6. März 2023
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibeterin wegen Kontaktaufnahme mit Menschen außerhalb der Region verhaftet

Verschärftes Durchgreifen im Vorfeld des 10. März, dem Jahrestag des Aufstands von 1959

Die chinesischen Behörden in Tibet haben eine Frau verhaftet, weil sie mit Tibetern außerhalb der Autonomen Region Tibet Kontakt aufgenommen hatte. Einem mit der Situation vertrauten Tibeter zufolge geschah dies unter  einer verstärkten Überwachung und polizeilichen  Durchsuchungen vor einem politisch sensiblen Jahrestag.

Die Polizei verhaftete die 23-jährige Yangtso aus der Stadt Shigatse am 2. März, nachdem sich bei einer Kontrolle ihres Mobiltelefons herausgestellt hatte, daß sie Kontakt zu Personen außerhalb der Autonomen Region Tibet aufgenommen und Fotos an diese geschickt hatte. 

Sie wird in der örtlichen Polizeistation des Kreises Namling festgehalten, sagte ein im Exil lebender Tibeter, der sich nicht zu erkennen geben wollte, um frei über die Angelegenheit sprechen zu können.

Yangtso

„Yangtsos Familienangehörige haben derzeit keinen Kontakt zu ihr“, sagte die Quelle.

China regiert Tibet mit eiserner Faust und überwacht und beschränkt die politischen Aktivitäten der Tibeter sowie jegliche Äußerung ihrer kulturellen und religiösen Identität.

Im Vorfeld des 10. März, dem Tag, der an den Volksaufstand von 1959 erinnert, als Zehntausende Tibeter in der Regionalhauptstadt Lhasa gegen die chinesische Invasion und Besetzung ihrer Heimat ein Jahrzehnt zuvor auf die Straße gingen, wird das harte Vorgehen gewöhnlich noch verschärft.

Das Scheitern des bewaffneten Aufstands führte zu einer gewaltsamen Niederschlagung der tibetischen Unabhängigkeitsbewegung und zur Flucht des Dalai Lama, des geistigen Oberhaupts des tibetischen Buddhismus, und vieler Tibeter ins indische Exil.

„Da der Jahrestag des 10. Märzes näher rückt, gibt es in ganz Lhasa und Shigatse strengste Kontrollen und stichprobenartige Verhöre“ so der im Exil lebende Tibeter. „Jeder muß einen Ausweis bei sich tragen, und die Polizei kontrolliert die Mobiltelefone“.

Laut eines Artikels in der Tibet Times, eines tibetischsprachigen Mediums, das in Dharamsala, der Residenz des Dalai Lama und dem Sitz der tibetischen Exilregierung, erscheint, arbeitete Yangtso in einem Restaurant namens „Gang-ri“ in der Stadt Shigatse.

Die Tibeter beschuldigen die chinesischen Behörden, ihre Menschenrechte zu verletzen und zu versuchen, ihre religiöse, sprachliche und kulturelle Identität auszulöschen.

Chinesische Behörden sind während Losar, dem tibetisch-buddhistischen Neujahrsfest, das in diesem Jahr vom 20. bis 26. Februar gefeiert wurde, mit Handykontrollen und Razzien in Lhasa, Shigatse und Chamdo gegen die Tibeter vorgegangen, wie RFA in einem früheren Bericht erläuterte.

Im Vorfeld warnten die Behörden vor Veranstaltungen, die die nationale Sicherheit gefährden könnten, denn sie würden sofort dagegen vorgehen.