13. März 2023
Radio Free Asia, www.rfa.org, Free Tibet, https://freetibet.org

Tibetischer Schriftsteller zu vier Jahren Haft verurteilt

Zangkar Jamyang kritisierte, daß China den Tibetischunterricht an den Schulen strich.

Der tibetische Schriftsteller Zangkar Jamyang wurde 2020 von der chinesischen Polizei im Kreis Kyungchu in der Autonomen Präfektur Ngaba der Tibeter und Qiang in der südwestchinesischen Provinz Sichuan verhaftet.

Der nun schon vor nahezu drei Jahren von der chinesischen Polizei verhaftete Schriftsteller verbüßt nach Angaben von Tibetern, die mit der Situation vertraut sind, eine vierjährige Haftstrafe wegen „Spaltung und Verbreitung von Gerüchten in Internet-Chatgruppen“.

Der heute 45-jährige Zangkar Jamyang verschwand in der Nacht des 4. Juni 2020, als ihn die Behörden im Kreis Kyungchu in Ngaba, einer tibetischen Region in der südwestchinesischen Provinz Sichuan, spurlos verschwinden ließen.

Zangkar Jamyang

Was der Auslöser für Jamyangs Verhaftung war, bleibt unbekannt. Es wird jedoch vermutet, daß sie mit einem Essay vom 25. Mai 2020 zusammenhängt, in dem er betonte, daß „Tibeter das Recht haben, die tibetische Sprache zu lernen, und daß dies durch chinesische Gesetze legalisiert ist“. Der Aufsatz wurde anscheinend als Reaktion auf die Praxis der chinesischen Regierung verfaßt, in den Schulen in der Nähe von Jamyangs Wohnort nur Mandarin zu unterrichten.

Sehr lange Zeit hatte seine Familie keine Ahnung, wo er sich aufhielt und wußte nicht, daß er verhaftet worden war, wie uns ein Tibeter aus der Region sagte.

Schließlich fanden sie heraus, daß er verhaftet und wegen „Anstiftung zu separatistischen Handlungen und Teilnahme an Online-Diskussionen zu verschiedenen Themen“ angeklagt worden war, so die Quelle gegenüber Radio Free Asia. 

Er werde im Menyang-Gefängnis festgehalten, und seine Familienangehörigen und Verwandten dürften ihn nicht sehen, fügte die Quelle hinzu und bezog sich dabei auf die Haftanstalt in der Nähe der Stadt Chengdu in der Provinz Sichuan.

Die chinesischen Behörden inhaftieren häufig tibetische Schriftsteller und Künstler, die sich für die tibetische nationale Identität und Kultur einsetzen, und verurteilen viele von ihnen zu langen Haftstrafen.

Zuweilen haben sich die Tibeter den chinesischen Maßnahmen zur Unterdrückung ihrer Sprache und Kultur mit großen Protesten widersetzt, die in der Regel gewaltsam niedergeschlagen werden.

Jamyang, der sowohl Tibetisch als auch Chinesisch fließend spricht, hat ein Buch geschrieben und Beiträge für tibetische Literaturzeitschriften, darunter Dang Char, verfaßt. 

Etwa im März 2020 begann Jamyang, auf die Bedeutung des Unterrichts der tibetischen Sprache in den Schulen hinzuweisen. Er kritisierte die chinesische Regierung, als Beamte dazu übergingen, den Unterricht in der tibetischen Sprache in den Schulen zu streichen.

Jamyang, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, ermutigte die Tibeter, sich gegen die Absicht der chinesischen Regierung öffentlich zu wehren, die den Tibetern untersagen wollte, ihre eigene Sprache zu verwenden und zu unterrichten. 

Die Behörden verhörten den Schriftsteller mehrmals und durchsuchten seine Computer und Mobiltelefone, sagte ein anderer Tibeter, der mit der Situation vertraut ist. Sie haben ihn auch einige Male festgenommen.

„Jamyang hat sich in Online-Chatgruppen über die Bedeutung Seiner Heiligkeit, des Dalai Lama, und die Aufrechterhaltung der tibetischen Sprache ausgesprochen“, so die Quelle.

Zangkar Jamyang stammt aus dem Dorf Upper Zangkar (ཟངས་དཀར་སྟོད་མ།) im Kreis Kyungchu (ཁྱུང་མཆུ་རྫོང་།) in Ngaba. Er hat eine Reihe von Essays geschrieben, die in Zeitschriften und sozialen Medien veröffentlicht wurden, sowie ein Buch Struggle with Wild Tongue (འཕག་འཚག་རྒོད་པའི་ལྕེ།), das eine Zusammenstellung seiner Schriften enthält.

Im Jahr 1998 verließ Jamyang Tibet und begab sich nach Dharamsala, Indien, der Residenz des Dalai Lama und dem Sitz der tibetischen Exilregierung, wo er Englisch lernte.

Im Jahr 2002 kehrte er jedoch nach Tibet zurück und wirkte als Übersetzer für Organisationen der Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen aus den Vereinigten Staaten. Er arbeitete auch als Reiseleiter und Übersetzer für Besucher in der Region.

Im Jahr 2019 wurde sein Antrag auf ein Visum für die Vereinigten Staaten genehmigt, aber er konnte wegen der Covid-19-Pandemie nicht reisen.

Am 4. Juni 2020 verschwand er plötzlich, aber erst nach sehr langer Zeit wurde seine Familie über seine Verhaftung durch die chinesische Polizei informiert, so die zweite Quelle.