen Minister: bitten Sie um Zusicherung, daß kein Straßenbau um den Berg Kailash erfolgt und fordern Sie China zur Nominierung des Berges Kailash und des Manasarovar-Sees als Weltnaturerbe auf.

· To IUCN and UNESCO Beijing: request that they make inquiries of the Chinese government and any relevant agencies that they are in communication with in China about the status of this project.

An die IUCN und die UNESCO Beijing: bitten Sie darum, Erkundigungen zum Stand dieses Projekts bei der chinesischen Regierung und sonstigen relevanten Stellen, mit denen sie in Verbindung stehen, anzustellen.

· To IUCN: request that its international taskforce on the non-material values of protected areas (part of its World Commission on Protected Areas) makes an assessment of the spiritual value of the Mt Kailash/Lake Manasarovar area, with a view to encouraging China to nominate it for World Heritage Listing.

(Please send copies of any responses you receive to Free Tibet Campaign; as this helps us to monitor the situation.)

An die IUCN: Bitten Sie darum, daß ihr internationales Arbeitsteam für den ideellen Wert von geschützten Gebieten ein Gutachten über den spirituellen Wert der Gegend Kailash/Manasarovar-See erstellt, um China zu dessen Nominierung für das Weltnaturerbe zu bewegen.

(Bitte lassen sie Free Tibet Campaign Kopien von allen eventuell eingehenden Antworten zukommen; das würde uns bei der Einschätzung der Situation sehr helfen.)

Free Tibet Campaign engagiert sich für das Recht der Tibeter, selbst über ihre Zukunft zu entscheiden. Der Verein setzt sich für die Beendigung der chinesischen Besetzung Tibets und für die Achtung der grundlegenden Menschenrechte der Tibeter ein. Er ist regierungs-unabhängig und wird von seinen Mitgliedern und Unterstützern finanziert.