10. Februar 2021
Central Tibetan Administration (CTA), www.tibet.net

Erst jetzt tauchen Informationen über die Verurteilung eines Tibeters zu 13 Jahren Haft im Jahr 2013 auf

Vor mehr als sieben Jahren, etwa im Juli 2013, wurde ein Tibeter aus dem Bezirk Driru in der Präfektur Nagchu, Autonome Region Tibet (TAR), zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er seinen Landsleuten bei der Flucht nach Indien geholfen hatte. Er wurde in dem etwa 50 km von Lhasa entfernten Gefängnis Chushul inhaftiert. Diese Nachricht wurde erst jetzt bekannt.

Laut unserer Quelle wurden damals neben Namdak noch sechs bis sieben weitere Tibeter aus Driru verurteilt, alle zu 13 Jahren Haft. Einzelheiten wie etwa ihre Namen und Anklagen blieben damals jedoch unbekannt.

Namdak

Das Letzte, was man über Namdak erfuhr, war daß er an Blinddarmentzündung litt. Die chinesischen Behörden informierten seine Familie darüber, daß sie sich um seinen Zustand kümmern würden und verboten ihr, ihn im Gefängnis zu besuchen, vermutlich um zu verhindern, daß etwas über seinen medizinischen Zustand nach außen dringe.

Es wird vermutet, daß sich der etwa 34 Jahre alte Namdak in einem ernsten Gesundheitszustand befindet. Er stammt aus dem Dorf Meri, Gemeinde Tsala, Bezirk Driru, Präfektur Nagchu. Driru gehörte einst zur tibetischen Provinz Kham.

Rund 30 Tibeter wegen Besuchs in Indien inhaftiert

Darüber hinaus wurden 2013 etwa 30 Tibeter aus derselben Gemeinde Tsala im Bezirk Driru nach ihrer Rückkehr aus Indien für zwei Jahre in Lhasa inhaftiert. Die Mißhandlungen, die sie dabei erlitten, führten bei einigen zu gesundheitlichen Komplikationen. „Es wurde ihnen allen verboten, Yartsa Gunbu (Raupenpilz) zu sammeln; statt dessen wurden sie der ‚patriotischen Umerziehung’ unterzogen und zur Zwangsarbeit in Arbeitslagern eingesetzt. Ihre Bewegungen werden ständig überwacht und auch jetzt noch können sie ihre Stadt ohne vorherige Erlaubnis der chinesischen Behörden nicht verlassen“, wie aus unserer Quelle verlautet.
Die Tibeter in Driru werden auch davor gewarnt, ihre Familienmitglieder im Exil zu kontaktieren und ihnen Geld zu schicken. Die lokalen chinesischen Behörden haben gedroht, daß denjenigen, die sich nicht daran halten, verboten wird, Yartsa Gunbu zu sammeln.

Im Oktober 2020 starb Lhamo, eine Mutter von drei Kindern aus dem Bezirk Driru, aufgrund der in der Haft erlittenen Folter. Lhamo und ihr Cousin Tenzin Tharpa wurden im Juni 2020 inhaftiert, weil sie Geld an Familienmitglieder oder Tibeter in Indien geschickt hatten.

Diese Nachricht sickerte erst kürzlich durch, da die chinesische Regierung die Kommunikationsmittel nahezu vollständig überwacht und kontrolliert und das Internet in ganz Tibet zensiert. Viele Jahre lang kam es in Driru immer wieder zu Protesten gegen die chinesische Herrschaft und die repressive Politik Chinas, was zu einer weiteren Verschärfung der Situation in der Region führte. Die TAR, zu der Driru gehört, ist abgeriegelt und kaum zugänglich, weshalb Nachrichten über Menschenrechtsverletzungen die Außenwelt erst Monate oder Jahre später erreichen. Das macht es für die Tibeter dort extrem schwierig und riskant, Informationen über die Situation vor Ort weiterzugeben.

Erst im vergangenen Monat kam heraus, daß es im Jahr 2015 einen Selbstverbrennungsversuch durch den 26jährigen Shurmo im Dorf Shagchukha in Driru gegeben hat. Obwohl es viele tibetische Zeugen der Tat von Shurmo gab, gelangten die Informationen erst fünf Jahre später aus Tibet heraus.